Grünstadt Nach schwierigem Einstieg doch überzeugt

91-87319302.jpg

Keinen leichten Stand hatte das Quartett Lord Zeppelin am Freitag bei seinem Debüt auf dem Festival „Rock im Hof“. Die vier Musiker spielten nach der von allen Seiten hochgelobten Rory-Gallagher-Tributeband The Taste of Rory, wegen der viele Zuschauer gezielt gekommen waren. Und sie hatten den Mut, mit weniger Eingängigem von Led Zeppelin einzusteigen. Mancher verließ das Gelände in Nackterhof nach wenigen Songs. Wer aber bis zum Ende blieb, bereute es nicht.

Der Auftakt ist mit „Immigrant Song“ ebenso hart wie anstrengend. Es folgen das rhythmisch anspruchsvolle „Good Times, Bad Times“ und nach einigen weiteren Liedern das von vielen Disharmonien geprägte Stück „The Song Remains The Same“. Da kann man nicht wirklich gut mitsingen, dazu lässt sich schlecht klatschen und tanzen. Die eingefleischten Fans der britischen Hardrockband, die sich nach dem tragischen Tod von Drummer John Bonham nach nur zwölf Jahren auflöste, stört das allerdings nicht. Die früheren Headbanger sieht man recht ruhig vor der Bühne stehen, das Dubbeglas in der Hand. Das, was die Musiker in der Hand haben, beherrschen sie ausgezeichnet. Das Mikrofon, gehalten von Sven Schumacher: Er füttert es mit seiner kratzig-voluminösen Bluesstimme. Der Sänger ist seit rund 25 Jahren im Geschäft und hat auch in Vorbands für Alanis Morrisette, Chris Rea und anderen mitgemischt. Die Gitarre, gehalten von Uwe Kern: Bereits als Kind versuchte er, Jimmy Page zu imitieren. Heute flitzen die Finger des Gründungsmitglieds von Lord Zeppelin in atemberaubender Geschwindigkeit über die Saiten, und er schafft es auch, mit einem Mikroständer als Bottleneck seinem Instrument die richtigen Slide-Töne zu entlocken. Der Bass, gehalten von Mike Parker: ein ruhiger Rhythmusgeber unter der Führung des Musikers, der am Konservatorium in Frankfurt und am Musicians Institute in Los Angeles studiert hat. Mit verschiedenen Formationen in unterschiedlichen Genres tourte Parker durch Europa. Sein Herz schlägt aber seit Teenagerjahren für Led Zeppelin. Die Sticks, gehalten von Hermann Beesten: Damit fegt der Schlagzeuger, der vor zehn Jahren die Idee zur Gründung der Tributeband hatte, gekonnt über Toms und Becken. Auf dem von Veranstalter Reinhard Stephan geliehenen Drumset ist er die verlässliche Kraft des Grooves, ob beim klassischen Rock`n`Roll, beim gefühlvollen Blues wie „Since I`ve Been Loving You“ oder beim Progressive Rock. Zu hören waren die Berliner noch nie in der Pfalz. „Das ist unsere bisher weiteste Reise für ein Konzert“, sagt Kern. „Normalerweise treten wir im Umkreis von 200 bis 300 Kilometern auf“, erzählt Beesten. Den beiden gefällt es aber gut im Süden der Republik. Unter anderem haben sie die Open-Air-Bühne in der Neuleininger Burgruine bewundert und sich vorgestellt, in dem tollen Ambiente mal zu spielen. Aber auch die Atmosphäre in Nackterhof sei nicht zu verachten, sind sie sich einig mit den Zuschauern. „Das ist hier fast wie in Wacken“, findet die Grünstadterin Doris Scherer, die mit ihrer Bekannten Diana Bock aus Waldsee erstmals bei „Rock im Hof“ ist. Als „Klein-Woodstock“ bezeichnet Harald Schmidt aus Hettenleidelheim das Mini-Festival, bei dem übers Wochenende fünf Bands dem Publikum einheizen. In der Lichtshow sich drehender und in den Farben wechselnder Scheinwerfer auf der neuen Bühne kommen die Gruppen gut zur Geltung. Bis vergangenes Jahr habe die Auftrittsfläche quasi nur aus Paletten bestanden, erzählt ein 47-Jähriger, der seinen Namen nicht nennen will. Die jetzt installierten Traversen und die bunten Lampen wirkten richtig professionell. „Die Bühne ist toll“, urteilt Thomas Monreal aus Grünstadt. Die vorherige sei zwar originell gewesen, meint Rüdiger Merz, der aus Carlsberg stammt. Doch eine neue Bühne anzuschaffen, „war an der Zeit“. An der Zeit ist nun auch, dass das Publikum aktiv eingebunden wird. Bei „D`yer Maker“ hat es die Gelegenheit dazu, wird aufgefordert, den Refrain „You don`t have to go oh oh oh oh“ mitzusingen. Nach einer ruhigen, ansprechenden Akustikeinlage mit Mandoline (Schumacher) und Konzertgitarre (Kern) geht es in die zweite Hardrock-Runde. Scherer, die wie manch anderer ein Led-Zeppelin-T-Shirt trägt, gefällt die Darbietung immer besser. Das scheint auch anderen Zuschauern so zu gehen, die Stimmung steigt, bis sie bei „Stairway To Heaven“ den Höhepunkt erreicht. Zu der Acht-Minuten-Ballade seien Anfang der Siebziger die meisten Babys gezeugt worden, blickt Schumacher auf Untersuchungen zur Wirkung von Musik. Für eine Wiederholung des Phänomens ist der Altersdurchschnitt der Besucher zu hoch, doch viele schwenken – ganz romantisch – Feuerzeuge und Smartphones. Am Ende verlangen sie lautstark Zugaben und werden reichlich bedient.

x