Frankenthal Voller Tatendrang

Die Chorleiterin ist von den Kindern bei Juventus Vocalis, hier beim Kreismusikschultag, begeistert.
Die Chorleiterin ist von den Kindern bei Juventus Vocalis, hier beim Kreismusikschultag, begeistert.

Chorleiterin, Sängerin, Stimmbildnerin: Kathrin Presser ist gefragt, wird oft gebucht und kommt viel herum. Seit Februar gibt die 33-Jährige aus Großkarlbach bei Juventus Vocalis den Ton an, dem Kinder- und Jugendchor der Musikschule im Rhein-Pfalz-Kreis.

Auf der Bühne ist Kathrin Pressers Stimmlage der Sopran. Redet sie mit ihrer überraschend tiefen Alltagsstimme über das Singen, schwingt die Leidenschaft dafür längst nicht nur in dieser mit. Gestik, Mimik, ihre gesamte Körpersprache strahlt die enorme Begeisterung für das Hobby aus, das die Mutter eines Sohnes und einer Tochter zu ihrem Beruf gemacht hat. Wenn Kathi, wie sie lieber genannt wird, sagt „Ich kann meinen Schülern super den Spaß vermitteln, den ich selbst empfinde“, wirkt das authentisch, selbstredend. Die Stelle, die ihre Vorgängerin Judith Janzen 30 Jahre lang ausfüllte, war ein Jahr lang ausgeschrieben. Das hat Kathi Presser schon im Sommer 2017 mitbekommen, doch sich zunächst nicht darum beworben. „Ich hatte gerade beim MGV Klein-Schifferstadt den gemischten Chor Inspiration und den Kinderchor Singin’ Kids übernommen. Es fühlte sich damals nicht richtig an“, erläutert sie – und weist darauf hin, dass Musiker oft aus dem Bauch heraus entscheiden. Gezögert habe sie außerdem aus Angst vor den Erwartungen, gesteht sie und verrät: „Frau Janzen war während des Gesangstudiums meine Dozentin. Ich bin die Sache deshalb sehr ehrfürchtig angegangen.“ An Arbeit hat es der voller Tatendrang steckenden Musikerin zu jener Zeit nicht gemangelt. Neben ihrem Engagement in Schifferstadt leitet sie den Frauenchor „Dreiklang“ in Kirchheim an der Weinstraße, wo sie aufgewachsen ist, gibt Privatunterricht und arbeitet bei Toms Music Institute in Bad Dürkheim und Grünstadt. Darüber hinaus tritt die passionierte Gesangskünstlerin mit ihrer eigenen Formation Kathi & Friends sowie anderen Bands auf und wird häufig als Gastsängerin gebucht. Ihr Repertoire reicht von klassischem Gesang bis zu Jazz. „Gerade durch das Singen in den Bands bin auch mit aktueller Gesangsästhetik vertraut und kann sie meinen Schülern vermitteln“, beschreibt sie den Vorteil der vielen verschiedenen Beschäftigungen und den Grund, warum sie alleine von der Musik leben kann. Von einer Freundin auf die frei werdende Position bei Juventus Vocalis angesprochen, hat sich Kathi Presser die Sache über Weihnachten durch den Kopf gehen lassen. Doch dann stand ihr Entschluss fest: „Jetzt passte alles. Ich wollte die Stelle unbedingt.“ In der Folge geht es schnell. Sie ruft bei der Kreismusikschule an, wird zum Vorstellungsgespräch gebeten und bekommt schließlich die Zusage. Was sie daran gereizt hat? „Bei Juventus Vocalis ist alles vereint, was mir wichtig ist: der Schwerpunkt auf Gesang, die stimmbildnerische Arbeit, ein junger Chor und ein tolles Umfeld mit einem prima Förderverein und einer musikerfreundlichen Kreismusikschule, die dahintersteht und vieles ermöglicht“, sagt die 33-Jährige. Nicht zuletzt sei ihr Engagement bei anderen Chören und Vereinen nicht nur geduldet, sondern sogar erwünscht. „Ich mache auch musikalische Früherziehung mit Kita-Kindern und ihren Müttern“, sagt sie. Wie sie nun mit den Erwartungen umgeht, vor denen sie anfangs zurückschreckte? „Es ist wie ein Neuanfang. Ich bin ein anderer Mensch mit eigener Entwicklung. Was Judith Janzen und mich verbindet, ist das Bestreben, mit Juventus Vocalis das Beste zu machen“, antwortet Kathi Presser. Darauf möchte sie sich einlassen, alles einbringen, auch einmal Fehler riskieren, „dann kann es gedeihen“. Auf ein festes Konzept setzt die erfahrene Sängerin und Chorleiterin dabei nicht. „Das funktioniert nicht. Jeder Chor ist anders. Man hört ihm an, woran man arbeiten kann und wie. Ich höre und fühle, wohin es geht“, erklärt sie. Von ihren neuen Schülern bei dem international bekannten und geschätzten Kinder- und Jugendchor ist Kathi Presser begeistert. Sie seien offen für Ideen und Vorschläge, wollten etwas gestalten. „Wir hatten gerade einen fünfstündigen Workshop und danach ein Konzert, und es waren einfach alle da. Da schlägt jedem Chorleiter vor Freude das Herz höher“, schwärmt sie. Schlafen muss Kathi Presser zwischendurch aber auch einmal, wenn auch nicht viel. „Das ist schade, weil ich dann nichts anderes machen kann“, findet Presser, die sich für so vieles interessiert. Sie bedauert, sich nicht aufteilen zu können. „Ich kann nicht so gut Nein sagen, aber manchmal muss ich Dinge aufschieben, bis ihre Zeit kommt.“ So versucht sie immer wieder mal, Gitarre zu lernen, und auch das Schlagzeug reizt sie. Bei all dem Einsatz sei körperliche Fitness wichtig, Sport daher sinnvoll. „Als Musiker ist man viel sensibler, was den eigenen Körper betrifft. Er muss im Fluss sein“, sagt sie. Ihren Ausgleich und innere Balance findet Kathi Presser unter anderem beim Laufen von Halbmarathons. Das passt zu ihrem Motto: „Es geht immer weiter. Bleibst du stehen, wirst du schlechter.“ Deshalb nimmt sie manchmal selbst wieder Unterricht, holt sich neuen Input. Manche Menschen wundere das, da sie ein klassisches Gesangsstudium einschließlich Instrumentalpädagogik absolviert hat und diplomierte Opernsängerin ist. „Man kann immer etwas Neues lernen.“

Kathrin Presser wird oft als Sängerin gebucht.
Kathrin Presser wird oft als Sängerin gebucht.
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