Frankenthal Meisterlich gespielt

Eine gelungene Kombination von kammermusikalischem Zusammenspiel auf hohem Niveau und anregenden, informativen und vor allem erheiternden Kommentaren erlebten die zahlreich erschienenen Zuhörer am Freitagabend im Rathaus vor dem Frankenthaler Porzellan.

Das Trio Sanssouci (Sohee Oh, Flöte; Sigrun Meny-Petruck, Oboe; Hans-Jürgen Thoma, Cembalo) hatte ein Programm mit virtuoser Musik ungefähr aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts zusammengestellt, das die ganze Vielfalt dieser Epoche hörbar machte: Johann Sebastian Bachs bedeutende Sonate e-Moll für Flöte und Cembalo und der als Zugabe gespielte Satz aus einer „Sinfonia a tre“ Ignaz Holzbauers gehören zwei völlig verschiedenen musikalischen Welten an. Die Werke des fast unbekannten Giovanni Boni (1690-1750) und vor allem die von Baldassare Galuppi und Wilhelm Friedemann Bach, Johann Sebastians ältestem Sohn, ließen das Publikum verschiedene Stufen des Übergangs zwischen der „strengen“ Barockmusik und der „populären“ Musik der sogenannten Mannheimer Schule erleben; zugleich konnte, wer aufmerksam zuhörte, einiges von den Kämpfen und Widersprüchen dieser Epoche erahnen. Hans-Jürgen Thomas wohldosiert in seine amüsanten Wortbeiträge eingestreuten Belehrungen waren sehr geeignet, die Ohren für derartige Feinheiten zu öffnen. Knapp, aber eindringlich erzählte Thoma von den sich immer mehr auftürmenden Problemen im Leben Wilhelm Friedemann Bachs. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet dessen Triosonate Nr.1 D-Dur das lebenssprühendste Werk des Abends war: geistvoll, munter, im ersten Satz voller Überraschungen, im Schlusssatz geradezu heiter. Der langsame Mittelsatz verband barocke Strenge und Kunstfertigkeit mit tief empfundenem Ausdruck, eine Kombination, die sich in solcher Meisterschaft sonst nur in Werken des Vaters Bach und manchmal bei Telemann findet. Die drei Musiker wurden allen Aspekten des Werkes gerecht, Flöte und Oboe überboten sich gegenseitig in sprühender Virtuosität, ließen aber auch die zahlreichen empfindsamen Momente lebendig werden. Das an Lautstärke unterlegene Cembalo wurde dank Thomas subtil differenzierender Spielweise zum gleichberechtigten Partner: Wunderbar servierte er zum Beispiel als kleinen Lichtpunkt den allerletzten Ton des zweiten Satzes, ein völlig unerwartetes „dis“. Auch bei allen anderen Programmpunkten zeigte sich das Trio Sanssouci in glänzender Verfassung. Die Spieler verbanden technische Perfektion mit überzeugender musikalischer Durchgestaltung der Kompositionen. Ihr Zusammenspiel war nicht nur absolut genau, sondern so selbstverständlich, wie es nur durch langjähriges gemeinsames Musizieren erreicht werden kann. Im Zentrum des Programms stand Johann Sebastian Bachs Sonate e-Moll BWV 1034 für Flöte und Cembalo, die an beide Ausführenden enorme Anforderungen stellt. Sohee Oh und Hans Jürgen Thoma beherrschten ihren Part souverän. In den beiden langsamen Sätzen blieben sie in ihrer freien Tempogestaltung gerade noch in angemessenem Rahmen, wodurch sie die Intensität von Bachs Musiksprache besonders hervorhoben. Die schnellen Sätze spielten sie in atemberaubendem Tempo, als gäbe es keine Schwierigkeiten. Insgesamt betonten sie weniger die tiefsinnig-strenge Seite der Komposition, sondern verliehen ihr eine ungewohnte Vitalität, sodass das ernste Werk einen wahren Beifallssturm auslöste. Völlig anders klang Galuppis zu Beginn gespielte Triosonate G-Dur, die trotz kunstvoller barocker Reminiszenzen in ihrer oft schwerelosen Anmut eine Musik des Übergangs zur Klassik ist. Die drei Musiker spielten mit den Kontrasten und boten das Werk geradezu liebevoll dar; man verstand, wieso Galuppi zu seiner Zeit als der bedeutendste Komponist Venedigs galt. Jacques Iberts (1890-1962) „Deux Interludes“ waren ein geeigneter Schlusspunkt. Witzig spielte der Komponist mit unterschiedlichen Stilen, durchaus auch mit Anklängen an das 18. Jahrhundert. Während Flöte und Oboe nicht nur virtuos, sondern auch augenzwinkernd sentimental klingen durften, war die Anzahl extrem schneller Cembalotöne rekordverdächtig. Mit langem Schlussapplaus dankte das Publikum für ein klug zusammengestelltes, meisterlich gespieltes und amüsant kommentiertes Programm.

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