Grünstadt Wo bleibt das Gewissen?

„Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“ – so lautete die Antwort Jesu auf die Frage der Schriftgelehrten nach dem wichtigsten Gebot. Auch der Heilige Martin, dessen Namenstag wir am 11. November begehen, lebte dieses Gebot, indem er mit dem frierenden Bettler seinen Mantel teilte und ihn dadurch rettete. Auch andere Menschen folgten dem Auftrag Jesu, zum Beispiel Mutter Theresa, Martin Luther King, Franz von Assisi, um nur einige zu nennen – Vorbilder für uns. Sie trugen dazu bei, Gottes Reich auf Erden zu verwirklichen. Gott möchte, dass alle Menschen in Gerechtigkeit und Frieden leben können. Ganz das Gegenteil davon erleben wir zur Zeit mit der Aufdeckung der entsetzlichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Wie kann jemand in Anspruch nehmen, Gott zu dienen und gleichzeitig solche Taten begehen? Wo bleibt sein Gewissen und das derjenigen, die davon gewusst und alles vertuscht haben? Jesus sagt dazu deutliche und harte Worte. Wir können sie im Markus-Evangelium nachlesen. Dort heißt es: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.“ Auf jeden Fall haben solche Menschen im kirchlichen Dienst nichts zu suchen. Es wird zudem eine Kultur des Misstrauens gefördert, unter der diejenigen zu leiden haben, die ihrem Dienst im Sinne Jesu nachkommen. Die Amtskirche muss dringend wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen und alte Zöpfe abschneiden, um ihren Auftrag in der Nachfolge Christi glaubhaft zu erfüllen. Nur dann hat sie eine Chance, auch in Zukunft zu bestehen. Zur Autorin Rita Vogel ist Religionslehrerin im Kirchendienst in Altleiningen und Kerzenheim

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