Frankenthal Stimmungen von Sonnenschein bis Regen

Besondere Klänge und Klangkombinationen standen im Mittelpunkt der Kammermusik mit Harfe im Sturmfederschen Schloss zu Dirmstein. Die Harfe eröffnete neue Blicke auf ein Telemann-Quartett und übernahm die Aufgabe des Orchesters bei Carl Maria von Webers Andante e Rondo Ungarese.

Die Harfe ist schon äußerlich ein beeindruckendes Instrument. Steht es aufrecht, überragt es die Harfenistin Konstanze Licht ein ganzes Stück. Angeblich wird die Harfe ja auch von Engeln im Himmel gespielt. Die irdische Konzertharfe wirkt aber ziemlich schwer und sperrig. Sie hat 48 Saiten, und reicht vom tiefsten bis zum höchsten Ton über fast sieben Oktaven. Das ist nicht viel weniger als der Tonumfang eines Klaviers. Mittels einer Mechanik, welche die Spieler über Pedale bedienen, können die Saiten in andere Stimmungen verschoben werden. Neben der Harfenistin spielten Laura Weiß Flöte, Mari Kitamoto Violina und Johannes Pardall, der mit Markus Munzinger die Konzertreihe organisiert, die Bratsche. Das erste Stück in Dirmstein war ein Quartett, das von Georg Philipp Telemann ursprünglich für Flöte, Violine, Cello und Basso Continuo geschrieben war. Der Basso Continuo, die harmonische Begleitung, war zu Telemanns Zeiten meist ein Cembalo. Zeev Steinberg arrangierte die Besetzung neu und machte die Harfe zum Begleiter, anstelle des Cello setzte er sein Instrument, die Bratsche, ein. Im Vergleich zu den spitzen, akzentuierten Klängen des Cembalo klingt die Harfe hier wesentlich dunkler und wärmer. Als Folge wirken die drei anderen Instrumente davon mehr abgesetzt, scheinen aber auch unter sich enger zusammenzurücken. Der Gesamtklang ist ausgewogen, die Wirkung aber eine andere. Welche Klangfarben man bevorzugt, bleibt dem eigenen Geschmack überlassen. Das Andante e Rondo Ungarese hat von Weber für Viola und Orchester geschrieben. Licht hat sich daran gemacht und den Orchesterpart für ihre Harfe arrangiert. Spannend zu hören war dabei, wie sie die verschiedenen Lagen ihres Instruments für die Nachbildung bestimmter Orchesterklänge nutzte. Da lässt der große Tonumfang ihres Instruments viele Variationen zu. Hinzu kommt, dass sich die Klänge durch Veränderung von Stärke und Ort des Anschlags auch in Lautheit und Klangcharakter verändern lassen. Fließende Akkorde, ein Kontrapunkt zum Thema der Bratsche – das alles klang sehr schlüssig und farbig. Dafür gab es auch besonders viel Applaus. Der Impressionist Claude Debussy hat mit seiner Sonate für Flöte, Viola und Harfe eine außergewöhnlich charakteristische Komposition geschaffen. Nicht nur verwendete er Akkorde, die durch Erweiterungen besondere Farben bekommen. Besondere Skalen, wie etwa eine Tonleiter, die nur aus Ganztonschritten besteht, vermitteln ungewöhnliche Empfindungen. Pardall entlockte seiner Bratsche Töne durch Zupfen, ließ den Bogen springen und kitzelte Obertöne aus den Saiten. Flöte und Harfe erzeugten eine besondere, vielschichtige Atmosphäre. Auch wenn der erste Satz „Pastorale“ heißt, ist er mehr als eine bloße Idylle. Die Vielfalt der Klänge und Emotionen wurde von den Musikern hervorragend dargestellt. Die Serenade für Flöte, Violine und Viola in D-Dur, op. 25 hat Beethoven als junger Mann komponiert. Es ist ein kontrastreiches Werk in sechs Sätzen. Der heiteren Entrada steht ein bewegter, etwas düsterer dritter Satz in Moll entgegen. Fast wurde man an einen Tag im April erinnert, der von Sonnenschein bis Regen viele Stimmungen erweckt. Eingeladen zu diesem interessanten Programm hatte der Dirmsteiner Kulturverein St. Michael in Zusammenarbeit mit Basurconcert.

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