Kaiserslautern Mutterboden für Kunst

„Mutter“ in vielfältigen Ausdrucksformen: Die Mater-Macherinnen Marie Gouil (links) und Katja Bellenbaum eröffneten die Schau im
»Mutter« in vielfältigen Ausdrucksformen: Die Mater-Macherinnen Marie Gouil (links) und Katja Bellenbaum eröffneten die Schau im Kunstlager im Fuchsbau. Die Ausstellung ist bis zur Langen Nacht der Kultur zu sehen.

Muttersprache, Mutterboden, Muttermilch, Muttermal, Mutterhaus, Mutterwitz, Mutterherz und – weil jeder Mensch dank seiner Mutter auf Erden ist – der Muttertag: Nur einige der vielen Begriffe, die sich konkret oder im übertragenen Sinn vom lateinischen Wort für Mutter ableiten. Wie knapp 40 Künstler „Mater“ interpretieren, zeigt seit Sonntag die gleichnamige Ausstellung im Kunstlager, der temporären Leerstandsgalerie im Fuchsbau.

Ein Thema macht derzeit die Runde: die Frau im Kontext bildender Kunst. Ob als Kunstschaffende in „Weibsbilder“, in Form von Skizzen und Studien in „Frauenbilder“, als vorgetragene Historie der „Musen“ oder aktuell als verbindende Kernaussage bei Mater: Konzentrierter hätte man das nicht bieten können. Mit bewundernswertem Engagement initiiert und organisiert von den Künstlerinnen des Ateliers für Experimentelle Kunst, Marie Gouil und Katja Bellenbaum, offenbarte die Vernissage am Muttertag neben einer erfreulichen Besucherresonanz Exponate der Sparten Malerei, Zeichnung, Grafik, Druck, Textprints, Collagen, Bildhauerei und Fotografie. Die Werke weiten das Sehen, Verstehen, Bewerten und Betrachten. Eine Kunstschau ohne Ergüsse mit therapeutischem Anspruch. Die Wände rauf und runter, so sind die Werke in typischer Petersburger Hängung installiert. Das heißt für den Besucher: stehenbleiben, innehalten, den Kopf in den Nacken legen und Bilder von oben nach unten oder quer lesen. Sind es Kurzgeschichten? Kapitel eines Romans? Oder Abschnitte einer Dokumentation? Eindrücke entstehen, die nicht nur auf unterschiedlichen Inhalten einzelner Blätter basieren. Zudem ordnet die Präsentation mit dem Mittel vorhandener beziehungsweise weggelassener Passepartouts und Rahmen die Werke in Kategorien und Schemata ein. Da zieht so manches Motiv expressiven Darstellungsstils spontan die Augen der Betrachter auf sich. Dass dennoch die eher impressionistischen Werke, ob figürlich oder abstrakt, nicht übersehen werden oder sich verlieren, ist Verdienst der Ausstellungsmacherinnen. Mit feinsinnigem und geschulten Gespür vermochten sie das willkürlich entstandene Konglomerat voneinander unabhängiger Werke in das verbindende Tableau Mater zu übertragen. Was da im Einzelnen ausgesagt und vermittelt wird, kann und sollte jeder nach eigenem Gusto entdecken. Unbedingt empfehlenswert. Übrigens wird die Präsentation begleitet von interdisziplinär vertiefendem Programm mit Tanz, Performance, Fotoshooting oder interaktiver Installation. Einen Vorgeschmack bot bereits die Vernissage im vielsagend-kreativen Ambiente der Kunst und in redseliger Atmosphäre, für die Menschen sorgten. Traten doch Autorin Eva Paula Pick mit Muttertexten in artifiziell-lautmalerischer Vortragsweise sowie auch das Musikduo Yves Gévaudan und Stefan Möhnen auf. Eine rundum anregende Kulisse. Termine —Die Ausstellung Mater ist bis zur Langen Nacht der Kultur am 24. Juni donnerstags und freitags von 16 bis 18 sowie samstags von 11 bis 14 Uhr im Kunstlager zu sehen. —21. Mai, 16.30 Uhr: Spektakulum und Workshop in der Wackemühlstraße 1. — 27. Mai, 11 bis 14 Uhr: Fotoshooting für Mütter mit Kindern im Kunstlager —28. Mai, 11 Uhr: Matinee mit Tanzperformance. Kunstlager, Eisenbahnstraße 23. —24. Juni: Installation, Wackemühlstraße 1. — www.gouil-bellenbaum.jimdo.com

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