Grünstadt Wörners beweglich-klangkräftiger Bass begeistert

Vorzuüglich: Dominik Wörner im Kreise des Ensembles Zefiro.
Vorzuüglich: Dominik Wörner im Kreise des Ensembles Zefiro.

Gefeiert hat das Publikum am Samstagabend in Kirchheim den Bassbariton Dominik Wörner, seines Zeichens Gründer und künstlerischer Leiter des Konzertwinters. Der hatte gerade zwei Paradestücke, Johann Sebastian Bachs Solokantaten BWV 56 und 82 elegant, klangprächtig und interpretatorisch differenziert vorgetragen. Unterstützt wurde er dabei vom italienischen Instrumentalensemble Zefiro unter der Leitung des aus Rom stammenden Oboisten Alfredo Bernardini. Der SWR zeichnete das Konzert für den Deutschlandfunk auf.

Bernardini hat im Januar 2016 in Kirchheim beim damaligen Kantatenkonzert schon seine Kunst gezeigt; diesmal brachte er sein eigenes Ensemble mit, das mit der Ouvertüre in d-Moll TWV 55 von Georg Philipp Telemann das Konzert eröffnete. Es handelt sich hierbei um eine Ouvertüre im rhythmusbetontem französischem Stil, dem sich die italienischen Musiker indes nicht ganz hingaben, sondern immer wieder melodische Momente betonten. Drei Oboen und ein Fagott stehen Streichern und Generalbass gegenüber. Die Wiedergabe war in jeder Hinsicht gediegen und erfreulich und vor allem klanglich wunderbar. Einmal mehr wurde sinnfällig, dass für solche Musik nicht die lange übliche orchestrale, sondern die solistische Besetzung richtig und klanglich ausreichend ist. Sie allein ermöglicht differenzierte Ausgestaltung, die Telemanns Komposition lebendig hielt. Ganz bezaubernd war das klanglich köstliche Konzertieren zwischen den beiden Geigerinnen und Bernardinis Oboe im ersten Menuet. Auch die anderen Sätze erfreuten durch Abwechslungsreichtum und frische, lebhafte Gestaltung, in der Rhythmik und melodische Linie zu einem schönen Ausgleich gelangten. Schwungvoll und ganz auf Virtuosität gestellt gab es später instrumental noch ein Concerto in c-Moll von Johann Friedrich Fasch, in dem Fagott und Oboen hurtig glänzen durften. Betont virtuos war der instrumentale Einstieg in die Bachkantate „Ich habe genung“ in der Fassung für Bass. Allerdings war das gewählte Tempo so schnell, dass Geigen und Oboen kaum noch Zeit hatten, ihre filigranen Umspielungen zu entfalten, ohne sich dabei zu überschneiden. Hier wie an anderen Stellen hätten die Ausführenden sich selbst und dem Publikum ohne weiteres einen ruhigeren Atem gönnen können. Thematischer Ausgangspunkt der Kantate ist der Lobgesang des Simeon aus dem Evangelium zum Fest Maria Lichtmess, die in der Fassung des Textautors und Johann Sebastian Bachs in einen triumphalen Todesjubel mündet, der einem – auch bei aller Glaubenszuversicht – durchaus wunderlich vorkommen kann. Dominik Wörner tat, was in diesem Fall das einzig Passende ist: Er nahm das Werk ernst und entfaltete ein beeindruckendes Spektrum sängerischer Kunst und Disziplin. Seine Stimme ist in jedem Register wohlklingend und kraftvoll, dabei auch in der Tiefe noch ungemein wendig, so dass er auch flotte Koloraturen elegant und so, dass man jede Silbe verstehen kann, bewältigt. Diese Mittel werden interpretatorisch klug eingesetzt. Sobald im Text ein Wort wie „Elend“ vorkommt, wird darauf ein harscher Akzent gesetzt, es gibt aber genauso eine Fülle hochsensibler, sanfter Ausdrucksschattierungen, bei welchen der Gesangssolist sich immer mit den Instrumentalisten ganz einig ist. Wörner setzt expressive dynamische Wechsel, deren Sinnhaftigkeit sich immer aus dem Text ableiten lässt, wobei sich gewiss manchmal die Meinung vertreten lässt, dass etwas weniger davon mehr wäre. All diese Qualitäten kommen auch in der zweiten Bachkantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ BWV 65 zu schöner Geltung. Wunderschön gelingt hier die zweite Aria, in der die Solostimme mit der Oboe, später auch mit den Fagott konzertiert, spannungsvoll begleitet von Cembalo und Orgel. Abgeschlossen wird die Kantate durch den von weiteren Solisten wunderschön gesungenen Choral „Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“. Dem anhaltenden, begeisterten Applaus danken die Künstler mit der Arie „Gott ist gerecht in seinen Werken“ aus BWV 20.

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