Grünstadt Freude über Grünbrücke

Die Grünbrücke über die A 61 bei Schifferstadt kann gebaut werden. Unklar ist aber wann. Am Mittwoch hat das rheinland-pfälzische Innenministerium via Pressemitteilung verkündet, dass das Bundesverkehrsministerium dem Projekt zugestimmt habe. Nach Gesetzeslage muss der Bund das Vorhaben bezahlen. Allerdings gebe es derzeit noch keine Informationen, ab wann der Bund die nötigen Mittel bereitstellen werde, sagte ein Sprecher des Mainzer Ministeriums auf Nachfrage der RHEINPFALZ.

Autobahnen sind Bundessache. Und damit ist der Bund auch dafür zuständig, Ausgleich zu schaffen. Der wird fällig, wenn die Fahrbahn von vier auf sechs Spuren erweitert wird. Wie viel Ausgleich nötig werde, darüber gingen die Meinungen des zuständigen Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Speyer und der Naturschützer auseinander. Der Bund für Umwelt und Naturschütz (BUND) war federführend in der Organisation der Kampagne für die Grünbrücke, der sich viele weitere Naturschutzverbände anschlossen. Gut 4000 Unterschriften sammelten die Aktivisten von Bürgern und bei einer Demonstration. Die bestehende vierspurige Autobahn sei bereits eine für Tiere kaum überwindbare Barriere, sagen die Naturschützer. Dieser Effekt werde durch den Ausbau noch verstärkt. Um die Zerschneidung der Wildwege und Verinselung der Lebensräume zu überwinden, sei eine Grünbrücke die beste Möglichkeit. Die Forderung wurde bereits 2008 erhoben, als die Ausbaupläne bekanntwurden. Als bald darauf die scheue und seltene Wildkatze im Wald westlich der A 61 nachgewiesen wurde, sahen die Naturschützer das als gewichtige Bestätigung. Die Wildkatze ist eine Leitart. Ihr Vorkommen spricht für eine ökologisch besonders hochwertige Region mit vielen weiteren Arten. Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass der genetische Nachweis durch ein Exemplar gelang, das auf der A 61 überfahren wurde. Zuständig für Planung und Ausführung der Autobahnerweiterung und für den erforderlichen Ausgleich ist der LBM. Dort argumentierte man so: Das Gesetz verpflichte, nach dem Ausbau den ökologischen Zustand von vorher mit vier Spuren, wiederherzustellen. Die Landschaft war ohnehin schon zerschnitten. Die Grünbrücke würde über die gesetzliche Verpflichtung hinaus gehen. Nicht zuletzt ist eine Grünbrücke nicht billig. Auf rund fünf Millionen Euro schätzte LBM-Chef Kurt Ertel die Kosten bei einem früheren Gespräch mit der RHEINPFALZ. Am Geld jedoch wäre die Grünbrücke nicht gescheitert. Gäbe es eine gesetzliche Verpflichtung oder einen Auftrag vom Bund, müsste der LBM als ausführendes Organ tätig werden, betonte Ertel. Der LBM gab ein Gutachten in Auftrag. Das Fazit: Die Grünbrücke ist nicht verpflichtend, wäre aber wünschenswert. Die Planer in Speyer versuchten auf andere Art, die Autobahnschneise durchlässiger zu machen. Ein Vorschlag: eine vorhandene Brücke umbauen. Das hielten Naturschützer und der Schifferstadter Forst- und Umweltausschuss für unzureichend. Inzwischen hatte die Stadt Schifferstadt bereits zugesagt, die benötigte Fläche für die Tierbrücke kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat laut Verwaltung auf Antrag von SPD und Grünen bereits im September 2009 gefasst. Eine Grünbrücke muss laut Bundesverkehrsministerium mindestens 30, besser 50 Meter breit sein. Der LBM entwickelte auch ein anderes Konzept, das vorhandene Durchflüsse von Rehbach und Ranschgraben und eine Eisenbahnunterführung erweitere. Kosten: rund 1,5 Millionen Euro. LBM-Chef Ertel erfuhr durch die RHEINPFALZ von der Entscheidung für die Grünbrücke und den Planungsauftrag. „Offenbar hat sich das Innenministerium den Argumenten des BUND angeschlossen“, sagte er. Warum das Innenministerium die Gesamtkosten für die Grünbrücke mit nur 2,4 Millionen Euro ansetzt, weiß er nicht. Beim Forstamt Pfälzer Rheinauen bleibt man gelassen: Eine Grünbrücke sei sinnvoll, wenn man sie von menschlichen Störungen freihalten könne. Jetzt kann auch darüber nachgedacht werden, wie die zweite große Barriere für einen Wanderkorridor zwischen Pfälzerwald und Rheinauen, die B 9, überwunden werden kann“, meint Förster Ernst-Christian Driedger. Auch beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland in Mainz will man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. „Wir bleiben weiter dran, denn die Zerschneidung der Landschaft ist ein großes Problem in Rheinland-Pfalz“, sagte Landesgeschäftsführerin Sabine Yacoub.

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