Grünstadt Zu eng für die Fahrzeuge

KIRCHHEIM. Irgendwie taucht im Kopf die Melodie des Neue-Deutsche-Welle-Songs „Hurra, Hurra die Schule brennt“ auf. Aus der Tür der Grundschule quillt tatsächlich Rauch, na ja, Nebel. Es ist kurz nach 19 Uhr, auf dem Roten Platz sind Passanten Fehlanzeige, die vorbeifahrenden Autofahrer nehmen das „Feuer“ in der Schule nicht wahr. Um 19.11 Uhr soll Alarm gegeben werden, zunächst für die Feuerwehr in Kirchheim und in Bissersheim. Das hat Verbandsgemeinde-Wehrleiter Frank Janson der RHEINPFALZ vorab schon mal verraten, weshalb die Beobachter sich frühzeitig eine guten Platz zum Zuschauen sichern können. Mittlerweile dröhnt auch die Sirene auf dem Schuldach. In diesen Lärm mischen sich die Martinshörner, schon um 19.13 Uhr trifft das erste Fahrzeug ein. Wehrleute steigen aus, von Hektik keine Spur. Ruhig und besonnen checken Wehr- und Gruppenführer die Lage, derweil sich Atemschutzgeräteträger auf ihren Einsatz vorbereiten. Ein erster Zwei-Mann-Trupp rückt zur Tür vor, die große Feuerwehraxt in der Hand – die werden doch nicht? Nein, werden sie nicht, aber im Ernstfall würden sie schon. Mittlerweile ist es 19.15 Uhr, die Kameraden aus Bissersheim kommen über die Kreuzung – nach nur vier Minuten. Respekt und vor allem Glück, dass der bundesweite Blitzermarathon erst am Donnerstag stattfindet. Dann geht es Schlag auf Schlag. In den nächsten Minuten kommen immer mehr Fahrzeuge, es wimmelt von Wehrleuten, erste Vermisste aus den Klassenräumen sind bereits evakuiert, auch schon erste Erkenntnisse gewonnen: Wehrleiter Janson hat den Sammelplatz für die Schüler auf dem Roten Platz begutachtet: „Eindeutig zu nah am Gebäude, im Brandfall nicht zu verwenden, da wäre der Hof nebenan (Diffiné-Gebäude) ein deutlich besserer Standort“ – sagt’s und verschwindet um die Ecke zum nächsten neuralgischen Punkt. Der ist die Einfahrt zur Schule auf der Gebäuderückseite. Die ist zu eng für die Fahrzeuge, vorwärts geht da gar nichts, selbst die Drehleiter kommt nur rückwärts zu dem Standort, an dem sie gebraucht wird. „Das war eine der wichtigsten Erkenntnisse, denn wir hatten vorab diesen Bereich sogar ausgemessen“, resümiert Kirchheims Wehrleiter Willi Haar, der insgesamt mit der einstündigen Übung rundum zufrieden ist. Das gilt auch für das letzte gerettet „Opfer“ Fabian Benz. Er wird von zwei Aktiven zum Sammelplatz getragen und hat ein dickes Grinsen im Gesicht, das davon zeugt, dass der Zwölfjährige eindeutig Spaß an seiner Rolle bei der Übung hat. Seit zwei Jahren ist er Jugendfeuerwehrmitglied und schon jetzt ist klar: „Ja, ich will dabeibleiben und Feuerwehrmann werden.“ Zufrieden ist auch Frank Janson: „Das alte Gebäude hat uns vor besondere Aufgaben gestellt, die Übung war für uns enorm wichtig. Hier gibt es einiges zu beachten, was wir an anderer Stelle nicht haben“, so Janson. Und auch für Schulleiterin Sandra Hanauer bringt die Übung neue Erkenntnisse – und das nicht nur, weil sie feststellt, dass an der Eingangstür der künstliche Rauch durch alle Ritzen dringt. Damit ist bewiesen, dass die Tür nicht dicht ist. „Mich hat beeindruckt, dass die Wehren so koordiniert gearbeitet haben, obwohl sie aus unterschiedlichen Orten kamen. Dass unser Tor für die Feuerwehrfahrzeuge zu klein ist und der Sammelplatz verlegt werden muss, sind wichtige Erkenntnisse. Und eines haben wir direkt geändert: In einem Fluchtweg war Spielgerät gelagert, das haben wir an anderer Stelle untergebracht.“

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