Kaiserslautern Betze-Geflüster: Glücksklee aus der Schweiz

Maria Huber
Maria Huber

Wenn die Roten Teufel heute im Ronhof auflaufen, tigert einer in der Schweiz, wo normalerweise alles ein bisschen gemütlicher läuft, auf und ab und weiß nicht so recht, wem er die Daumen fester drücken soll. Konrad Fünfstück, von 2002 bis 2012 Trainer und Jugendleiter bei Greuther Fürth, bis 20. Mai 2016 Cheftrainer des FCK und seit Saisonbeginn 2017 Coach des Schweizer Zweitligisten FC Wil im Kanton St. Gallen. Der 37-jährige Franke könnte sich eigentlich zurücklehnen und die Schweiz genießen. Sein Team hat den Klassenerhalt in der Challenge League schon in der Tasche – der FC Wohlen hat keine Lizenz für die neue Saison beantragt und ist damit der einzige Absteiger, der gesucht wurde. Fünfstück wohnt mit Frau und Kind am Bodensee, mit Marco Grimm ist nicht nur sein Co-Trainer, sondern ein guter Freund mit zum FC Wil gegangen. Doch der ehemalige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des FCK ist keiner, der sich einfach zurücklehnt. Er arbeitet. Im Moment liegt sein Schwerpunkt auf der Ausbildung von jungen Spielern. 22,8 Jahre beträgt das Durchschnittsalter seiner Truppe, die auf ihre Art und Weise punktet: In der Tabelle der Effizienzkriterien, in der die Teams der ersten und zweiten Schweizer Liga Punkte für ihre Nachwuchsförderung kriegen, für Einsätze in der Startelf oder in den Jugendnationalteams, liegt sein FC Wil vor allen anderen Proficlubs auf Platz eins. Und seine jungen Wilden bringen nach und nach auch den FC nach vorn. „2018 sind wir mit zehn Punkten aus vier Spielen die erfolgreichste Mannschaft der Challenge League“, sagt der Wahl-Schweizer, und es klingt schon ein wenig stolz. Als angekommen in der Schweiz würde er sich nicht bezeichnen. „Ich sehe mich eher als Handlungsreisender“, beschreibt er seinen Status. An vieles musste er sich erst gewöhnen. An die Runde mit den zehn Mannschaften und vier Spielen gegen dieselben Teams, an den Kunstrasen, der seine eigenen Künstler hat. Und an so manche Begriffe. Dass das Training dreisprachig abläuft, ist für ihn mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr. Er erwischt sich auch schon dabei, wie er ein paar Ausdrücke annimmt. „Parat kannte ich bisher so nicht. Und calmo für ruhig.“ Sein Schulfranzösisch hat Fünfstück inzwischen wieder vorgeholt und aufgebessert. Auf seinen vielen Autofahrten legt er einen Sprachkurs für italienische Fußballbegriffe ein. Nur bei dem jungen Nordkoreaner, der neu im Team ist, stößt auch er an seine Grenzen. „Er kann kein Englisch. Ich habe da jetzt eine App, über die ich was einspreche, dann kommt da was Koreanisches raus.“ Junge Spieler ausbilden, das hat ihm schon immer Spaß gemacht. Auch beim FCK. Da liegt das Durchschnittsalter im Moment bei 24,0. Dass es seinem alten Verein inzwischen nicht mehr allzu gut geht, hat er mitverfolgt und leidet mit. Seine Zelte in Kaiserslautern hat der Bayer zwar inzwischen abgebrochen, aber über Freunde, Fußballer, zu denen er Kontakt hält, und Kollegen von damals ist er bestens informiert. Und froh über den Wechsel an der Führungsspitze. „Dem Verein hat es gutgetan, dass es da Veränderungen gegeben hat“, sagt Fünfstück und lobt insbesondere den Aufsichtsratsvorsitzenden Patrick Banf. „Damit hat man jemanden gefunden, der den Verein konsolidieren wird. Er zeigt viel Engagement, wohnt in der Stadt, weiß, wie die Menschen ticken.“ Und auch für Martin Bader hat er nur lobende Worte. Er kennt ihn aus Fürther Zeiten, als einer, der dem Nachwuchsleistungszentrum und der Lizenzmannschaft beim fränkischen Rivalen Nürnberg „mit seiner ruhigen und besonnenen Art in einer schwierigen Zeit gutgetan hat“, wie er sagt. Er hofft, dass Bader auch Kaiserslautern in ruhige Fahrwasser führen kann. „Ich habe immer gewarnt, wie schwierig diese Zweite Liga ist“, sinniert er und fügt an, „dass Kaiserslautern so brutal im Abstiegskampf steckt, das tut mir weh“. Dass er zehn Jahre in Fürth war, auch seine Kleeblätter dringend Punkte brauchen, weiß Fünfstück zwar, aber er weiß auch, dass Kaiserslautern den Dreier dringender braucht. „Ich wünsche mir für die Stadt und für die Fans, dass der Verein in der Zweiten Liga bleibt“, sagt der ehemalige Rote Teufel, der auch heute genau verfolgt, wie es der A- und der B-Jugend geht, wie die U23 spielt. Er fügt noch ein Glaubensbekenntnis an: „Es war ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben. Die Arbeit da hat sehr viel Spaß gemacht. Kaiserslautern ist in meinem Herzen drin. Diese Fans und die Stadt werden immer in meinem Herzen sein.“

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