Grünstadt Spenden für einen Sträfling

Flamenco-Gitarrist Ronald Radford hat schon in der Carnegie Hall gespielt.
Flamenco-Gitarrist Ronald Radford hat schon in der Carnegie Hall gespielt.

Es ist ein Benefizkonzert der besonderen Art: Wenn der Flamceno-Gitarrist Ronald Radford am Sonntag, 11 Uhr, im Burghof Stauf in die Saiten greift, dann tut er das nicht nur, um ein Zeichen gegen die Todesstrafe zu setzen, sondern auch, um Spenden für einen Mann zu sammeln, der in den USA wegen Mordes verurteilt wurde und 27 Jahre lang in der Todeszelle saß.

Die Rede ist von Roger McGowen. Der Afroamerikaner wurde im März 1986 verhaftet, weil er eine 68-jährige Bar-Dame in Houston (Texas) erschossen haben soll. McGowen gab den Mord zu, im November 1987 wurde er zum Tode verurteilt. Später behauptete er allerdings, dass er das Geständnis nur abgelegt habe, um seinen Bruder zu schützen, der jedoch kurz darauf selbst erschossen wurde. Die Justiz glaubte ihm nicht, 27 Jahre saß er in einer Todeszelle ab. Zwischendurch veröffentlichte der französische Autor Pierre Pradervand einen Briefwechsel, den er mit dem Todeszellen-Insassen führte. Das Buch „Messages Of Life From Death Row“ zeichnet McGowen als einen, der seine Wut hinter sich gelassen hat und nun die Botschaft der Liebe, der Vergebung verbreiten will. Das Buch ist Anfang der Nuller Jahre Marion von Gienanth, der heutigen Geschäftsführerin des Burghofs Staufs, in die Hände gefallen. „Ich war von dem Werk total fasziniert“, so von Gienanth. So fasziniert, dass sie sich zunächst an den Autor wandte. Kurz darauf beschloss sie, McGowen in Texas im Gefängnis zu besuchen. Das tat sie dann auch. Es sei ein eindringliches Erlebnis gewesen. McGowen wurde ihr in Handschellen, in einem Käfig vorgeführt. Sie habe ihm erstmal etwas zu Essen am Automaten im Besucherraum gekauft. „Er wurde dort schlecht behandelt. Mich hat er fasziniert, er ist eine sehr beeindruckende Persönlichkeit“, sagt von Gienanth. Zweifel an seiner Unschuld habe sie nie gehabt. „Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun“, ist sie sich sicher. Die Justiz sah und sieht das anders. Von Gienanth, der Autor Pradervand und eine Gruppe von Anhängern hätten sich über die Jahre für McGowen eingesetzt, ihm einen Anwalt finanziert, der immerhin erreichen konnte, dass McGowen nicht mehr im Todestrakt sitzt. Frei ist er aber immer noch nicht, die Justiz sieht seine Unschuld offenbar immer noch nicht als erwiesen an. Und so kämpft von Gienanth und ihre Gruppe an Überzeugten weiter. Zu dieser Gruppe gehört auch der Flamenco-Gitarrist Ronald Radford, der am Sonntag im Burghof auftritt. Der kalifornische Musiker, der mittlerweile in Missouri lebt, hat unter anderem bereits in der New Yorker Carnegie Hall und im Kennedy Center in Washington, DC gespielt. Entdeckt wurde er seinerzeit vom bekannten spanischen Flamenco-Gitarristen Carlos Montoya, dessen Schützling er denn auch wurde. Lange lebte Radford in Spanien und studierte auch bei den großen Flamenco-Gitarrenmeistern Diego del Gastor und Pepe da Badajoz. Klassische Gitarre lernte er bei Andres Sevovia, Pepe Romero und Jose Thomas. Die Benefizkonzertreise, die Radford gerade unternimmt, soll einerseits dazu dienen, McGowens Anwaltskosten zu finanzieren. Die Gruppe ist weiterhin fest entschlossen, McGowens Unschuld zu beweisen. Auf der anderen Seite soll mit den Einnahmen aus den Konzerten auch die Anti-Todesstrafen-Bewegung in den Vereinigten Staaten unterstützt werden. TERMIN Matinee-Konzert mit dem Flamenco-Gitarristen Ronald Radford am Sonntag, 15. Juli, 11 Uhr, im Burghof Stauf Open Air (bei Regen im Saal). Anschließend Brunch, jeder kann etwas mitbringen. Getränke gibt es vor Ort. Eintritt frei, um Spenden wird vom Veranstalter gebeten.

x