Grünstadt „Nicht auf dem Rücken der Kinder“

91-67283072.jpg

„Jetzt streiken wir“, gibt sich Bianca Prismantas-Emrich kämpferisch. Die Vorsitzende des Elternausschusses der Kita am Südring mit Hort und der Kita Haus des Kindes (HdK) in Grünstadt steht mit rund 25 Müttern und Vätern vor dem verschlossenen Tor der Doppel-Einrichtung, an der ein Banner der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf den Streik der Erzieher hinweist. Dieser dauert den berufstätigen Sorgeberechtigten inzwischen zu lange. „Der Streik wird für uns zum existenziellen Problem“, verdeutlicht Fluch. Home-Office sei meist nicht möglich und bei gleichzeitiger Anwesenheit des Nachwuchses kaum umsetzbar. „Meine Eltern wohnen zum Glück gegenüber“, erzählt eine Alleinerziehende. „Aber Oma und Opa können sich nicht über mehrere Wochen um die Enkel kümmern“, wirft eine weitere Frau ein. Einige Jungen und Mädchen sind in der Notgruppe in Sausenheim untergebracht. „Die macht erst um 8 Uhr auf. Deshalb sammele ich bei meiner Arbeitsstelle Minusstunden an, weil ich um 6.30 Uhr anfangen muss“, erläutert eine Mutter. „In der Notgruppe gibt es nicht mal genügend Teller fürs Mittagessen“, bemerkt eine andere Frau. Und die Plätze seien auf zehn begrenzt. Zehn weitere gebe es in Asselheim. Das seien viel zu wenige bei zirka 170 Winzlingen, die allein die Einrichtungen am Südring besuchen. Beklagt wird auch die Sondersituation für Kinder, die nicht in ihrer gewohnten Umgebung betreut werden. Am Dienstag haben die Eltern erfahren, dass das Problem sich ab dem 27. Mai noch verschärft. „Dann müssen unsere Kinder in die Notgruppe nach Asselheim wechseln, weil in die Sausenheimer Kita wieder Normalität einkehren soll“, schimpft Nadine Pannier. Die Stadt solle ein Notprogramm auflegen, das sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert. Schüler, die den Hort besuchen, fallen aus dem Notbetreuungskonzept heraus, wie einige Mütter schildern. Sie könnten doch ihre Sprösslinge nicht allein von der Dekan-Ernst-Schule laufen lassen. Die Hortbeiträge bekomme man wohl nicht erstattet, geschweige denn die Zusatzkosten für die alternative Betreuung. Die Eltern betonen, dass sie die Forderungen des Betreuungspersonals nach besserer Entlohnung, einem höheren Personalschlüssel und mehr Fortbildungen richtig finden und Verständnis für die Arbeitsniederlegung haben. „Aber doch nicht auf dem Rücken der Kinder“, so Fluch. „Wir fordern eine adäquate Notbetreuung hier im HdK“, sagt Prismantas-Emrich. Die Stadt spare jetzt Personalkosten. Es wird vorgeschlagen, zur Unterstützung nicht berufstätige Eltern und bereits berentete Erzieher heranzuziehen. Die Ausschuss-Vorsitzende appelliert an die Vertragsparteien, so schnell wie möglich eine Lösung des Tarifkonflikts herbeizuführen und den Streik schnell zu beenden. (abf)

x