Grünstadt Aus Langeweile gezündelt?

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Eine Serie von Brandstiftungen und Einbrüchen hat um die Jahreswende 2013/14 das Leiningerland und die Verbandsgemeinde Lambrecht in Atem gehalten. Sechs junge Leute sollen die Übeltäter gewesen sein. Heute wird am Landgericht Frankenthal gegen den Hauptverdächtigen verhandelt.

In Kleinkarlbach hatte am 27. Dezember die Serie jener Brandstiftungen begonnen, die heute vor Gericht aufgearbeitet wird: Die Grillhüte der Gemeinde am Eckbach, die 16.000 Euro gekostet hat, brannte komplett nieder. Die „Feuerteufel“ besorgten sich fürs Zündeln oft Mülltonnen und steckten den Inhalt in Brand. So auch in Bissersheim und Kirchheim, wo am 2. und 3. Januar je ein Klettergerüst auf dem Spielplatz in Flammen aufging. Bei weiteren Bränden in Kirchheim (an einem Wohnhaus, Ende Januar) und Elmstein (eine Schutzhütte, Anfang Februar) wird der Sachschaden allein auf je 20.000 Euro geschätzt. In Weidenthal wurden zwischen dem 14. und dem 28. Februar fünf Einbrüche beziehungsweise versuchte Einbrüche registriert. Meist fiel die Beute eher gering aus. So heißt es in der Anklage, dass die Gang am 14. Februar beim ersten Einbruch ins Weidenthaler Sportheim Räucherschinken und einen Feuerlöscher mitgehen ließ. Zu den Tatzeitpunkten zwischen Ende Dezember 2013 und Ende Februar 2014 war das jüngste Mitglied der Bande 14 Jahre alt, das älteste 22. Weiter gehörten zwei damals 17-Jährige, ein 18-Jähriger und ein 21-Jähriger dazu. Die Straftaten wurden in wechselnder Besetzung begangen. Insgesamt rund 50 Delikte, die weitgehend geklärt seien, listete die Kripo Neustadt Mitte März auf, als sie ihren Fahndungserfolg meldete. Heute wird gegen den mutmaßlichen Anführer der Gang, der wie seine Komplizen in der Verbandsgemeinde (VG) Lambrecht beheimatet ist, vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Frankenthal verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem jetzt 23-jährigen Mann unter anderem schwere Brandstiftung, Einbruch und Diebstahl in 13 Fällen vor. Dass nicht mehr Fälle aufgelistet sind, mag daran liegen, dass einige nicht zweifelsfrei nachzuweisen sind, andere eventuell als so geringfügig eingestuft wurden, dass sie für das zu erwartende Strafmaß keine große Rolle spielen. Angeklagt wird heute nur der 23-Jährige, der aus Bruchsal stammt. Seine fünf Komplizen, die nicht an allen 13 aufgeführten Straftaten beteiligt waren sollen sich nach Informationen der RHEINPFALZ vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Neustadt verantworten. Sie sollen an zwei, sechs, neun beziehungsweise elf der Taten beteiligt gewesen sein. Das Motiv? Möglicherweise Langeweile, das Ergebnis: Sachschaden in fünfstelliger Höhe. Die sechs jungen Leute trieben aber nicht nur in der VG Lambrecht ihr Unwesen. Zweiter Schwerpunkt war das Leiningerland: möglicherweise, weil der Hauptverdächtige einige Zeit in der VG Grünstadt-Land gewohnt hat. Fünf der Taten, die dem nicht vorbestraften Beschuldigten heute vorgehalten werden, geschahen in Weidenthal, je drei in Kirchheim und Elmstein, je eine in Bissersheim und Kleinkarlbach. Durch die Brandstiftungen und Einbrüche herrschte in der Bevölkerung große Unruhe. So hatte der Gemeinderat Kirchheim den Chef der Polizei Grünstadt, Sigfried Doll, in seine Sitzung Ende März eingeladen, um mit ihm die Lage zu erörtern. Denn von den 2462 Straftaten, die die Polizei Grünstadt 2013 bearbeitet hat, betrafen 160 Kirchheim – allerdings auch deswegen, weil der Maxi-Autohof auf Kircheimer Gemarkung liegt. Und Delikte, die dort geschehen, wie zum Beispiel Tankbetrug, unter Kirchheim geführt werden. Ob der 23-Jährige und seine Komplizen noch für weitere Brandstiftungen und Einbrüche um die Jahreswende 2013/14 in Frage kommen, ist offen. Fakt ist, dass es zum Beispiel zwischen Mitte Dezember und Ende Februar auch in Neuleiningen, Grünstadt oder Dirmstein gebrannt hat, dass es sich dabei um Brandstiftung handelte und die Umstände starke Ähnlichkeit mit jenen Taten haben, die heute verhandelt werden.

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