Vorderpfalz Sozialstationen: Ambulante Pflege in Gefahr

Einem dementen Menschen Medikamente zu geben, sei nicht einfach, sagen Praktiker. Bezahlt werde das mit 3,22 Euro.
Einem dementen Menschen Medikamente zu geben, sei nicht einfach, sagen Praktiker. Bezahlt werde das mit 3,22 Euro.

Sozialstationen aus der Region stehen vor enormen finanziellen und personellen Problemen. In Frankenthal werden deshalb bereits Anfragen von Pflegebedürftigen abgelehnt. Im Gespräch mit Grünen-Bundestagsabgeordneten stellen die Verantwortlichen konkrete Forderungen.

Viel zu niedrige Erlöse für die zum Teil sehr aufwendigen Leistungen, beklagt Sabine Pfirrmann, Geschäftsführerin der Sozialstation Ludwigshafen, laut einer Pressemitteilung der Grünen. Für die Medikamentengabe bei dementen Kunden bekomme der Dienst 3,22 Euro – „eine Herausforderung bei dementen Patienten“ –, für eine komplizierte Wundversorgung 9,27 Euro. Notfallleistungen würden teilweise gar nicht bezahlt. Auf der anderen Seite seien die Kosten, insbesondere für Energie, stark gestiegen. Der Aufwand für Dokumentation und durch bürokratische Anforderungen sei sehr hoch, wird Pfirrmann aus dem Gespräch mit dem Mediziner und Grünen-Bundestagsabgeordneten Armin Grau (Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal) und dessen Kollegin Kordula Schulz-Asche (Wahlkreis Main-Taunus), selbst ausgebildete Pflegefachkraft, zitiert.

Hinzu komme der Fachkräftemangel, ergänzt Manuela Orlik, Geschäftsführerin der Sozialstation Frankenthal, laut Mitteilung. „Wir können längst nicht alle unsere Stellen besetzen.“ Deshalb habe man zuletzt das Angebot zurückgefahren. Anfragen Pflegebedürftiger müsse man ablehnen. „Die Arbeit ist sehr anstrengend und der Krankenstand hoch“, sagt Orlik. Neben einer höheren Vergütung entsprechend des Zeitaufwands fordern die Sozialstationen mehr Entlastung durch Pflegehilfskräfte, die bundesweit einheitliche zusätzliche Kompetenzen bekommen müssten. Ebenso wichtig seien kürzere Arbeitszeiten zur gesundheitlichen Entlastung, weniger Bürokratie und mehr digitale Lösungen.

Kritik an Kliniken

Die Pflegestützpunkte leisteten wichtige Beratungsarbeit und entlasteten dadurch ihre Dienste, so die Vertreterinnen der Sozialstationen. Neben Orlik und Pfirrmann waren Katrin Winter und Janine Drost von der Sozialstation Böhl-Iggelheim sowie Christopher Kropp, Vorstandsmitglied der Sozialstation Rhein-Pfalz Ost (Limburgerhof/Schifferstadt), an dem Gespräch mit den Abgeordneten beteiligt. Die Pflegekonferenz in Ludwigshafen und Frankenthal sei für die Vernetzung entscheidend, die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten gut. Kritik üben die Praktikerinnen laut Mitteilung der Grünen am Entlassmanagement am Ende eines Krankenhausaufenthalts.

Die Politik müsse dafür Sorge tragen, dass die ambulante Pflege als Stütze des Gesundheitssystems erhalten bleibe, bekräftigte Grau. Pflegekräfte bräuchten mehr Möglichkeiten der eigenständigen Verordnung. Die Abrechnungen sollten vereinfacht, der konkrete Zeitbedarf des Pflegebedürftigen berücksichtigen werden. Mit einer starken ambulanten Pflege vermeide man „unnötige stationäre Leistungen“, heißt es in einem Zitat der Abgeordneten Schulz-Asche. Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich sei eine Forderung, die sie unterstütze, um den Beruf attraktiver zu machen. Wichtig sei, Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Dabei könne das Programm Gemeindeschwester Plus helfen. Pflegekräfte aus dem Ausland sind für die Grüne „ein wichtiger Baustein bei der Lösung des Pflegeproblems“.

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