Kaiserslautern Kaiserslautern: „Elterntaxis“ bleiben Dauerbrenner

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Die Kinderunfallkommission bemängelt, dass Kinder nicht frühzeitig darauf vorbereitet werden, sich alleine sicher im Verkehr zu bewegen.

Das Problem rückt die 2002 gegründete Initiative mit einer Plakataktion ins Bewusstsein. Doch hat die Kommission 2017 auch noch einiges mehr vor. „Elternliebe fährt vor“, so lautet der Titel der aktuellen Plakataktion der Kinderunfallkommission Kaiserslautern (KUK). Auf Bussen der Stadtwerke, an Bushaltestellen und auf 7000 Flyern wird thematisiert, was täglich vor Schulen und Kindergärten falsch läuft. Der Problemkomplex, zusammengefasst unter dem Begriff „Elterntaxi“, ist seit Jahren Dauerbrenner und bleibt auch 2017 im Fokus der Kommission. Kampagnen wie diese finden über Kaiserslautern hinaus Beachtung. „Zwei rheinland-pfälzische Schulen haben Interesse angemeldet“, sagt Willibald Weigel, Polizeibeamter im Ruhestand und Geschäftsführer der Kommission. „Wenn man sich die Situation vor den Schulen ansieht, ist das Chaos, das die Eltern da anrichten, gegenwärtig das größte Problem“, sagt Petra Rödler, bei der KUK für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Die Eltern wollen ihre Kinder sicher zur Schule bringen. Aber das ist ein Widerspruch in sich. Die Kinder werden nämlich durch ihre Eltern gefährdet“, ergänzt Klemens Strey, Bereichsleiter bei den Verkehrsbetrieben der Stadtwerke. Er meint etwa das Parken in zweiter Reihe sowie gefährliche Wendemanöver. „Es erwartet niemand, dass Erstklässler bereits allein zur Schule laufen, aber Eltern sollten mit ihren Kindern den Schulweg trainieren und ihnen Gelegenheit geben, den Verkehr wahrzunehmen“, rät Strey. „Irgendwann müssen es die Kinder doch alleine tun. Und wenn es darauf ankommt, fehlen die Voraussetzungen. Sie haben es nicht gelernt. Gerade dann, wenn sie in ihrer Freizeit unterwegs sind, passiert ein Großteil der Unfälle“, ergänzt Weigel. Weil Park- und Halteverbotsschilder erfahrungsgemäß wenig bringen, will die Kommission dem Vorbild anderer Städte folgen und ein Pilotprojekt an zwei Grundschulen starten. Vor beiden sollen Hol- und Bringzonen eingerichtet werden. „In einer Entfernung von etwa 300 Metern vor dem Schuleingang sollen Eltern die Möglichkeit bekommen, ihre Kinder sicher ein- und aussteigen zu lassen“, erklärt Weigel das Vorhaben. Von dort aus sollten die Kinder in der Lage sein, den restlichen Weg alleine zu bewältigen. Ein Fahrradtraining für Schüler der weiterführenden Schulen soll folgen, angeboten mit dem ADAC. Weigel sieht das als sinnvolle Weiterführung der Radfahrausbildung an, die Grundschüler bei der Jugendverkehrsschule erhalten. „Der ADAC bietet Fahrradturniere für Jungen und Mädchen von acht bis 15 an. Dazu wird ein Parcours auf Schulhöfen aufgebaut und die Beherrschung des Fahrrads in schwierigen Situationen geübt“, erklärt Weigel. Die Fachleute der KUK sind aber auch vor Ort, wenn es darum geht, Unfälle zu analysieren. Eine kurzfristig zusammengestellte „Adhoc-Kommission“ hatte im vergangenen Jahr sechs Örtlichkeiten unter die Lupe genommen, an denen es Unfälle mit schwer verletzten Kindern gegeben hatte. „Alle Unfälle ereigneten sich nach gleichem ,Strickmuster‘“, erklärt Rödler. „Die Kinder waren zwischen parkenden Autos auf die Fahrbahn gelaufen. Für Autofahrer wie für das Kind war die Sicht jeweils verdeckt. Die Kinder wurden vom Auto erfasst und über die Motorhaube geschleudert. Die Ortstermine erbrachten keine Anhaltspunkte, wie die Situation durch bauliche oder sonstige Maßnahmen verbessert werden könnte“, so Rödler. Es bleibe also nur der eindringliche Appell an Autofahrer, ihr Fahrzeug stets mit angemessener Geschwindigkeit zu bewegen und achtsam zu sein. 2017 wird die KUK bewährte Aktivitäten fortsetzen, sie will ein Theaterprojekt und einen Tag des Kindes durchführen. Ein neuer Internetauftritt und ein neues Logo sind ebenfalls in Vorbereitung. |niem

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