Kaiserslautern Zum Schluss etwas Besonderes

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Ausgerechnet beim letzten Konzert der Volkspark-Reihe in diesem Jahr gab sich das Wetter am Sonntag regnerisch. Das bedeutete zum einen zwar deutlich weniger Besucher als bisher in dieser Saison, zum anderen aber gemäß einer Art „Tradition“ der ebenso langjährigen wie beliebten Veranstaltungsreihe, dass man sich davon weder auf der Bühne noch in den gelichteten Publikumsreihen sonderlich aus der Ruhe bringen ließ. Gute Unterhaltung macht da eben stets einiges wett. Das war auch diesmal nicht anders.

Und mehr noch: Die zum Saison-Abschluss auftretende Spielgemeinschaft Hütschenhausen hatte nicht nur Qualität, sondern für diesen besonderen Tag auch passend ein besonderes Programm mit einigen schönen Überraschungen auf Lager. Da konnten sich graue Wolken und ein paar Schauer während des Konzerts erst Recht nicht allzu sehr auswirken... Bemerkenswert erschien allein die Art, in der das unter der Leitung und Moderation von Stefan Grüner stehende Orchester manch komplexe Komposition anscheinend mühelos bewältigte. Die flotte „Euro Swing Parade“ des niederländischen Komponisten Kees Vlak (1938 bis 2014) etwa, die dieser zur Einführung des Euro im Jahre 2002 veröffentlichte und mit bekannten (schon nicht ganz einfach zu spielenden) Melodien aus ganz Europa durchsetzt hatte, meisterten die Mitglieder des Ensembles mit spieltechnischer Sicherheit und einiger Emotion gleichermaßen. Sehr präzise und mit dem notwendigen Gefühl interpretierten die Hütschenhausener unter anderem auch den hohe Akkuratesse speziell im Anfangsteil erfordernden, launigen Song „Krach im Lager“ aus dem Musical „Tarzan“. Das machte dann ebenso gute Laune wie etliche in diversen Medleys vollzogene musikalische Zeitreisen in die populäre Musikgeschichte, darunter ein kurzweiliger Ausflug in die 80er, wo man unter dem Motto „Eighties Flashback“ immergrünen Songs à la „Eye Of The Tiger“ und „Time After Time“ in gekonnter Adaption begegnete. Zwei weitere Titel des Konzerts bleiben in ganz besonderer Erinnerung. Der eine, ABBAs im Rahmen eines Potpourris gleich in der Anfangsphase des Konzerts interpretierter Welthit „Fernando“, weil das Blasorchester ihn am Original orientiert wohltuend zurückhaltend und nicht, wie öfters schon gehört, in einer enervierenden überschnellen Version vortrug. Der andere, weil er für den Ort im Kaiserslauterer Landkreis eine ganz außergewöhnliche Bedeutung hat: Das symphonische Werk „Manzara“ hat der zeitgenössische, wiederum aus den Niederlanden stammende Komponist Jacob de Haan eigens für die 800-Jahr-Feier des Hütschenhausener Ortsteils Spesbach vor einem Jahr und speziell für dieses Ensemble komponiert. Die Musik ist anspruchsvoll und nach allen Regeln der Kunst durchgearbeitet, thematisiert musikalisch das Dorf und seine Umgebung, ist deshalb in mehrerer Hinsicht einzigartig – darauf kann die das Stück tadellos beherrschende Spielgemeinschaft zu Recht stolz sein. Eine weitere Ungewöhnlichkeit: Sogar gesungen wurde an diesem Sonntag und zwar sowohl auf als auch vor der Bühne. Geboten wurden dabei mehrere auf den Fußball bezogene Lieder (was in Kaiserslautern immer gut ankommt), darunter das schräg-schöne „Gute Freunde kann niemand trennen“, das kein Geringerer als Franz Beckenbauer einmal bei einer Exkursion ins Showgeschäft im Jahr 1966 sang. Der Clou dabei: In der Pause wurden zuvor Textblätter im Publikum verteilt, so dass man auch dort ausgiebig mitsingen konnte. Das gab es in dieser Form noch nicht bei einem Volkspark-Konzert, und auch die einzelnen Songs dürfte man bei einem Konzert dieser Art so noch nie gehört haben. Es war zum Abschluss der Saison halt eben schon ein ganz besonderes Volkspark-Konzert...

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