Kaiserslautern Kaiserslautern, Teheran, New York

Hans-Jakob Schindler arbeitet in New York als Berater des UN-Sicherheitsrates. Zwischenzeitlich war er im Iran, in Israel und Schottland. Seine Heimat ist allerdings die Pfalz. In Enkenbach-Alsenborn wuchs er auf, am Kaiserslauterer Rittersberg-Gymnasium machte er 1993 Abitur. Und er spielte Trompete in der Big Band der Schule.

Als die Band 1991 gegründet wurde, war Hans-Jakob Schindler dabei. Zuvor hatte er im Schulorchester gespielt, doch die Big Band war anders. „Das war mehr als nur eine Big Band. Man hatte dort auch seinen Freundeskreis“, erinnert sich Schindler. Die Trompete hat der 41-Jährige längst an den Nagel gehängt. Doch ohne sein Engagement in der Schulband wäre er gestern wohl nicht für einen Vortrag zur Zukunft Afghanistans an das Rittersberg-Gymnasium gekommen. „Ich war ganz schön überrascht, als der Anruf kam“, gesteht Schindler, der zurzeit bei den Vereinten Nationen in New York arbeitet. Gemeint ist der Anruf von Markus Lücke, dem stellvertretenden Schulleiter des Rittersberg-Gymnasiums und Big-Band-Leiter. Der meldete sich nämlich im Jahr 2013 recht unerwartet bei Schindler, als die Band auf USA-Reise war. Der freute sich, lud die Gruppe ins UN-Gebäude ein und erzählte von seiner Arbeit. „Die Schüler waren extrem interessiert“, ist Schindler noch immer begeistert. Keine Frage also, dass er nun an seine alte Schule zurückkehrte. Schindler ist ein Weltenbummler. Nach dem Abitur studierte er erst in Tübingen, ging dann nach Washington an die Georgetown University. Es folgten drei Jahre in St. Andrews in Schottland, der Universität, an der auch Prinz William, der Enkel der Queen, studierte. Nach einem Jahr Tel Aviv zog es in nach München. Dort beendete er seine Doktorarbeit, in der er sich mit dem Friedensprozess im Nahen Osten auseinandersetzte. „Ich habe mich schon früh für den Nahen Osten interessiert“, sagt Schindler. Wen wundert es? Sowohl sein Großvater als auch sein Vater verbrachten beruflich einige Jahre dort. Außerdem reiste der Messdiener schon als Kind mit seinen Eltern nach Israel. Zu seinem Fachgebiet wurde der Terrorismus, genauer gesagt Al Quaida und die Taliban. Bereits 2001, noch vor dem 11. September, war er als Experte für das Kanzleramt tätig. Nach der Attacke auf die Twin Towers in New York war ein gefragter Mann. Nach stressigen Jahren wechselte er 2005 in die Deutsche Botschaft nach Teheran. Was als ruhigerer Abschnitt geplant war, wurde nach der überraschenden Wahl von Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten zum Gegenteil: Bis 2011 beschäftigte er sich mit den Sanktionen gegen den Iran, ehe er dem Beamtentum den Rücken kehrte. Er heiratete seine heutige Frau, eine Iranerin. Als Beamter im Auswärtigen Amt wäre das laut Schindler wegen Sicherheitsbedenken nicht möglich gewesen. Ehe er sich in die freie Wirtschaft verabschiedete und von London aus Unternehmen dabei beriet, ihr Vermögen und Eigentum unbeschadet aus dem Iran zurückzuholen, ließ er im Auswärtigen Amt seinen Lebenslauf zurück. Es dauerte bis 2012, ehe sich Berlin bei ihm meldete. Man bot ihm an, ihn als Berater für den UN-Sicherheitsrat vorzuschlagen. Es klappte und Schindler ist wohl noch bis 2018 in New York. Doch auch wenn er nicht weiß, was danach kommt, dass er in Kaiserslautern landet, ist eher unwahrscheinlich. Nicht weil die Stadt ihm nicht gefallen würde, sondern weil ihn hier keiner für das bezahlt, was er kann, stellt er lachend fest. Etwa zweimal im Jahr schafft er es in die Pfalz. Seine Eltern wohnen hier und er hat noch viele freundschaftliche Beziehungen in die alte Heimat. Sicher, das kulturelle Angebot in New York sei „unschlagbar“, aber „Heimat ist eben Heimat“, sagt Schindler. Er mag die Stadt mitten im Pfälzerwald. Sie sei klasse für Familien, nicht zu groß und nicht zu klein. Und aus der Ferne beobachtet er natürlich das Geschehen am Betzenberg. Immer in der Hoffnung, dass der FCK wieder erstklassig kickt.

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