Grünstadt Zwischendurch viel Wasser und Häppchen

Sie ist an der nördlichen Weinstraße der mittlerweile größte Treff für Weinkenner und solche, die es noch werden wollen. Die sechste Weinmesse lockte am Samstag und Sonntag Hunderte Besucher aus nah und fern in die „Emichsburg“, in der bei ansprechendem Ambiente 16 Winzer und eine Brennerei zusammen etwa 200 Produkte präsentierten.

„Trotz des guten sonnigen Wetters ist die Halle proppenvoll“, freute sich am Sonntag Ortsbürgermeister Kurt Janson, der nur Positives zur „gut durchorganisierten“ Veranstaltung zu hören bekam. Der Ortschef ist Vorsitzender des Bauern- und Winzervereins, der zusammen mit dem Kultur- und Verkehrsverein die Messe stemmt. Neben vielen Stammgästen waren auch „Neue“ dabei, wie der 41-jährige Alexander Hotz aus Stuttgart und Frank Mayer (42 Jahre) aus Hamburg. Die beiden langjährigen Freunde verabreden sich mindestens dreimal im Jahr zu einem Ausflug in die Pfalz, „denn hier ist irgendwo immer etwas los“. Über den Dürkheimer Wurstmarkt sind sie vor Jahren auf das Weingut Kolb in Kirchheim gestoßen, wo der 42-jährige Hamburger 2011 seinen Hochzeitswein bezog. Nun kam die Verabredung für ein Wochenende nach Bockenheim. 94 Weinsorten haben die beiden Kumpels probiert und bis zu fünf Sterne vergeben. Geschafft haben sie das nur mit „viel Wasser zwischendurch und etlichen Häppchen von den Landfrauen“, wie sie augenzwinkernd verrieten. Im Sommer kommen sie wieder, um ihre Bestellungen, Weißburgunder und Riesling, „beide trocken und sehr gut“, abzuholen. Weinkennerin Sigrid Schreer aus Grünstadt hielt sich, zusammen mit ihrem Gatten, über zwei Stunden in der Halle auf. Bewundert hat sie die Ausstellung von rund 70 Bildern der Frauen von „LeiningerLandArt“. „Wir kochen leidenschaftlich gerne, zu jedem Essen gehört für uns ein Gläschen Wein – passend zu den Gerichten“, sagte die Grünstadterin, bevor sie ihre ausgefüllte Eintrittskarte in die Lostrommel warf und damit ein Weinpräsent gewinnen kann. Der Bockenheimer Edgar Lechner ließ sich eine kleine Menge Rotwein aus einem Dekanter in sein Glas gießen. Das dickbauchige Dekanter-Gefäß ist nur für Rotweine bestimmt. „Der Rote muss atmen können, um sein volles Aroma zu entfalten“, erklärte der Erzeuger Volker Griebel. Derweil der Kunde sein Glas in der Hand schwenkte, die Farbe beäugte, den Duft einatmete und erst dann zum Munde führte. „Ich war ja mal Biertrinker, aber seit ich in Bockenheim wohne, bin ich Weingenießer“, bekannt e Lechner. Nicht wenige Gäste haben hie und da eine Flasche edler Produkte gekauft. Christina und Richard Weyer aus Eppstein erwarben bei der Brennerei Keidel einen Likör ,„ der wunderbar nach purer Mandel schmeckt“, schwärmte das Ehepaar. Am Stand von Weingräfin Johanna Kolb (Kirchheim), die noch bis Ende Juli ihres Amtes waltet, wurde vermehrt nach einem Spätburgunder und einem trockenen Riesling 2012 gefragt. Letzterer hat die Weinhoheit mit dem Studium Bachelor „Weinbau und Önologie“ selbst ausgebaut, sprich eigenhändig „die Traube zum Wein gemacht“. Der Kultur- und Verkehrsverein präsentierte die Patenweine 2011 und 2012. Vom 2011er sind nur noch einzelne Flaschen verfügbar. Der Jahrgang 2013 des Patricia-Wingerts müsse, anders als (im Katalog) vorgesehen, zum Verkosten noch „etwas länger im Fass verbleiben“, verriet Sigrid Frank. Beim Weingut Bengel wurde oft nach dem Hexenblut (Originalrezept der Bockenheimer Wingerthexen) gefragt. Ilka Bengel gehört zu der Gruppe malender Frauen aus der nahen Region, die unter der „LeiningerLandArt“ ausstellen. Volker Griebel vom Kultur- und Verkehrsverein zeigte sich zufrieden über den sehr guten Zuspruch der Weinmesse. „Das Hauptgeschäft kommt noch, übers ganze Jahr verteilt“, sieht Griebel auch positive Impulse für den Tourismus am nördlichsten Zipfel der Deutschen Weinstraße. (gsp)

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