Kaiserslautern Kein Nachlassen

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Über 120 Konzerte mit 60 verschiedenen Programmen an mehr als 20 Spielstätten in der ganzen Region umfasst das neue Spielzeitheft der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz für die Saison 2017/18. Bereits zum fünften Mal wird das Festival „Modern Times“ die neue Spielzeit Mitte September 2017 eröffnen. Intendant Michael Kaufmann und Chefdirigent Karl-Heinz Steffens präsentierten das Programm gestern im Ludwigshafener Restaurant „Hausboot“.

Es wird dies zugleich die letzte Saison sein, in der das Orchester von Steffens geleitet wird. Er verlässt im nächsten Jahr nach über neun Jahren die Staatsphilharmonie. Am Rande der Pressekonferenz wurde auch bekannt, dass Steffens seine Position als Generalmusikdirektor der Oper in Oslo nach nur zwei Jahren beenden wird. Grund hierfür seien, so Steffens, Meinungsverschiedenheiten mit der Intendanz des Opernhauses. „Wenn man nicht mehr zusammenarbeiten kann, dann soll man das auch beenden“, so der Dirigent gegenüber der RHEINPFALZ. In einem offenen Brief habe er deutlich gemacht, dass eine Zusammenarbeit mit Intendantin Annilese Miskimmon für ihn unmöglich geworden sei. „2018 bin ich also zum ersten Mal ein freier Mann“, so Steffens, der aber natürlich weltweit als Dirigent sowohl in Opernhäusern als auch in Konzertsälen gefragt ist. Eine Spielzeit lang dürfen sich auch die Menschen in der Region noch auf Konzerte mit dem charismatischen Dirigenten und ehemaligen Soloklarinettisten der Berliner Philharmoniker freuen. Es sind die bereits seit einigen Spielzeiten etablierten Festivals und Konzertformate, aber natürlich auch die Abo-Konzerte in Ludwigshafen, Mannheim und der Region, denen Steffens seinen künstlerischen Stempel aufdrücken wird. Das beginnt Mitte September mit dem Festival „Modern Times“, bei dem es in diesem Jahr eine Art England-Schwerpunkt geben wird mit Musik von Benjamin Britten, Ralph Vaughan Williams und Henry Purcell, setzt sich mit der Reihe „Bruckner in den Domen“ fort und führt schließlich Ende Juni, Anfang Juli zur Sommerresidenz des Orchesters in Speyer. Die ist 2018 zwei so unterschiedlichen Komponisten wie Haydn und Wagner gewidmet. Von Haydn werden die „Jahreszeiten“ in der Gedächtniskirche erklingen, von Wagner Auszüge aus „Lohengrin“ und eine „Parsifal“-Suite. „Das ist eine Art Trotzreaktion von mir“, erklärt Steffens. „Eigentlich wollte ich in dieser Kirche, die mich sehr stark an die berühmten Kulissen der Bayreuther Uraufführung des ,Parsifals’ erinnert, die ganze Oper aufführen. Aber Michael Kaufmann hat mir dann sehr schnell deutlich gemacht, dass wir hierfür kein Geld haben.“ Der angesprochene Intendant nimmt die leise Klage seines Chefdirigenten mit einem Lächeln zur Kenntnis und verweist stattdessen auf die Entwicklung, die das Orchester in der jüngeren Vergangenheit genommen hat: „Während wir in der Spielzeit 2011/12 in Eigenregie nur vier Konzerte in Ludwigshafen und fünf in Mannheim gestaltet haben, sind dies in der kommenden Saison 30 Konzerte, bei denen die Staatsphilharmonie als Veranstalter fungiert.“ Kaufmann hat hierfür vom Land, welches das Orchester mit etwa 8,6 Millionen Euro finanziert, die Erlaubnis bekommen, auch auf Rücklagen zurückzugreifen. Die aber sind laut RHEINPFALZ-Informationen mittlerweile aufgebraucht, weshalb eine Deckelung des Etats, wie zuletzt immer mal wieder kolportiert, angesichts von bevorstehenden Tariferhöhungen zu einem großen Problem für das Orchester werden könnte. Dennoch macht Kaufmann unmissverständlich deutlich: „Ohne das Land wäre all dies nicht möglich. Nur dank der Finanzierung durch das Land können wir dieses vielfältige Programm anbieten.“ Weil er um die angespannte Situation weiß, sucht Kaufmann fleißig nach Partnern – strategischen wie künstlerischen – für die Staatsphilharmonie, um das Orchester quasi zukunftssicher zu machen. Dabei stößt er durchaus auch mal auf Widerspruch, wie bei seinem Versuch, eine Zusammenarbeit mit dem Mannheimer Kurpfälzischen Orchester zu etablieren. Grundsätzlich ist er mit seiner Strategie aber erfolgreich: So wird die Staatsphilharmonie zunehmend Kaufmanns Anspruch gerecht, das wichtigste Konzertorchester der Metropolregion zu sein, zugleich kommt es zu Kooperationen, die man früher für schlichtweg unmöglich gehalten hätte. In der nächsten Saison wird beispielsweise der Heidelberger Generalmusikdirektor Elias Grandy drei Mal das Orchester dirigieren, und auch der Musikchef des Mannheimer Nationaltheaters, Alexander Soddy, werde in Zukunft am Pult der Staatsphilharmonie stehen. Er habe gerade in dieser Sache mit seinem Intendantenkollegen Albrecht Puhlmann telefoniert, berichtet Kaufmann. „Für mich ist dies ein schönes und ermutigendes Zeichen.“ Termine Online ist das Programm auf der neuen Website abrufbar: Unter www.staatsphilharmonie.de kann man auch Karten buchen.

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