Grünstadt Die Heimat zu Fuß erkunden

Zu Fuß auf Tour durch Obersülzen ging es am Freitag, initiiert vom Seniorenbeirat der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land. Rund 30 Senioren waren der Einladung gefolgt und erkundeten gemeinsam mit Ortsbürgermeister Andreas Lehmann den Ort. Dabei besuchten sie auch den Mehrgenerationenhof.

„Wir veranstalten regelmäßig Rundgänge, jedes Mal in einem anderen Ort der VG. Wir leben in einer so schönen Gegend, da bietet es sich an, unsere Dörfer näher kennenzulernen“, erklärt Dieter Rettig, der stellvertretende Vorsitzende des Beirats. Dass auch Obersülzen eine Begehung wert ist, zeigt sich schnell: Wenige Schritte vom Treffpunkt am Dorfgemeinschaftshaus entfernt, wartet mit dem Zunftbaum samt traditionellen Holzfiguren der Dorfplatz als erste Sehenswürdigkeit. „Die Figuren wurden handgefertigt und auch handbemalt. Sie zeigen, vom Schmied bis zum Tischler, alle Zünfte, die es mal in unserem Dorf gab“, so der Bürgermeister. Ein paar Schritte weiter lädt die Protestantische Kirche zum kurzen Verweilen ein: Erst kürzlich sei der Klöppel einer der drei Turmglocken ersetzt worden, erfahren die Besucher, bevor es weitergeht zum erklärten Ziel des Rundgangs – dem Mehrgenerationenhof. Dort erwartet bereits Harald Donné die Gruppe, Geschäftsführer des Fördervereins für die Nachsorge und Rehabilitation psychisch Kranker, der den Hof betreibt. Nach einem kurzen Überblick über die frühere und heutige Nutzung der Gebäude führt er zunächst durch die Schulungs- und Aufenthaltsräume des stattlichen Anwesens und erklärt dabei die Aufgabe der Betreuungseinrichtung: „Wir bieten psychisch behinderten Menschen in unserem Wohnheim Unterkunft und in unseren Werkstätten Arbeit. Auf unserem Hof leben bis zu 25 Personen, teilweise in Wohngemeinschaften, aber auch in Einzelwohnungen, insgesamt 50 arbeiten hier.“ Eine psychische Behinderung könne jeden treffen und zu jeder Zeit, weshalb zu den Arbeitnehmern und Bewohnern Menschen ohne Schulausbildung genauso gehörten wie Akademiker. Das Betätigungsfeld für die Mitarbeiter ist groß: „Hier stehen wir gerade in der Schlosserei, der einstigen Schmiede“, erklärt Donné und lenkt das Augenmerk auf das alte Kreuzgewölbe, das erhalten wurde. Sehr zur Freude von ein paar alteingesessenen Obersülzern: „Tatsächlich, sieht aus wie früher, sogar die alten Transmissionen haben sie gelassen“, staunen sie. Erinnerungen werden da rege ausgetauscht zwischen Auswärtigen und Alt-Obersülzern. Auch Bürgermeister Lehmann, seit zehn Jahren in Obersülzen, erfährt das eine oder andere Schmankerl aus vergangenen Zeiten. „Es ist spannend, etwas über den Ort zu erfahren, man lernt eine Menge dazu durch die Erzählungen“. Wie die von Claus Laumann. Er kennt das Gehöft bereits von Kindesbeinen an: „Ich habe schon als Kind beim Zuckerrübenernten geholfen. Da hat sich ziemlich viel verändert, aber ich sehe alles noch genau vor mir.“ Umso interessanter ist der Rundgang für die Nicht-Obersülzer aus der Gruppe: „Man fährt vielleicht öfter durch den Ort, aber was sich abseits in den kleinen Gässchen befindet, weiß man gar nicht. Es war sehr interessant, wir haben viel erfahren“, meint eine Laumersheimerin. Nach über zwei Stunden sind die Teilnehmer von den vielen Informationen und Erlebnissen erschlagen und haben nur noch ein letztes Ziel: Einkehr ins Bauerncafé Mauntz, um bei Kaffee und Kuchen die Eindrücke in Ruhe wirken zu lassen. (kcs)

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