Kirchheim Sommerzeit beim Konzertwinter

Der Festivalleiter: Dominik Wörner.
Der Festivalleiter: Dominik Wörner.

Der Kirchheimer Konzertwinter startet am 21. Mai mit seiner zweiten Sommeredition und vier Programmen, darunter auch einem im Crossover-Modus.

Zum zweiten Mal nach dem Premierenlauf 2022 legt der Kirchheimer Konzertwinter eine Sommeredition auf. Mit vier Programmen in fünf Konzerten zwischen 21. Mai und 27. August etabliert Spiritus Rector Dominik Wörner damit sein Festival vorerst in der freundlicheren Jahreszeit. Und kann das gut begründen.

„Wir brauchten einfach Planungssicherheit. Im internationalen Diskurs, aus dem unsere Künstlerinnen und Künstler kommen, benötigen wir langen Vorlauf für Engagements. Bereits jetzt wird am Zyklus für 2024 gebastelt. Wie es mit den Corona-Einschränkungen kommen würde, war damals noch nicht absehbar. Und zusätzlich hätten die Restriktionen fürs Heizen im abgelaufenen Winter Probleme bereitet“, so Wörner. „Weder Ausführende noch Besucher schätzen längere Aufenthalte in eiskalten Kirchen.“

Kein anderer Name

Ob man nicht über eine Namensänderung nachgedacht habe? „Nein, das war niemals Thema. Der Kirchheimer Konzertwinter“ ist seit mehr als drei Jahrzehnten ein Markenzeichen, eine Hausnummer für hochklassige Kammermusik, nicht zuletzt im Bereich Alter Musik. Das wollten wir nicht ändern.“

Und, na ja – das kommt so im Nachsatz über Wörners Lippen – aus der Not sei eventuell eine Tugend erwachsen. Denn es sei ja auch fein, das Pfalz-Flair in der schönen Jahreszeit zu genießen.

Und fraglos nennt der Künstlerische Leiter und international tätige Bassbariton damit einen der Vorzüge, die seine ansonsten hoch dotierten Interpretenschar – vielfach von Hotelzimmer zu Hotelzimmer unterwegs – gerne als Teil des Honorars akzeptiert: Land, Leute, Wein und Gastlichkeit im familiären Rahmen.

„Schwanengesänge“

Zum Auftakt am 21. Mai in der Kirchheimer Andreaskirche gestaltet Dominik Wörner gemeinsam mit dem in Köln lebenden Pianisten Michael Gees ein Liederrezital unter dem Titel „Schwanengesänge“. Dabei werden die letzten Lieder von Franz Schubert, entstanden im Todesjahr 1828 auf Gedichte unter anderem von Heinrich Heine, erklingen.

Ein bislang ungewohntes Format buhlt am 25. Juni um Aufmerksamkeit: „Akkordeon“ präsentiert die Schweizer Tastenkünstlerin und Opus-Klassik-Preisträgerin Viviane Chassot mit ihrem Programm „Bach in Flow“. Bach steht ganz oben auf ihrer Interpretationsliste, aber auch Chopin, Eric Satie, dazu Folk und Jazz weiß sie kongenial einzubinden, zu verknüpfen. Crossover mit klassischem Profil und virtuosem Höchstanspruch.

Am 23. Juli dann gastieren die berühmten französischen Brüder Marc Hantaï, Traversflöte, und Pierre Hantaï, Cembalo. Die beiden Künstler, die seit frühester Jugend als Duo miteinander musizieren, widmen ihre Programmfolge unter anderem vier der originalen Flötensonaten von Johann Sebastian Bach. Teils noch in Bachs Köthener Zeit entstanden, handelt es sich um hochanspruchsvolle Werke, Kammermusik der Extraklasse sozusagen. Alle genannten Konzerte beginnen jeweils um 17 Uhr.

„Wundertüte“ Christoph Graupner

Zum Showdown der Reihe präsentiert Dominik Wörner wieder einmal eine Programmfolge aus der „Wundertüte“ Christoph Graupner. Seit Jahren befördert der Bassbariton, der zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade von einer Tournee durch die Niederlande mit einem Graupner gewidmeten Abschlusskonzert im Concertgebouw Amsterdam heimgekehrt ist, ein Kleinod nach dem anderen aus dem teils verschollenen Fundus des großen Barockkomponisten aufs Podium. Der Kirchheimer Konzertwinter hat ihn sozusagen zu seinem musikalischen Patron erhoben, rückt sein fantastisches kirchenmusikalisches Oeuvre beharrlich in den Fokus – allein vier CDs sind in enger Kooperation so entstanden.

Am 26. August, 19 Uhr, und noch einmal am 27. August, 15 Uhr, werden diesmal Solo- und Dialog-Kantaten des 1683 in Kirchberg geborenen und lange in Darmstadt wirkenden Meisters auf dem Programm stehen. Unter Leitung des in Gent beheimateten, international hochgehandelten Cembalisten und Dirigenten Florian Heyerick musiziert das Kirchheimer BachConsort. Vokalsolisten sind Marie Luise Werneburg, Sopran, und Dominik Wörner, Bassbariton.

Eintritt frei

Und dies ist neben der hohen Qualität ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Bis heute ist der Eintritt zu den Konzerten frei, stützt sich die Finanzierung allein auf Spenden und Sponsoring.

Info

www.konzertwinter.de

Akkordeon-Virtuosin: Viviane Chassot.
Akkordeon-Virtuosin: Viviane Chassot.
x