Kaiserslautern Wenn einfach nichts klappt auf der Theaterbühne

Herrlich verzweifelt als Regisseur Lloyd: Sergej Necaev.
Herrlich verzweifelt als Regisseur Lloyd: Sergej Necaev.

Michael Frayns Erfolgskomödie „Der nackte Wahnsinn“ hatte in der Inszenierung der Uni-Theatergruppe am Donnerstag im Audimax Premiere: drei Stunden Parodie, Persiflage, gar Polemik und Panik rund um den Theaterbetrieb vor und hinter der Bühne.

Drei Stunden und kaum einer merkt es. Denn es ist eine weggelachte Zeit, die im Nu verfliegt. Chapeau an das Regieteam und Schauspielensemble für enorme Rasanz, atemlose Situationskomik, grandiose Fallschulen, eingebunden in eine Requisitenschlacht, die ihresgleichen sucht: tellerweise Sardinen, bündelweise Blumen, flaschenweise Whiskey, stapelweise Pappkartons, reihenweise knallende Türen, schwarze Aktentaschen, stechender Kaktus, spaltende Axt und vermisste Bekleidung in einem fremden Haus. Der Inhalt ist schnell erzählt: Eine Theatergruppe probt einen Tag vor der Premiere die Boulevardkomödie „Nackte Tatsachen“, in der nichts klappt. Regisseur Lloyd Dallas ist am Durchdrehen. Das Publikum erlebt das Inszenieren auf und das Organisieren hinter der Bühne. Und so wie sich die Bühnenfronten drehen, wechseln die Schauspieler zwischen Rollen- und Eigenleben. Das fordert genaues Hinsehen und -hören. Denn die neunköpfige Uni-Theatergruppe mit vier Neuen im Ensemble spielt so herrlich im Fluss punktgenauer Körpersprache, so amüsant im Rhythmus stimmlicher Tonfälle und so faszinierend im Kontakt choreografischer Abläufe wie selten zuvor. Regisseurin Parya Memar spielt mit ihrer Lockenwicklerfrisur die dauerpräsente, Putzlappen und Axt schwingende Haushaltshilfe Dotty im Haus des ungleichen Paares Frederick Fellowes (Christian Kötting) und Belinda Blair (Martina Gerstlauer). Letztere brillierte erstmals im Audimax mit spielerisch-sicherer Natürlichkeit. Michale Emde als Immobilienmakler beherrschte einmal mehr den etwas steifen, stotternd-langsamen Typ, während neben ihm Ina Kopp in Dessous frierte. Verwandlungsfähig urkomisch tritt Natalia Sonnenfeld als Kulissenbauer Toni auf, und Nora Kaufmann flitzt als verliebte Regieassistentin Poppy über die Bühnenbretter. So recht dubios wie seine Rolle spielt Marsel Bischoff den genialer Einbrecher. Die Entdeckung des Abends jedoch heißt Sergej Necaev in der Rolle des Regisseurs Lloyd Dallas. Ein erlebenswerter Abend mit nachdenklichen Passagen gegen zu viel Klamauk. Aufführungen... ... am 8., 9. und 10. Februar, 20 Uhr, im Audimax, Karten an der Abendkasse.

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