Grünstadt Turbulente Tage bei der SPD

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Noch vor einer Woche hätte Michael Cullmann nicht damit gerechnet, dass er für die SPD als Landrat kandidieren wird. Schließlich hatten sich die Sozialdemokraten im Donnersbergkreis auf den Kirchheimbolander Michael Ruther verständigt. Und der Rockenhausener Cullmann wollte diesen unterstützen, war auch in Ruthers Wahlkampfteam. Doch dann kam die Nachricht von der Erkrankung des 59-Jährigen (wir berichteten am Samstag) – und der SPD standen turbulente Tage bevor. Wir haben mit Cullmann und dem Kreisvorsitzenden Tristan Werner auf diese geschaut.

„Ich bin kalt erwischt worden“, gesteht Tristan Werner. Am vergangenen Dienstag habe er einen Anruf von Michael Ruther erhalten, der den SPD-Kreisvorsitzenden darum gebeten habe, bei ihm vorbeizukommen. „Er hat mir von seiner Krankheit berichtet, hat mir erzählt, dass ihm auch Ärzte abgeraten haben, sich weiter vertieft zu engagieren. Er braucht eine Genesungszeit.“ Er sei aus allen Wolken gefallen, als er das gehört habe, berichtet Werner. „Es hat mir auch persönlich sehr leid für Michael getan.“ Ruther habe bereits Geld in den Wahlkampf investiert, sei diesen sehr engagiert angegangen. „Er hat sich diese Entscheidung aber auch nicht leicht gemacht“, sagt der Donnersberger SPD-Kreisvorsitzende. Daraufhin habe man innerhalb der Donnersberger SPD viel miteinander telefoniert „Glücklicherweise sind wir in der Situation, dass wir nicht nur einen möglichen Kandidaten haben“, so Werner. Allerdings hätten einige auch gesagt, dass sie nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung stehen. Zwei blieben noch übrig: Landtagsabgeordnete Jaqueline Rauschkolb (Eisenberg) und Michael Cullmann, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen. „Wir beide haben uns am vergangenen Donnerstagabend zusammengesetzt, haben abgewogen, was die bessere Lösung wäre, und sind dann zu dem Schluss gekommen, dass ich es mache“, erzählt Cullmann. Der 52-Jährige hatte im Sommer schon intensiv darüber nachgedacht, ob er seinen Hut für eine Landratskandidatur in den Ring werfen möchte – hatte sich damals aber entschieden, es nicht zu tun. „Für mich gab es innerhalb der SPD zwei Leute, die darauf das erste Zugriffsrecht hatten. Zum einen der Unterbezirksvorsitzende, zum anderen der Vertreter des Landrats.“ Zudem mache ihm die Arbeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen auch Spaß. Andererseits könne er im Amt eines Landrates vielleicht auch das eine oder andere mehr bewegen. Mit seiner Familie habe er sich am Donnerstagabend an einen Tisch gesetzt. „Da gab es unterschiedliche Meinungen“, sagt Cullmann. Nun stünden bis zur Wahl drei, vier schwierige Monate bevor. Die Familie zuhause, zu der neben vier größeren Jungs und einer Lebensgefährtin auch ein einjähriger Sohn gehört, dazu sein Job und die Tätigkeit in mehreren Vereinen. Mit Michael Ruther habe er noch nicht sprechen können. „Ich habe ihn nicht erreicht und ihm auf die Mailbox gesprochen. Daraufhin hat er mich nicht erreicht, mir auf die Mailbox gesprochen und gesagt, dass er mir ewig dankbar sein werde, dass ich das übernehme.“ In der Vorstandssitzung am Freitagabend sei auch über Cullmanns Amt in Rockenhausen gesprochen worden. „Mir wurde da gesagt, dass ich gute Arbeit leiste und man das bei einer Wahl vermissen würde“, erzählt der 52-Jährige. In einer schriftlichen Abstimmung sei die Wahl dann einstimmig auf Cullmann gefallen. Die Nominierung soll auf einem Parteitag am 3. März in Münchweiler erfolgen. Wie es im Falle einer eventuellen Wahl Cullmanns in der Verbandsgemeinde Rockenhausen weitergeht, damit will sich der 52-Jährige nicht vor der Landratswahl beschäftigen. „Selbst wenn ich die Wahl gewinnen sollte, bin ich noch bis 22. September Bürgermeister in Rockenhausen. Und niemand ist unersetzlich“, betont Cullmann. An den Wahlkampfthemen der SPD werde sich durch den Kandidatenwechsel nichts ändern. „Wir werden auch weiter viel auf Gespräche vor Ort mit den Menschen setzen. Das kann Michael Cullmann ja sehr gut“, erzählt Werner. Cullmann hat bereits den Wunsch geäußert, dass das Wahlkampfteam zusammenbleiben soll. „Vielleicht noch mit ein, zwei zusätzlichen Leuten.“ Für ihn selbst sind die Gesundheitsvorsorge, die Infrastruktur sowie Bildung und Ausbildung bedeutende Themen. Dazu komme eine mögliche Kreisreform. „Ich bin der Meinung, dass größere Kreise nicht unbedingt was Besseres für die Bürger sind“, sagt Cullmann, der im Vorstand des SPD-Regionalverbands Pfalz und zudem Vorsitzender des Musikkreises Donnersberg ist. Eines ist Michael Cullmann trotz Wahlkampf wichtig: „Die Verbandsgemeinde Rockenhausen soll in dieser Zeit nicht vernachlässigt werden.“ |ssl

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