Grünstadt So lief die Prunksitzung der Siedler

Feierte sein Debüt in der Bütt: Sigfried Doll.
Feierte sein Debüt in der Bütt: Sigfried Doll.

Endlich wieder auf der Bühne im Weinstraßencenter Grünstadt stehen: Die Siedler waren erkennbar froh über ihre erste Prunksitzung nach Corona. Das närrische Publikum im Saal auch. Es gab fünf Stunden beste Stimmung bei niveauvollen Darbietungen mit mancher Neuerung.

GRÜNSTADT. „Was ein wunderbares Bild im Saal“, ruft der Siedler-Sitzungspräsident Manuel Walther beim Blick in Hunderte fröhliche Gesichter. Am Samstag veranstaltete der Karnevalsverein die erste Prunksitzung nach der Corona-Zwangspause. Trotz einiger krankheitsbedingter Absagen ist ihnen gelungen, eine Reihe niveauvoller Beiträge zu präsentieren.

Neuestes Lied
Anlässlich des närrischen Geburtstags der Siedlergemeinschaft Grünstadt von sechs mal elf Jahren, hat der Vorsitzende Gerhard Laubersheimer ein Jubiläumslied gedichtet. Auf die Melodie von „Wir sagen Dankeschön“ der Flippers trällert der Siedlerchor: „Mit einer Kappensitzung ging es damals richtig los, im Jugendheim war Stimmung, in der Otto-Fliesen-Stroß.“ Der live singende Elferrat ist im Lauf des Abends noch öfter mit Medleys zu erleben, wobei die Mitglieder in tollen Kostümen stecken – etwa als Nonne, Rockstar oder Hippie. Unbedingt erwähnenswert: Michael Kopietz, der als Frau überzeugt: in einem Dirndl, geschminkt mit Lidschatten und Lippenstift.

Erste Büttenrede
Mit pechschwarzer Perücke und im Frack feiert Sigfried Doll sein Debüt in der Bütt. Als Protokoller hat der pensionierte Grünstadter Polizeichef, der später noch mehrmals mit seinem komödiantischen Talent brilliert, eine eher ernste Rolle. Er berichtet aus dem Stadtrat, wo der schwarze Bürgermeister oft Prügel für Dinge einstecken müsse, die die Roten vor ihm zu verantworten hätten. Doll lästert auch über „das dritte Weib in Folge“ im Verteidigungsministerium, das die Bundeswehr zu einem familienfreundlichen Betrieb umgestalten wollte. Zwischenapplaus bekommt der Protokoller für seine Forderung, dass Menschen, die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit behindern oder gar angreifen „noch am Tattag verurteilt“ werden sollten.

Größte Patzer
Beifall gibt es auch für Patzer. Die größten passieren zwei „alten Hasen“. Paul Conrad, sonst der mosernde Matzeberjer, mimt diesmal Conni. Als er seiner Frau, die die vierstellige PIN zum dritten Mal falsch eingegeben hat, einen guten Rat geben will, sagt er: „Kauf dir doch ein Seniorenhandy. Da ist die PIN zehnstellig.“ Richtig sollte es heißen: „Da ist die PIN einstellig und du hast zehn Versuche.“ Manuel Walther verwechselt zwei Gemeinden mit A und verortet die Eckbachschnalle nach Asselheim. Er bemerkt es noch während er es ausspricht, die Altleininger Gogeljodler sind gespielt entsetzt, da nützt auch ein dreifach donnerndes Helau auf Altleiningen nichts.

Schwärzester Humor
Vor dem Patzer des Sitzungspräsidenten sind die Eckbachschnalle als größte Formation in der Bütt zu erleben: Sieben schwarze Witwen verbreiten schwarzen Humor. Garniert mit Gesangseinlagen bekannter Schlager und Einspielungen berühmter Melodien wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ erzählt eine Dame, wie sie das abgekühlte Badewasser ihres Gatten durch das Hineinwerfen des Föhns erwärmen will, eine andere, dass ihr Hochzeitsbild zwischen zwei Jagdtrophäen hängt, weil ihr Mann „der größte Bock war, den ich je geschossen hab“, und eine dritte, dass man mit genügend Alkohol im Blut mildernde Umstände bekommt.

Schönste Augenweide
Ein optisches Kontrastprogramm bietet die Showtanzgruppe des Dance In. Sie ist dreimal in ansprechenden Kostümen zu sehen, die Petra Asel angefertigt hat: in gelb-orangen Miniröckchen mit Rüschen und Federboa, in schwarzen Ganzkörperanzügen, an denen Strasssteinchen und rosa Tüll befestigt sind, und schließlich in orientalischen Pumphosen und bauchfreien, mit Klunkern und Schleiern besetzten Oberteilen. Die Pandemie hat dem Niveau ihrer Darbietungen keinen Abbruch getan. Studio-Inhaberin Claudia Dauth, die für die Choreographien verantwortlich zeichnet, konnte an die Zeit vor Corona anknüpfen.

Größte Akrobatik
Dasselbe lässt sich über den Beitrag der Crazy Jumpers sagen. Offensichtlich hat das monatelange Übungsverbot den Mitgliedern der Truppe nicht schaden können. Das Aushängeschild der TSG Eisenberg, das wieder einmal Sieger in mehreren Kategorien bei „It’s Showtime“ des Pfälzer Turnerbundes wurde, zeigt einen atemberaubenden Tanz höchster Güte und mit einer Akrobatik, bei der einem schon vom Zuschauen schwindelig wird. Rasant fegt die Gruppe über das Parkett, baut dabei mühelos Spagate, verschiedene Saltos und das gegenseitige Hochwerfen ein. Auch formieren sich Pyramiden, die sich sogar drehen.

Meiste Bewegung
Für die meiste Bewegung beim Publikum sorgt Heinz Schößler. Der Multiinstrumentalist mit der passablen Stimme aus Asselheim geht dabei über Tische und Bänke. Allein oder zusammen mit Günter Dudenhöffer als Dubbeglaskehlche bringt er einen Gassenhauer nach dem anderen zu Gehör. Er lässt die Narren im Saal schunkeln und mitgrölen beim Karneval-Klassiker „Einmal am Rhein“, beim Volkslied „Gehn wir mal rüber zum Schmied seiner Frau“, bei Klaus Lages Hit „1000 und 1 Nacht“ und bei „Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein“.

Die Showtanzgruppe Dance In legte einen tollen Auftritt hin.
Die Showtanzgruppe Dance In legte einen tollen Auftritt hin.
Immer wieder spektakulär: die Crazy Jumpers aus Eisenberg.
Immer wieder spektakulär: die Crazy Jumpers aus Eisenberg.
Geschlossene Teamleistung: Garde Börrstadt.
Geschlossene Teamleistung: Garde Börrstadt.
Die Eckbachschnalle Altleiningen waren schwarzhumorig unterwegs.
Die Eckbachschnalle Altleiningen waren schwarzhumorig unterwegs.
Nele Dommel gab das Tanzmariechen.
Nele Dommel gab das Tanzmariechen.
Paul Conrad in der Bütt.
Paul Conrad in der Bütt.
Auch dabei: die Sausrummer Hexe.
Auch dabei: die Sausrummer Hexe.
Michael Kopietz überzeugte als Frau.
Michael Kopietz überzeugte als Frau.
Vorsitzender Gerhard Laubersheimer mit seiner Tochter Claudia Wilhelm in der Bütt.
Vorsitzender Gerhard Laubersheimer mit seiner Tochter Claudia Wilhelm in der Bütt.
Günter Dudenhöffer (links) und Heinz Schößler als Dubbeglaskehlche.
Günter Dudenhöffer (links) und Heinz Schößler als Dubbeglaskehlche.
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