Kaiserslautern Leidenschaft und Temperament

In den sinnlichen Zauber der Gondolierenstadt mit dem Klang seiner liebesdurchglühten Nächte und den Masken, Verwechslungen und Verkleidungen des Karnevals entführte am Mittwochabend die Operettenbühne Operettvilag Budapest mit der Operette „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß. 250 Besucher hatten ihren Spaß daran.

Kurztext für Eilige: Männer aus Venedig verstecken mit List und Tücke ihre Ehefrauen und Geliebten vor dem unersättlichen Landesherrn. Das Libretto von Friedrich Zell und Richard Genée ist eigentlich handlungsschwach, einfallslos und platt im Witz. Die Ungarn jedoch haben daraus eine rasante, einfallsreiche Szenerie geformt. Das Atmosphärische des venezianischen Volkslebens verstehen sie temperamentvoll und humorvoll herauszuarbeiten. Unbeschwerte Heiterkeit erlebt der Zuschauer schon in dem regen Verkäufertreiben zu Beginn des ersten Aktes vor dem großen Vorhanggemälde des Markusplatzes. Helle Aufregung herrscht unter den um ihre Frauen besorgten Senatoren ob der bevorstehenden Ankunft des Herzogs von Urbino. Abgesehen hat es dieser vor allem auf Barbara, die attraktive Frau des Senators Delacqua. Die Senatoren beschließen, ihre Gattinnen nicht mit auf das Maskenfest zu nehmen, zu dem sie von dem berüchtigten Frauenverführer eingeladen wurden. Caramello, Leibbarbier des Herzogs, soll seinem Herrn die Wege zu Liebesabenteuern ebnen. Die listigen Frauen jedoch machen einen Strich durch alle Pläne und wollen das Maskenfest selbst nutzen, um sich mit ihrem Geliebten zu treffen. So entsteht eine vergnügliche Verwechslungskomödie. Der Herzog aber schaut am Ende unverrichteter Dinge in die Röhre. Mit Leidenschaft übertragen die Ungarn die Komödie auf die Bühne. Schon die Ouvertüre des 24-köpfigen Orchesters besticht durch Musikalität und Temperament. Das Auftreten des zwölfköpfigen Chors im fröhlichen Treiben des ersten Aktes und im Finale besticht durch unbändige Lebensfreude und Sangeskunst. Zwei Melodien vor allem fallen den Musikfreunden ein, wenn sie an „Eine Nacht in Venedig“ denken: Caramellos sehnsüchtiges Lied „Komm in die Gondel“ sowie der entzückende Lagunenwalzer „Ach, wie so herrlich zu schaun sind all die reizenden Fraun!“ Mit betörendem Timbre in der voluminösen Tenorstimme sang Zsolt Vadász diese beiden Arien. Mit Intensität und Leuchtkraft gab Matjas Stopinsek das Walzerlied des Herzogs „Kommt, kommt, ihr holden Frauen“. Zu den Glanzpunkten des Abends gerieten auch das Pappacoda-Couplet (Tibor Szolnoki) und die Quartette „Alle maskiert“ sowie „Ninana, ninana“. Aber nicht nur mit sanglicher Leistung punktete das Ensemble, sondern auch schauspielerisch, wobei Andrea Zsadon als die Fischverkäuferin Annina und Mária Rikker als Zofe Ciboletta hervorstachen. Star war jedoch Zsolt Vadász als Buffo Caramello. Dessen Bemerkung „Der Beschluss ist eins – aber die Durchführung ist eine andere“ hat wohl heute noch in Italien Gültigkeit. Häufiger Szenenapplaus und langer Schlussbeifall.

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