Frankenthal Sehnsucht nach dem Mädchen mit Ukulele

Ein Album an einem Tag aufnehmen, ohne zuvor einen einzigen Song geschrieben zu haben und es dann ohne jede Probe bei der CD-Veröffentlichung vorstellen – kann das funktionieren? Nach dem Konzert am Freitag in Franks Bodega muss man sagen: Ja, kann es. Nosie Katzmann und Stefan Kahne stellten hier ihr neues Album „Honey & Sugar“ vor. Unterstützt wurden sie von Stefan Brod am Schlagzeug und Bassist Wolfy Ziegler.

Mit dem neuen Album „Honey & Sugar“ begibt sich Katzmann zurück an die Anfänge und beschreitet gleichzeitig neue Wege. Weg vom Ausklügeln zukünftiger Hits, zurück zur naiven Spontaneität eines aus dem Nichts entstehenden Songs. „Musik direkt aus dem Herzen“, wie Katzmann es beschreibt. Für das außergewöhnliche Vorhaben hatte sich Katzmann den Bad Dürkheimer Stefan Kahne ins Boot geholt. „Der größte Gitarrist, den ich kenne“, findet Katzmann. Die Vorgabe bei dem Projekt: Im Laufes eines Tags ein ganzes Album aufnehmen, ohne vorher irgendetwas zu Papier gebracht zu haben: keine Arrangements, keinen Text. Alle Songs entstanden quasi live im Studio. Auch für Kahne eine neue Erfahrung. Als Katzmann ihn nach dem Aufbau im Studio aufforderte: „Spiel einfach was“, habe dieser etwas geschockt reagiert. Dann aber genau das getan: einfach gespielt. „Boah, wie geil“, habe er sich gedacht und angefangen zu singen, beschrieb Katzmann die Entstehung des ersten Songs „City Wake Up“. Und auch für das Konzert blieben Katzmann und Kahne dem Konzept des Ungeplanten treu und begaben sich zurück an die Anfänge. So rekapitulierte Katzmann seinen allerersten Auftritt mit den drei Songs, die damals sein gesamtes Repertoire darstellten: Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“, Lou Reeds „Walk on the Wild Side“ und John Denvers „Leaving on a Jet Plane“. Aufgefüllt habe er damals das Programm mit Liedern die er sich spontan einfallen ließ. Die damals erlernte Fähigkeit, Lieder aus dem Stegreif zu präsentieren, dürfte ihm auch am Freitag geholfen haben. Und auch für ihren Auftritt in Großkarlbach hatten die Musiker sich keine Probe gegönnt. „Die Jungs wissen auch nicht, was auf sie zukommt“, sagte Katzmann. Die Stücke des neuen Albums zeigen sich in einem melancholischen, sympathischen Kleid. So etwa „Somewhere in My Chest“, das laut Katzmann aus dem Gedanken an ein 13-jähriges Mädchen mit Ukulele entstanden ist, das einen daran erinnert, schon älter zu sein und vielleicht etwas verpasst zu haben. Denn während das Mädchen in dem Alter schon Ukulele spielen kann, hätte er mit 13 noch nicht einmal gewusst wie man eine Gitarre hält, so Katzmann. Das Stück lebte vor allem von Kahnes lässigem Riff, das wirklich das Bild des Mädchens im Sommerkleid zu zeichnen schien. Das Gesamtbild wurde vervollständigt durch Brods und Zieglers gefühlvolle Rhythmusarbeit. Denn während Brod und Ziegler auch ordentlich Dampf machen konnten, etwa in Kahnes Version von Hendrix’ „Hey Joe“, zeigten sie gerade in den ruhigeren Stücken, wie einfühlsam Schlagzeug und Bass klingen können – und trugen damit maßgeblich zur versonnenen Stimmung der neuen Stücke bei. Zum spontanen Erdichten neuer Lieder auf der Bühne kam es – trotz Ankündigung - dann doch nicht. Was auch daran gelegen haben mag, dass sogar der erfahrene Musiker Katzmann, wie er selbst gestand, aufgrund der ungewöhnlichen Situation ein wenig nervös war. Wer Kahne und Katzmann live erleben möchte, hat dazu am 27. März in der Alex Weinlounge in Herxheim am Berg noch einmal die Möglichkeit.

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