Grünstadt „Jeder Tritt in die Pedale tat weh“

BATTENBERG. Halbzeit für Caroline Pasedach. Die aus Battenberg stammende Weltmeisterin im 24-Stunden-Mountainbike-Indoor-Rennen hat auf ihrer Wohltätigkeitstour (wir berichteten) für die Multiple-Sklerose-Forschung durch die Vereinigten Staaten, Bike The US For MS, am Sonntag die Staatsgrenze von North Dakota überschritten. Die zurückliegenden 14 Tage waren kein Vergnügen: Die 26-Jährige hatte mit Unwettern zu kämpfen und ist gestürzt.

In der letzten Juniwoche sei sie in einer Schotterkurve in Minneapolis (Bundesstaat Minnesota) ausgerutscht, erzählt sie und merkt selbstkritisch an: „Ich hätte besser mal etwas langsam machen sollen.“ Mit einer größeren Verletzung am linken Knie kam sie in die Notaufnahme. Die Ärzte hätten große Mühe gehabt, die tiefe Wunde zu reinigen. „Da nicht alle Steinchen entfernt werden konnten, entwickelte sich schon am darauffolgenden Tag eine Entzündung und ich bekam ein Antibiotikum“, berichtet sie. Nach einer Woche habe die Verletzung, die genäht werden musste, aber schon ganz gut ausgesehen, so Pasedach, die kurz vor ihrer Abreise in die USA ihr Studium der Humanmedizin abgeschlossen hat. Um sich selbst später die Fäden ziehen zu können, gab man ihr ein steriles Set mit auf den Weg. „Die ersten Tage nach dem Sturz waren die größte Herausforderung für mich“, erklärt die Extremsportlerin, dass jeder Tritt in die Pedale wehtat und sie aufpassen musste, dass die Wunde nicht wieder auf- und ihr Traum zerplatzt. Sie habe wirklich Angst gehabt, dass sie die Durchquerung der nördlichen USA abbrechen müsste. „Aber ich habe gekämpft und am ersten Tag mit dem frisch genähten Knie 86 Meilen bewältigt!“ Insgesamt möchte Caroline Pasedach 4295 Meilen (6912 Kilometer) hinter sich bringen, von Bar Harbor im Bundesstaat Maine bis nach Seattle (Washington). Mehr als 2500 Meilen liegen hinter ihr und den anderen 24 Radlern, die mit ihr für die gute Sache als Northern-Tier-Team unterwegs sind. Und das, obwohl sie zwischenzeitlich in ein Unwetter gerieten und viele Straßen wegen Überflutungen gesperrt waren. „Aber ich bin unter den letzten drei Leuten aus unserer Gruppe, die noch keinen Platten hatten“, verkündet Pasedach stolz. In dem Trio gebe es nun einen kleinen Wettbewerb darum, „wer das Rennen macht“. Um in eben diesem zu bleiben, hat die Pfälzerin neue Reifen aufgezogen: „gute deutsche Continental, die ich hier in Amerika gekauft habe“. Drei Rasttage haben die Sportler dafür genutzt, für einen MS-Kranken ein Schlafzimmer zu renovieren und einen Garten herzurichten. „Das sind Kleinigkeiten, die die Leute nicht mehr machen können, die uns aber nicht wehtun“, so Pasedach. Auch haben sie zwei Kliniken für MS-Patienten besucht, mit den Betroffenen gesprochen und mit ihnen Mittag gegessen. Im Fairview MS Achievement Center, einem speziellen Reha-Zentrum in Minneapolis, seien ihnen viele fröhliche Menschen begegnet. Sie seien weit entfernt gewesen von einer die Multiple Sklerose typischerweise begleitenden Depression. „Wir waren erstaunt über die Lebensfreude“, erzählt Pasedach von der Einrichtung, an die das Northern-Tier-Team 20.000 Dollar übergab. Insgesamt wollen die 25 Radler 100.000 Dollar (73.472 Euro) für die MS-Forschung spenden, Pasedach allein 4295 Dollar (3157 Euro) – einen Dollar pro gefahrener Meile.

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