Kaiserslautern Alle Wege führen zur Burg

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Die Zusatzbezeichnung „Sickingenstadt“ hatte Landstuhl im allgemeinen Sprachgebrauch längst vor der offiziellen Verleihung vor 20 Jahren. Dennoch gab diese „Amtshandlung“ den Anstoß, den Namen Sickingen anschließend schon fast inflationär voranzustellen. Vom Stadtbus bis zur Kerwe, von einem Rund- oder Radweg bis zur Vereins- oder Schulbezeichnung, ja sogar Hackfleisch in Blätterteig trägt mittlerweile den Zusatz „Sickingen“. Wenn die Landstuhler „Sickingen“ sagen, meinen sie in aller Regel den bekanntesten Burgherrn auf dem Nanstein, Franz von Sickingen, der dort am 7. Mai vor 493 Jahren den Tod fand. Zweifelsohne ist die Ruine Nanstein auf dem Felssporn über dem älteren Teil der Stadt das weithin sichtbare Wahrzeichen Landstuhls. In ihrer Bedeutung hinken andere bauliche Zeugen aus der Ära der Sickinger, die immerhin bis zur französischen Revolution ging, weit hinterher. Der Forschungsstand jedoch, so eine Abhandlung der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz über die Burg, „präsentiert sich momentan deutlich verbesserungswürdig“. Dieses Ergebnis resultiert aus Untersuchungen, die im Zusammenhang mit dem „Sickingenjahr 2015“ durchgeführt worden sind. So wird „die angebliche Gründung durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1162“ als „beharrlich tradierte Legende“ bezeichnet und das Jahr 1253 als Zeitpunkt der ersten urkundlichen Erwähnung genannt. Da die Gesamtanlage wesentlich mehr Bauteile aus der frühen Neuzeit aufweist, sie Festungs- und vor allem Schlosscharakter hat, sollte künftig, so die Empfehlung, nicht allein von Burgruine, sondern von Burg- und Schlossruine gesprochen werden. Was diese Seite anbelangt, sind nun die Historiker gefordert. Für die Bewohner der Region und auch die Touristen wird es keine große Rolle spielen, ob die Burg 1162 oder 1253 entstanden ist. Fakt ist, dass sie ein gerne besuchter Ort ist, ob bei einer der dortigen Veranstaltungen, als Sehenswürdigkeit während einer Wanderung oder als Besuchsziel für Touristen. Nicht zu vergessen die Ruine als Anschauungsobjekt für Schulen und Kindergärten: Allein 51 Schulklassen und Kindergartengruppen fanden im vergangenen Jahr den Weg dahin. 14.288 zusätzliche zahlende Besucher plus Kindern unter sechs Jahren im Jahr 2015 belegen deutlich die enorme Anziehungskraft der Ruine. Dass der Nanstein bei den Bemühungen um Tourismus eine große Rolle spielt, versteht sich schon allein durch diese Zahlen. Tourismusförderung wird letzten Endes auch für die heimische Wirtschaft gemacht. Statistisch geben Tagesreisende 27,70 Euro pro Tag am Zielort aus. Insofern wird natürlich auch alles getan, um unter anderem die Burg- und Schlossruine Nanstein attraktiv zu machen. Von der Tourist-Info werden Burgführungen organisiert, seit einem Jahr kann sich der Interessierte an der Burgkasse einen mehrsprachigen Audioguide leihen. Auch dem Trend zum Wandern wird Rechnung getragen. Alle Wege führen zur Burg, könnte man sagen. Ob Nordic-Walking-Wege oder die Fernwanderwege des Pfälzerwaldvereins, der Mühlenwanderweg, der Sickinger Mühlenradweg von Ramstein nach Thaleischweiler-Fröschen, der Jakobs-Pilger-Weg oder auch die Landstuhler Rundwanderwege L2, L3 und natürlich der Landstuhler Sickingenweg, die Burg- und Schlossruine liegt immer an der Strecke. Derzeit ist zudem eine Mountainbike-Strecke mit direktem Anschluss an den Mountainbikepark Pfälzerwald in Vorbereitung, in die die Burg ebenfalls eingebunden ist (siehe Zur Sache). Bei den genannten fast 14.300 Besuchern sind nicht die mehreren Tausend Menschen eingerechnet, welche die eine oder andere Veranstaltung besucht haben: die Burgspiele oder Burgerlebnistage, das Sickingen-Highland-Festival oder die Burgjazztage, die Jazz- und die Bierwanderung. Ganz besonders mit der Burg verbunden sind die Heimatfreunde Landstuhl. Für den Vorsitzenden Frank Zimmer ist die Burg- und Schlossruine „der absolute Mittelpunkt für den Verein und ein kulturelles Zentrum“. Da alle bemüht sind, den Nanstein auch durch überregionalen Besuch ständig zu beleben, wollen die Heimatfreunde künftig neben den alljährlichen Burgspielen und dem Sickingen-Gedenken am 7. Mai jeweils „ein Event im Wechsel“ organisieren, nämlich das Highland-Festival und die Burgerlebnistage. Letztere werden im Verbund mit dem Fanfarenzug Sickinger Herolde und der Schützengemeinschaft Burg Nanstein organisiert. Neu angeboten werden in Zusammenarbeit mit der Tourist-Info auch zwei bis drei Burgführungen pro Jahr „mit gewandeten Führern“. Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Beurteilung von Wanderwegen und touristischen Zielen ist das Angebot der Gastronomie. Paul Schmitt, Inhaber der Burgschänke unmittelbar vor der Burg, hat ein durchaus familien- und wanderergerechtes Angebot parat: Fast alle Gerichte liegen unter 10 Euro, Lokal und Küche sind jeden Tag ab 12 Uhr durchgehend geöffnet, Kinderspielzeug im Lokal und Hundestation auf der Terrasse stehen zur Verfügung. Schmitt ist mit dem Standort Burg „mehr als zufrieden“. Natürlich sei der Besuch saisonal und wetterbedingt sehr unterschiedlich. „Im Sommer, bei schönem Wetter, brummt es“, aber selbst im Winter kämen etliche Wanderer zu ihm. Just in dieser Jahreszeit feierten vorwiegend Amerikaner etliche Feste in der Burgschänke. Gerade die Amerikaner besuchten die Burg überhaupt sehr gerne. „It’s great“, laute ihr Urteil.

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