Kaiserslautern Ein Lachen als Lohn

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Sich freiwillig sozial engagieren, das können Schüler der Westpfalzschule Weilerbach seit zehn Jahren. Freiwilligendienst heißt das Projekt, bei dem die Realschule plus, die Verbandsgemeinde und die protestantische Kirchengemeinde Weilerbach kooperieren. Die Acht- bis Zehntklässler helfen in Kindergärten, Grundschulen, Behinderteneinrichtungen und Altenheimen mit. Eine von ihnen ist Anna-Maria Herfurt.

Draußen sorgt grauer, kalter Nebel für Tristesse, drinnen strahlt Else Geib. Die demente 94-Jährige, die seit vielen Jahren im Wohn- und Dienstleistungszentrum (WDZ) des Deutschen Roten Kreuzes in Weilerbach lebt, freut sich, weil sie Besuch bekommt und zitiert den Volksmund: „Lachen macht die Backen rund.“ Anna-Maria Herfurt, 15 Jahre alt und Schülerin der 9a der Westpfalzschule Weilerbach, kommt zweimal in der Woche bei Else Geib und den anderen Bewohnern des WDZ vorbei. Sie beteiligt sich an dem Projekt Freiwilligendienst, das Schule, Verbandsgemeinde und protestantische Kirchengemeinde zusammen anbieten. Zwei Stunden engagieren sie und 15 weitere Realschüler sich wöchentlich. Sie helfen Privatpersonen im Haushalt, gehen dem Hausmeister des Altenheims zur Hand, spielen mit Kindergartenkindern, unterstützen Grundschüler bei den Hausaufgaben, kochen für andere Schüler und kümmern sich um Beeinträchtigte. Anna-Marias Dienste verteilen sich auf die Dienstage, an denen sie sich im Altenheim vor allem als Gesprächspartnerin anbietet, und die Donnerstage, an denen gespielt wird. Das Mensch-ärgere-dich-nicht-Brett mit den extra großen Holzfiguren steht auch heute auf dem Tisch zwischen der Teenagerin und der Seniorin. „Des spiel’ ich gern“, sagt Geib auf Pfälzisch, „weil, do derf ma se so rausschmeiße.“ Von dieser Regel macht sie dann auch gleich Gebrauch. Dann aber hält sie inne und beginnt zu singen. „Singen Sie wieder ein schönes Lied für mich?“, fragt Anna-Maria und stimmt dann bei „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ mit ein. Für Anna-Maria Herfurt ist es bereits das zweite Jahr im Freiwilligendienst. Von der achten bis zur zehnten Klasse können sich die Realschüler dafür melden. Anreiz ist ein Beiblatt, das am Ende des Schuljahres das Zeugnis ergänzt und dass sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz tatsächlich auszuzahlen scheint. „Seit drei, vier Jahren bekommen wir die Rückmeldung vom Arbeitsamt, dass der Nachweis sozialer Kompetenzen sehr wichtig ist“, sagt Roland Ziehmer, der das Projekt als Gemeindediakon von kirchlicher Seite her betreut. Für die Westpfalzschule ist Schulsozialarbeiterin Petra Brenk mit im Boot, die Verbandsgemeinde wird durch die Jugendsozialarbeiterin Tanja Martin vertreten. Regelmäßig treffen sich die Freiwilligendienstleistenden mit den Betreuern, um sich auszutauschen. Wenn es irgendwo nicht rund läuft, haken Ziehmer, Brenk und Martin nach. Es stehen aber auch inhaltliche Einheiten wie etwa Kommunikation oder das Auftreten auf dem Stundenplan. Mit der Entwicklung des Projektes, das die Jugendlichen zum einen bei der Berufswahl, zum anderen in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützen soll, sind die Federführenden zufrieden. Es gäbe immer genügend Schüler, die sich melden, sagt Brenk, die das nicht als selbstverständlich ansieht, da die Jugendlichen schließlich ein ganzes Jahr dabei bleiben müssen. Ziehmer fügt an: „Einige haben auch schon ihren Beruf dadurch gefunden oder ihre Ausbildung dort gemacht, wo sie im Freiwilligendienst eingesetzt waren.“ Ob die Altenpflege etwas für Anna-Maria Herfurt wäre, weiß sie noch nicht. Aber der Besuch bei Else Geib scheint auch ihr zu gefallen. Geduldig erklärt sie der 94-Jährigen immer wieder, dass sie bei einer Sechs mit einer neuen Figur aus dem Haus darf und dass sie dreimal würfeln darf, solange alle Klötzchen im Haus stehen. Und sie lässt sich von Else Geibs Lachen anstecken und am Ende haben beide runde und rote Backen. (ipf)

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