Frankenthal Zug um Zug zum Haltepunkt Mörsch

Das ist eine rasante Entwicklung: Nur wenige Monate nach der Einweihung des Haltepunktes Süd der Bahn ist am Wochenende der Haltepunkt Mörsch in Dienst gestellt worden. Die Modelleisenbahnfreunde Frankenthal begrüßten 1500 Besucher zum „Bahnhofsfest“, das im Vorort an drei Tagen gleich auf vier Ebenen stattfand.

Der Fahrplan war eng, ständig rollten Züge über die mehreren Hundert Meter Gleis, die die Frankenthaler Modellbauer und befreundete Vereine mit mehr als 30 Anlagen aufgebaut hatten. Alleine im Vereinsheim sind mehr als 500 Meter Gleise verlegt. Jahrelange akribische Arbeit steckt in den Schauobjekten, die Mörsch zu einem Verkehrsknoten erster Klasse im Kleinformat aufsteigen ließen. Das Schild „Haltepunkt Mörsch“ brachte Ortsvorsteher Adolf-José König (SPD) am Freitag zur offiziellen Eröffnung der drei Ausstellungstage als Geschenk mit. Die Anlagen im Vereinsheim in der Frühlingstraße bildeten das Kernstück. Das Domizil lässt den Verein in neue Dimensionen vorstoßen. Noch steht die alte Anlage, die schon in der Adventszeit im Erkenbert-Museum ausgestellt war. Doch längst wird am neuen Projekt gewerkelt, über das schon Züge rollen. Ein Plan lässt ahnen, dass bis zur Vollendung Jahre vergehen werden. Schon jetzt aber ist die Anlage dem Bahnprojekt Stuttgart 21 voraus, bei dem in der baden-württembergischen Landeshauptstadt ein Tiefbahnhof entstehen soll: Bei den Modellbauern werden Züge im „Schattenbahnhof“ geparkt. Sie winden sich in einer Spirale auf untere Ebenen. Von dort werden sie nach Bedarf auf die Schaubühne geholt, um bei den Betrachtern für glänzende Augen zu sorgen. Landschaftsmodule sind fertig, müssen aber noch in die Anlage eingebaut werden. Die Hobby-Eisenbahner glänzten auch mit Effekten. So gab es im Vereinsheim eine Tag- und Nachtsimulation. Befreundete Vereine zeigten ihre Anlagen in den nur wenige Meter entfernten Räumen der Mörscher Au, des Kolpinghauses und in der Schulturnhalle. Im Kolpinghaus stand die aus Modulen zusammengesetzte Anlage des N-Bahn-Clubs Rhein-Neckar. Diese Bausteine haben den Vorteil, so der stellvertretende Vorstand Michael Riffner, dass sie gut zu transportieren seien und sich der Verein gut andernorts präsentieren könne. Richtig großformatig war die Anlage des 27-jährigen Mannheimers Yannick Schäffner in der Mörscher Au. Wer in die Halle kam, blickte auf eine große Häuserfront, durch die originalgetreue Straßenbahnen fuhren. Ohne Fertigteile hat Schäffner alles selbst entworfen und gebaut. Die Größe sei der Tatsache geschuldet, dass er als Junge Playmobil und Modellbahn habe zusammenbringen wollen. Heute verdient der Student des Verkehrssystemmanagements sich mit dem Bauen von Straßenbahnen für andere Hobbybahner etwas dazu. Doch nicht nur Modellbauer präsentierten sich bei der Mörscher Ausstellung. Auch „richtige“ Bahnen waren dabei. Die Stumpfwaldbahn, eine Feldbahn, verkehrt zwischen Ramsen und der Eiswoog. Auch der Verein Historische Eisenbahn Mannheim war mit einem Stand vertreten. „Nicht berühren“, stand an vielen Anlagen. Zeigen und filmen war erlaubt. Arnold Wahl, „Hauselektriker“ der Modelleisenbahnfreunde, erklärte seiner Frau Brigitte die Anlage. „Er war in letzter Zeit wenig zuhause. Ein Blumenstrauß wäre fällig“, meinte Brigitte Wahl. „Das Geld fehlt ja dann für den Ausbau der Anlage“, rechnete er gleich die Kosten gegen. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Volker Schmidt sieht das Interesse an der Eisenbahn insgesamt am Schwinden. „Früher war die Bahn Wirtschaftsmotor, das ist sie heute nicht mehr in diesem Maße.“ Er selbst sei – wie viele Modellbauer – schon im Kindesalter infiziert worden. „Hinter meinem Kindergarten verlief eine Bahnstrecke“, so der 59-Jährige. (nt) Noch Fragen? Wer gerne einmal in Ruhe bei den Frankenthaler Modelleisenbahnfreunden vorbeischauen will, kann donnerstags ab 18 Uhr ins Vereinsheim in der Mörscher Frühlingstraße 10 kommen.

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