Kaiserslautern Frankelbach: ULIsses in der Holzwerkstatt

Uli isses in der Tat! Beim Sommerabendkonzert in der Reihe „Musik im Kreis“ begeisterte am Samstagabend in der Holzwerkstatt Frankelbach die junge Landstuhler Formation ULIsses mit elektrisierendem Latin-Jazz. 300 Besucher – mehr als Frankelbach Einwohner hat – waren völlig aus dem Häuschen. Mit zur herrlichen Atmosphäre trug auch das angenehme Ambiente vor der Schreinerei Wiehn bei.

Nein, der Bandname ULIsses hat mit dem berühmten Roman „Ulysses“ von James Joyce nichts zu tun. Vielmehr ist er eine Hommage an den Gründer und Leiter der Band, den herausragenden Percussionisten Uli Geßner, der auch die Arrangements der Stücke schrieb. Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Wie der Roman leben die Latin-Titel der Band von der einmaligen Komplexität, hier des Rhythmus, der Beziehungsfülle, der Vielschichtigkeit und Differenziertheit der Techniken sowie von der Fülle der Motive und Symbole. Da wähnte man sich als Zuhörer unter dem Voodoo-Zauber Kubas, wo die Heiligen Geister aus den Drums sprechen. Die Verbindung zwischen Jazz und der Cuban-Music, der „Musica popular“, gewann ihren Reiz durch die Spannung, die zwischen beiden herrschte. Dadurch entstanden Kraft, Aggressivität, Explosivität sowie das schier unmerkliche ineinander Übergehen der unterschiedlichsten Rhythmen. Und obwohl die Rhythmen sich ständig überlagerten, gingen die Musiker seismographisch aufeinander ein, war die Synchronisation perfekt aufeinander abgestimmt. Der Abend begann mit „Ran Kan Kan“, einem Mambo von Tito Puente. Max Pallmann am Vibrafon entpuppte sich als donnernder, virtuoser Zerberus mit atemberaubenden Kunststückchen und einem außergewöhnlichen Sinn für dynamische Schattierungen. Ein Vulkan an Vitalität. Oft, wie in „Moliendo Café“, „Siboney“ oder „Afro Blue“ von Mongo Santamaria spielte er Melodie und Rhythmus gleichzeitig, umspielte die Melodie, riss sie auseinander und setzte sie mit improvisatorischer Intelligenz wieder zusammen, dass man sie kaum wiedererkannte. Die alles verbindende Instanz war Uli Geßner, der akribisch auf den Gesamteindruck achtete. An den Congas erwies er sich als ein Wirbelwind mit verblüffender Elastizität, der zudem echte Noten, handfeste Musik modellierte. In Titeln wie „Manteca“ und „Tin Tin Deo“ von Chano Pozo spielte er mit gleicher Leichtigkeit wie Selbstverständlichkeit. Mit der Anschlagskultur eines nuanciert differenzierenden Analytikers hielt der Meister der Synkopen, Sebastian Emmerich, am Klavier alle Fäden zusammen. Die virtuosen Dialoge mit dem Vibrafonisten wie in „Lagrimas negras“ oder „Son de la Lama“ waren mit die Höhepunkte des Konzerts. Robert Majd an den Bongos und Alexander Bernhard an den Timbales spielten mit schier ekstatischem Gestus, aber auch mit nuancenreichem Drumming und musikalischer Ökonomie. Unauffällig im Hintergrund blieb Oliver Friedel, der einen unentwegt pulsenden Bass als Hauptschlagader legte. Das begeisterte Publikum war sich bewusst, dass diese junge Formation wohl eine der außergewöhnlichsten Bands der Region ist und forderte drei Zugaben heraus. (fk)

x