Kaiserslautern Blüten im Po

Ein 24-Jähriger wollte am Rande eines Bundesliga-Spiels Falschgeld in echte Scheine „umtauschen“. Das Unternehmen war jedoch offenbar so dilettantisch geplant, dass der Ex-Kaiserslauterer noch vor dem Stadion festgenommen wurde. Das Amtsgericht verurteilte ihn gestern zu einer Bewährungsstrafe.

Ausgangspunkt der kleinen Spritztour war Kaiserslautern. Gemeinsam mit einem Bekannten machte sich der heute 24-Jährige am 14. September 2013 in einem Mietwagen auf nach Dortmund. Ziel war das Bundesliga-Spiel zwischen der Borussia und dem Hamburger Sportverein, das an diesem Tag im Westfalen-Stadion stattfand. Grund der Reise war für die beiden jungen Männer, die damals in der Barbarossastadt wohnten, aber nicht das Interesse am Bundesliga-Fußball. In ihrem Auto führten die beiden Männer nämlich eine Plastiktüte mit sich, und die war mit reichlich Falschgeld gefüllt. Insgesamt knapp 4000 Euro in Hunderter- und Fünfziger-Scheinen – nach ihrer mafiösen Herkunft benannte „Napoli-Blüten“. Die hatten die beiden Westpfälzer nach ihren Angaben von einem „Großhändler“ bekommen, der sich mit einem türkischen Namen schmückte. Und der war wohl eigens in die Region gereist, um hier nach geeigneten „Geschäftspartnern“ Ausschau zu halten. Der Auftrag an die beiden Lauterer: Das Falschgeld am Rande des bevorstehenden Bundesliga-Spiels in sogenannte „Stadion-Deckel“ zu investieren, eine Art elektronischer Verzehrbons für Snacks und Getränke. Sie werden von einer Privatfirma am Rande des Stadions durch „mobile Kassierer“ gegen eine Grundmiete von je zwei Euro feilgeboten und können mit einem Guthaben von bis zu 150 Euro „aufgeladen“ werden. Das erspart den Kunden die Suche nach dem passenden Kleingeld für ihr Bier und die Bratwurst – und verschafft dem Stadiondeckel-Unternehmen vermutlich eine kleine Provision. Eine stattliche Erfolgsprämie im Wert von 25 Prozent der „gewaschenen Blüten“ versprach der türkische Auftraggeber angeblich auch seinen beiden angeheuerten Stadionbesuchern aus der Westpfalz. Unter der Voraussetzung, dass sie die „aufgeladenen Bierdeckel“ nach ihrem Ausflug brav bei ihm abliefern. Dann kann der Auftraggeber das elektronische Guthaben nämlich innerhalb von sechs Monaten wieder in Bargeld zurücktauschen – und zwar dieses Mal in wirklich echtes. „Für mich klang das wie eine Möglichkeit, schnell ziemlich viel Geld zu verdienen“, räumte einer der beiden „Geschäftspartner“ gestern vor dem Amtsgericht Kaiserslautern ein. Und das Geld brauchte der 24-Jährige wohl auch dringend: „Ich hatte damals ein offenes Darlehen von 15.000 Euro, weil ich mir eine Computer- und Musikanlage gekauft hatte.“ Und sein damaliger Wohnsitz war ein Heim in der Lauterer Innenstadt, regelmäßige Einkommen gab es nicht. Was die beiden Falschgeld-Boten wohl nicht wussten: Das Stadiondeckel-Unternehmen ist auf solche Betrugsversuche ziemlich gut vorbereitet. Schnell kamen die beiden Lauterer Fußball-Freunde den mobilen Kassierern im Westfalen-Stadion eher merkwürdig vor. Offenbar wussten die beiden Amateure nicht, dass zum Beispiel bei einer „Aufladung“ von 150 Euro der Personalausweis gezeigt werden muss. Jedenfalls war das Bundesliga-Spiel noch nicht zu Ende, als die Polizei auftauchte und die zwei Bierdeckel-Aktivisten samt ihrer Blütensammlung festnahm. Da half es auch nichts, dass der 24-Jährige einen Teil des Falschgelds zwischen seinen Pobacken versteckt hatte. Der Rest ist schnell erzählt: Gestern reiste der junge Angeklagte aus Berlin an, wohin er inzwischen sein Leben verlegt hat. Gemeinsam mit seinem Anwalt gestand er alle Vorwürfe der Anklage und bekundete kleinlaut sein Bedauern über die strafbaren Taten vom 14. September 2013. Und weil der gebürtige Rockenhausener mit ehemaligem Wohnsitz in Kaiserslautern bislang nur mit ein paar Jugendsünden in Erscheinung getreten war, plädierte auch die Staatsanwältin für eine Haftstrafe mit Bewährung – wegen „Inverkehrbringens von Falschgeld“. Dem schloss sich das Schöffengericht an: ein Jahr und drei Monate bei dreijähriger Bewährungsfrist, verbunden mit intensiven Wünschen für den jungen Mann nach einer möglichst unkriminellen Zukunftsgestaltung.

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