Leiningerland Odyssee nach Mücken-Biss und Besuch in Bereitschaftspraxis

Entzündeter, angeschwollener Fuß nach Kriebelmücken-Biss .
Entzündeter, angeschwollener Fuß nach Kriebelmücken-Biss .

Was da im Sommer so kreucht und fleucht und der Besuch einer Ärztlichen Bereitschaftspraxis (ÄBP) kann einem schon mal eine nächtliche Odyssee bescheren. Zunächst hat es nur extrem gejuckt auf dem rechten Fußrücken, nachdem eine Kriebelmücke zugebissen hatte.

Dann entwickelte sich eine heftige Entzündung mit starken Schmerzen und 39 Grad Fieber. Wie sollte es anders sein: Die Situation spitzte sich an einem Mittwoch in den späten Abendstunden zu, als keine Arztpraxis mehr geöffnet hatte. Aber es gibt ja die Hotline 116117. Oft muss man da allerdings eine lange Wartezeit in Kauf nehmen. Manuela Griebe aus Ebertsheim beklagt in einem Brief an die Redaktion, dass sie 22 Minuten in der Leitung hing. Stefan Holler von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz erläutert: „Durchschnittlich wird einem Anrufenden innerhalb von 3,25 Minuten weitergeholfen.“ Da die Nummer, über die jährlich rund 300.000 Anfragen eingingen, die richtige Wahl für akute, aber nicht lebensbedrohende gesundheitliche Beschwerden sei, müsse keine sekundenschnelle Einschätzung wie beim Rettungsdienst erfolgen, so der Sprecher.

Ich hatte Glück, relativ schnell wurde mir wegen einer drohenden Blutvergiftung geraten, in die Notaufnahme der nächstgelegenen Klinik zu fahren. Da die Ärztliche Bereitschaftspraxis (ÄBP) vor dem Kreiskrankenhaus Grünstadt geöffnet war, bin ich dort hinein. Ein Mediziner mit osteuropäischem Akzent verschrieb mir trotz Hinweises auf eine Penicillin-Allergie das Antibiotikum Amoxicillin. Als ich ihm sagte, dass es sich dabei um ein Präparat auf Penicillin-Basis handelt, winkte er ab. Allergien seien sehr selten, meinte er. Auf Nachfrage war dem Mann aber sehr wohl bewusst, dass so einem seltenen Fall Atemnot und lebensgefährlicher Zusammenbruch droht. Dennoch schickte er mich fort.

Apotheker rät von Einnahme ab

Der an diesem Abend Notdienst habende Apotheker in Albsheim an der Pfrimm riet mir dringend davon ab, dieses Mittel zu nehmen. Schließlich könnte es zu lebensbedrohlichen Reaktionen wie einem Anaphylaktischen Schock kommen. Ich sollte mir ein anderes Rezept holen. Ich fuhr ins Westpfalzklinikum nach Kirchheimbolanden, da es nun deutlich näher war als das Grünstadter Krankenhaus. Nach langer Wartezeit im Fieberrausch nahm sich ein sehr freundlicher und kompetenter Arzt meiner an. Auf keinen Fall dürfe ich Amoxicillin nehmen, betonte er und verschrieb ein anderes Mittel. Und wieder beim netten Apotheker vorbei – nach vier Stunden Odyssee konnte ich um 1.30 Uhr meine erste Tablette einwerfen.

Den Vorsitzenden der Ärztegemeinschaft im Leiningerland (Agil), Jens Galan, auf den Vorfall angesprochen, ließ aus dem Urlaub wissen: „Für die Auswahl der in der ÄBP tätigen Kollegen ist die KV zuständig.“ Holler von der KV wiederum sagt dazu: „Fehlbehandlungen können ausschließlich durch den Schlichtungsausschuss der Landesärztekammer bearbeitet werden.“

Ebertsheimerin wartet stundenlang in der Hitze

Die Ebertsheimerin Griebe, die eine Entzündung nach Insektenstich an der Hand hatte und keinen Führerschein besitzt, wurde über die 116117 nach Worms geschickt. Dort musste sie in der Hitze zweieinhalb Stunden anstehen. „Warum hatte nur die eine Bereitschaftsdienstzentrale offen?“, fragt sie. Holler betont, dass eine ÄBP hierzulande 72 Wochenstunden geöffnet sei – der bundesweite Durchschnitt liege bei 41 Stunden.

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