Frankenthal Viele Vorwürfe, viele Versionen

Gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, Bedrohung, Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte – diese Taten listete Staatsanwalt Benjamin Mais gestern in der Anklage gegen einen 25-Jährigen aus Bobenheim-Roxheim vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Frankenthal auf.

Der Mann soll zwischen April 2014 und April 2015 in Bobenheim-Roxheim, Frankenthal, Ludwigshafen und Harthausen neun Straftaten begangen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann aufgrund einer psychischen Erkrankung strafrechtlich nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, und strebt deshalb die Unterbringung in einer Klinik an. Im April 2014 soll der 25-Jährige in einem Asylbewerberheim in Harthausen, in dem der aus dem Irak stammende Angeklagte damals lebte, sieben Türen kaputt geschlagen und einen Mann bedroht haben. „Ich habe die Türen nicht kaputt gemacht“, sagte er. Es stimme auch nicht, dass er einen Mitbewohner bedroht habe. Der andere sei psychisch krank, so der Angeklagte. Er selbst sei vollkommen gesund, beteuerte der Mann, der seit 2013 unter gesetzlicher Betreuung steht, auf entsprechende Fragen des Vorsitzenden Richters Karsten Sauermilch. Er wisse nicht, warum er derzeit in der Pfalzklinik sei und Tabletten nehmen müsse. Es stimme auch nicht, dass er im September 2014 auf dem Bahnhofsvorplatz in Frankenthal gegenüber einer Frau eine Bewegung gemacht habe, als wolle er ihr den Hals abschneiden, und dabei eine Stange in der Hand gehabt habe, so der 25-Jährige zu einem weiteren Punkt. Er habe sich lediglich über seinen Bart gestrichen. „Ich habe nur gesagt: Lassen Sie mich frei“, kommentierte der junge Mann die Vorwürfe, er habe gegen Polizisten, die ihn nach dem Vorfall festhalten wollten, massiven Widerstand geleistet. „Er hat sich umgedreht und zu meinem Sohn gesagt: Ich bringe dich um“, schilderte eine 37 Jahre alte Ludwigshafenerin einen Vorfall vom März 2015. Die Frau berichtete, dass der Angeklagte vor ihr und ihrem siebenjährigen Kind auf dem Bürgersteig gelaufen sei, sich dann umgedreht, diesen Satz gesagt und einen Würgegriff angedeutet habe. Wie die Frau erzählte, sei sie mit dem Kind über die Straße gegangen, der Angeklagte habe sie verfolgt und ihr in den Nacken geschlagen. Die Frau weinte, als sie den Vorfall schilderte. Ihr Kind habe lange große Angst gehabt. Er habe zu dem Kind gesagt, dass es beiseite gehen soll, beteuerte der Angeklagte. Ein 59-Jähriger berichtete, dass der Angeklagte seinen Hund geärgert habe, als er mit dem Tier am 9. März in Bobenheim-Roxheim spazieren ging. Als er den Mann gefragt habe, was das solle, habe der ihn geschlagen. Danach habe der Mann ihn verfolgt, an einer Baustelle Pflastersteine auf ihn und den Hund geworfen und „schlag tot“ sowie „Friedhof“ gesagt. Der Angeklagte sagte, er habe nur einen Stein nach dem Hund geworfen. Laut Anklage soll er außerdem im März in einer Pizzeria in Ludwigshafen einen Mann und im April am Bahnhof in Bobenheim-Roxheim eine Frau und einen Mann bedroht haben. Der Prozess wird am 26. Oktober, 10 Uhr, fortgesetzt. (ann)

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