Frankenthal Neue Ausgabe von „Frankenthal einst und jetzt“ erschienen

Zweimal hat Hiram Kümper 2022 sein Publikum mit überraschenden Erkenntnissen zur Frankenthaler Stadtgeschichte gefesselt.
Zweimal hat Hiram Kümper 2022 sein Publikum mit überraschenden Erkenntnissen zur Frankenthaler Stadtgeschichte gefesselt.

Mit einem Rückblick auf das Jubiläum der Ersterwähnung Frankenthals im Lorscher Codex vor 1250 Jahren beginnt die diesjährige Ausgabe von „Frankenthal einst und jetzt“. Das reich bebilderte Heft ist in Zusammenarbeit von Stadtarchiv und Altertumsverein entstanden und für 5,50 Euro am Infoschalter im Rathaus und bei Thalia am Rathausplatz erhältlich.

Hiram Kümper von der Uni Mannheim hatte bei der Matinee zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs 2022 und beim Bürgerempfang Festvorträge gehalten. Das Redaktionskollegium kann diese Vorträge nun in einer mit Anmerkungen versehenen Druckfassung vorlegen. Beide Reden fußen laut Pressemitteilung auf dem „intensiven Studium“ im Frankenthaler Stadtarchiv verwahrter Quellen und liefern einige neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte. So belegt der Historiker anhand des 1573 einsetzenden Statutenbuchs und des Ratsprotokollbands von 1572, dass in Frankenthal bereits vor Verleihung der Stadtrechte 1577 von städtischem Leben, Organisationsformen und bürgerlichem Selbstverständnis gesprochen werden könne. Sein zweiter Beitrag nimmt am Beispiel der Feiern von 1788, 1977 und 2002 die Jubiläumstraditionen Frankenthals in den Blick.

Dass indessen nicht nur Archivquellen Aspekte der Stadtgeschichte sichtbar machen, zeigt Karl-Heinz Kuhn mit seinem Beitrag zu den vor und in der Amalie-Foltz-Halle auf dem Frankenthaler Hauptfriedhof aufgestellten Grabsteinen. Die überwiegend aus der Barockzeit stammenden Denkmäler geben nicht nur Auskunft über Lebensdaten und Beruf der Toten, sondern erlauben zugleich Rückschlüsse auf deren gesellschaftliche Stellung und Funktion. Kuhns mit zahlreichen Fotografien versehener Aufsatz dokumentiere die Grabsteine als Kulturdenkmale.

Musik und Architektur

Der auf Architekturgeschichte spezialisierte Kuhn legt noch einen zweiten Beitrag vor und beschäftigt sich mit dem Architekten Albert Friedrich Speer, dessen Karriere in Frankenthal mit dem Neubau des 1903 vollendeten Progymnasiums einsetze. Dabei arbeitet Kuhn auch Speers Beziehungen zur gesellschaftlichen und politischen Führungsschicht in Frankenthal und der Region heraus.

Daneben bereichert Musikexperte Hans-Oskar Koch das Heft. Er widmet sich mit Jakob Vierling, Friedrich Berr, Eduard Eliason, Karl Wendling, Karl Perron und Georg Vierling der Biografie und dem Werk von Frankenthaler Musikerpersönlichkeiten. Seine Studien erweitern die Forschung zum 19. Jahrhundert, in der bisher die Industrialisierung und die Herausbildung des späteren Parteiensystems im Mittelpunkt standen.

Wahlen und eine TV-Show

Mit der politischen Geschichte Frankenthals während der NS-Zeit befasst sich Dieter Schiffmann und nimmt die Reichstagswahl und Volksabstimmung am 12. November 1933 sowie die Volksabstimmung am 19. August 1934 näher in den Blick. Schiffmann stellt – auch vor dem Hintergrund des hohen Drucks, der von der NSDAP im Vorfeld der Wahlen und in den Wahllokalen selbst ausgeübt wurde – die Frage nach der Legitimationsfunktion dieser Abstimmungen nach innen und außen.

Einen ganz anderen Zugang zur Stadtgeschichte wählt Dieter König in seinem Aufsatz „Frankenthal wird Fernsehstadt“. Er zeichnet anhand von Stadtarchiv, Presseartikeln sowie Privatfotos und Erinnerungen nach, wie Frankenthal sich 1975 trotz hohen Einsatzes im TV-Spiel „Spiel ohne Grenzen“ letztlich seinen schwäbischen Gegnern aus Leonberg doch noch geschlagen geben musste. Abgerundet wird das Heft von einem Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs, das 2022 bedeutende Altbestände digitalisieren konnte, sowie einem Beitrag zur Veranstaltungsreihe zum Jubiläum der Revolution 1848/49.

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