Grünstadt Woodstock im Blauen Haus

Lieferten im Blauen Haus ein begeisterndes Konzert: die Band Hundred Seventy Split mit dem Rock-Dinosaurier Leo Lyons (links). R
Lieferten im Blauen Haus ein begeisterndes Konzert: die Band Hundred Seventy Split mit dem Rock-Dinosaurier Leo Lyons (links). Rechts: Gitarrist Joe Gooch.

Wer als Rockmusik-Freund am Freitag nicht im Blauen Haus im Bolander Ortsteil Weierhof war, hat einen ganz besonderen Abend verpasst. Vor etwa 200 Besuchern spielte Hundred Seventy Split mit dem Rock-Dinosaurier Leo Lyons, der Ten Years After mitbegründete und bereits in Woodstock auftrat, ein begeisterndes Konzert.

Eine Band, deren Namen nur Eingeweihte kennen, eine Location in der Peripherie, sparsamstes Bühnenequipment, keine Lichtshow – was will man da erwarten? Dann kamen die drei Musiker, Leo Lyons (Bass), Joe Gooch (Gitarre und Gesang) sowie Damon Sawyer (Schlagzeug), auf die Bühne, nahmen ihre Positionen ein und legten mit ungeheurem Drive los. Von der ersten Minute an ließen sie mit ihrem puren Blues-Rock beim Publikum Woodstock-Feeling aufkommen. „Ich bin ohne große Erwartungen gekommen“, meinte Jens Koch aus Kirchheimbolanden. „Von Ten Years After hatte ich schon gehört, kannte ihre Musik aber nicht. Mich hat die Ankündigung von Blues-Rock hierher gezogen. Ich muss sagen, die drei Musiker haben mich positiv überrascht und restlos überzeugt. Ihre Musik ist sehr transparent und absolut dynamisch. Der Leadgitarrist spielt exzellent. Und dass man eine Bass-Gitarre so schnell spielen kann, konnte ich mir gar nicht vorstellen.“ Auch Thomas Bock aus Kirchheimbolanden machte keinen Hehl aus seiner Begeisterung: „Die Musik ist einfach nur geil. Es ist das beste Konzert, das ich seit Jahren gesehen habe. Die Virtuosität, die die beiden Gitarristen an den Tag legen, ist absolute Klasse. Ohne irgendwelche Showeffekte machen sie beste Stimmung. Es versetzt mich zurück in die 70er-Jahre, da war meine erste Schallplatte von Ten Years After.“ Während die meisten Besucher eher der Woodstock-Generation zuzurechnen waren, gab es auch Ausnahmen, so den zehnjährigen Buyan Dimov aus Kirchheimbolanden, der zu dieser Musik meinte: „Mir gefällt’s. Besonders die Gitarrensoli. Das ist besser als alles, was man im Radio hört.“ Gooch, der wie Lyons lange bei Ten Years After gespielt hatte, wirkte mit meist geschlossenen Augen eher stoisch und auf seine Musik konzentriert. Mit seinen schlanken Fingern spielte er die kompliziertesten Riffs und Läufe mit meisterlicher Leichtigkeit. Zusätzlich fungierte er als Sänger der Band. Lyons dagegen verkörperte die Freude an der Musik. Immer ein Lächeln im Gesicht und im Augenkontakt mit dem Publikum, spielte er seine Bassgitarre mit vollem Körpereinsatz. Auch wenn seine weißen Haare und seine Falten keine Zweifel an seinen 75 Jahren aufkommen ließen, zeigte er fantastische Bassläufe. Manchmal schien er in stetiger Steigerung des Tempos neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen zu wollen. Sawyer hielt sich im Hintergrund. Ohne selbst mit Soli zu glänzen, bereitete er den beiden Gitarren mit seiner abwechslungsreichen Rhythmik die Plattform, auf der sie brillieren konnten. „Ich habe seit über 50 Jahren Spaß, auf der Bühne zu stehen, und ich spiele die Musik, die ich liebe. Und ich hoffe, dass sie denen, die zu uns kommen, ebenfalls gefällt“, sagte Lyons der RHEINPFALZ. „Wir führen die Musik aus den Anfängen von Ten Years After fort und bringen sie in die heutige Zeit. 2019 jährt sich Woodstock zum 50. Mal. Aus diesem Anlass wollen wir das damalige Konzertprogramm von Ten Years After in aktueller Version aufnehmen.“ In einem Programm mit neuen Kompositionen wie „The Smoke“, „The World Won’t Stop“ oder „Devil to Pay“ waren es vor allem Ten-Years-After-Klassiker wie „Good Morning Little Schoolgirl“, „Love Like A Man“, „Working On the Road“ oder „50.000 Miles Beneath My Brain“, die das Publikum in Euphorie versetzten. Wie selbstverständlich endete das eindrucksvolle Konzert mit der Woodstock-Hymne „I’m Going Home“.

x