Grünstadt Der Ruhestifter

Der neue Abteilungsleiter Turnen, Trainer Florian Bachmann, hofft, dass die TSG Grünstadt das Prädikat „Turntalentschule“ des De
Der neue Abteilungsleiter Turnen, Trainer Florian Bachmann, hofft, dass die TSG Grünstadt das Prädikat »Turntalentschule« des Deutschen Turner-Bunds über das Olympiajahr 2020 hinaus tragen darf.

Man spürt vor allem Erleichterung, wenn man in diesen Tagen mit den Verantwortlichen des größten Grünstadter Vereins spricht. „Ruhe“, das Wort fällt immer wieder. Denn die kräftezehrende Zeit, in der es in der prestigeträchtigen Turnabteilung immer wieder überraschende Rücktritte, Gerüchte und Anzeichen von Machtkämpfen gegeben hat, soll endlich vorbei sein. Mit dem am 22. Februar gewählten Florian Bachmann und seinem Stellvertreter Michael Danner stehen jetzt zwei Männer an der Spitze, die im TSG-Umfeld für Besonnenheit und Bodenständigkeit stehen. Die Voraussetzung für diesen Führungswechsel wurde im vergangenen Dezember geschaffen. Da nahm Abteilungsleiter Wolfgang Kanther nach rund dreijähriger Amtszeit auf eigenen Wunsch hin seinen Hut. Und an den Gründen für diesen Abschied lässt sich nun recht gut ablesen, bei welcher entscheidenden Frage wohl letztlich keine Einigkeit mehr innerhalb der TSG geherrscht hatte: Zu welchem Preis soll und kann die Grünstadter Nachwuchsförderung überhaupt professionalisiert werden? Kanther nämlich trat zurück, weil ihm der Vorstand die Finanzierung einer hauptamtlichen Trainerstelle für den weiblichen Spitzennachwuchs verweigerte – obwohl dieser Posten zuvor noch offiziell ausgeschrieben worden war und ein von Kanther favorisierter Kandidat bereits seit August auf Honorarbasis in Grünstadt an der Matte stand. Für den damaligen Abteilungsleiter bedeutet das vor allem eines: „Man muss mein Konzept einer stetigen Professionalisierung damit wohl als gescheitert betrachten.“ Denn für dessen Umsetzung seien hauptamtliche Trainer in der Turntalentschule nun mal ein zentraler Bestandteil, so Kanther. TSG-Vorsitzende Hatun Joseph rechtfertigt die Vorstandsentscheidung mit der hohen finanziellen Belastung für den Hauptverein. Man habe ein neues Finanzierungskonzept erstellt. „Und da hat es von den Zahlen her einfach nicht mehr gepasst.“ Warum diese Tatsache aber nicht bereits vor einer Stellenausschreibung ersichtlich gewesen sei, wollte sie gegenüber der RHEINPFALZ nicht näher erläutern. Gleichzeitig bestritt Joseph aber auch nicht, dass die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr die Skepsis gegenüber der bisherigen Strategie hatten wachsen lassen. Denn die ersten beiden festangestellten Trainer, Stefan Mutiu und Luisa Drumm, hatten den Verein im Sommer aus unterschiedlichen Gründen vorzeitig verlassen – mit den Auswirkungen dieser plötzlichen Leerstellen wiederum muss sich die Abteilung bis heute herumschlagen. So hat sich ein Großteil der Turnerinnen aus dem Spitzensportbereich mittlerweile andere Teams gesucht. Lana Schissel und Theresa Lamprecht treten beispielsweise nun für den VfL Kirchheim unter Teck in der Dritten Bundesliga an. Es deutet also vieles darauf hin, dass Kanthers Abschied letztlich eine Zäsur in der Nachwuchsarbeit der TSG darstellen könnte. Denn die war zwar einerseits von zahlreichen sportlichen Erfolgen der jungen Talente geprägt, provozierte aber zuletzt auch den Vorwurf, die Familiarität eines Kleinstadtvereins zugunsten eines allzu starken Leistungsgedankens zu opfern. „Wenn Professionalisierung bedeutet, dass dauernd neue Leute daran Geld verdienen, dann werden wir diese Professionalisierung sicherlich so nicht weiterbetreiben“, macht auch der neue Abteilungsleiter Florian Bachmann klar. Heißt im Klartext: Die Nachwuchsförderung bei der TSG Grünstadt wird künftig aller Voraussicht nach wieder ausschließlich mit ehrenamtlichen Übungsleitern gestemmt. Bis zum Olympiajahr 2020 darf sich die TSG noch mit dem Prädikat „Turntalentschule“ des Deutschen Turner-Bunds schmücken. Danach müsste sie erneut die strengen Auflagen des Verbands erfüllen – nach aktuellem Stand wäre das kein Selbstläufer. Natürlich sei das Ziel, die Auszeichnung auch zu behalten, sagt Bachmann. „Bis auf den Spitzensportbereich können wir derzeit ja alle Trainingsgruppen wie bisher betreuen“, sagt Bachmann. Und alles weitere werde man dann sehen – „in Ruhe“.

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