Grünstadt „Spielen für Nation, die unsere Namen nicht kennt“

Heute Abend wollen die deutschen Fußballerinnen gegen Nigeria genauso jubeln wie nach dem 4:0-Sieg gegen Südafrika.
Heute Abend wollen die deutschen Fußballerinnen gegen Nigeria genauso jubeln wie nach dem 4:0-Sieg gegen Südafrika.

«Grünstadt.» 1:0 gegen China, 1:0 gegen Spanien und 4:0 gegen Südafrika: Die Bilanz der deutschen Frauennationalmannschaft mit drei gegentorlosen Siegen in der Vorrunde liest sich gut. Grund genug, selbstbewusst in das Achtelfinale am heutigen Samstag (17.30 Uhr, ARD) gegen Nigeria zu gehen. Aber reicht das, um bereits vom WM-Titel zu träumen? „Klar, ist bei den bisherigen Leistungen noch Luft nach oben, aber das weiß die Mannschaft auch“, erklärt U-19-Nationalspielerin Paulina Krumbiegel aus Kindenheim. Zwar sei sie in den vergangen eineinhalb Wochen auf Länderspielreise in den USA gewesen, dennoch habe sie versucht, alle Spiele zu verfolgen, wenn es der Zeitunterschied zu gelassen hat. „Mit einigen Spielerinnen aus dem Kader der deutschen Nationalmannschaft habe ich mal zusammengespielt oder kenne sie persönlich, klar drückt man da noch ein wenig stärker die Daumen“, erklärt die Mittelfeldspielerin der TSG Hoffenheim II. Die Chancen auf den WM Titel sieht die Hoffenheimer Mittelfeldspielerin zwar als gegeben, dennoch als sehr schwierig. Sie erhofft sich, dass die Mannschaft von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg zu mindestens den Sprung ins Halbfinale schafft: „Dann hätten sie gute Chancen auf die Olympia Qualifikation und das wäre sehr wichtig.“ Für Daniel Herstein, Trainer der Frauen der SG Kerzenheim/Grünstadt, liegt der Schlüssel zum Erfolg der DFB-Frauen vor allem im Teamgeist: „Es kommen noch ein paar echte Brocken auf die Mannschaft zu, es wird nicht einfach, aber ich traue dem Team zu, sich von Spiel zu Spiel zu steigern. Besonders wenn sie als Team enger zusammenrückt.“ Gegen Nigeria sieht der Trainer gute Chancen aufs Weiterkommen, wenn die Mannschaft ihre Chancenverwertung effizienter gestaltet und in der Defensive ihre Souveränität beibehält. „Wir spielen für eine Nation, die unsere Namen nicht kennt“, mit diesem Werbespot der Commerzbank provozierten die DFB-Frauen kurz vor der WM in Frankreich und räumte auf mit sämtlichen Vorurteilen und Klischees. Inzwischen hat der Spot der Commerzbank über 694.000 Aufrufe und 12.000 Likes. Und zieht somit wohl auch aktuell vielleicht Zuschauer vor den Fernseher oder ins Stadion, die sich sonst nicht so sehr für Frauenfußball interessieren. Eine Wahrnehmung, die auch U-19-Nationalspielerin Krumbiegel teilt: „Die Stadien sind gut gefüllt. Es wurde diesmal extrem viel ins Marketing investiert und das kommt auch an. Ich habe das Gefühl, die Wahrnehmung in Deutschland bezüglich des Frauenfußballs ändert sich zum Positiven.“ Daniel Herstein sieht dies nicht ganz so optimistisch: „Klar, interessieren sich aktuell mehr Leute für den Frauenfußball. Aber das kann man ja leider auch oft bei der Handball-WM beobachten. Diese Euphorie flaut leider wieder ab.“ Nichtsdestotrotz hätte der Trainer nichts dagegen, wenn er sich irren und das Interesse am Frauenfußball wieder dauerhaft steigen würde. Falscher Einwurf

P. Krumbiegel
P. Krumbiegel
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