Frankenthal Kunst für alle

Anstoßen auf das Jubiläum können Besucher kommendes Wochenende. Hier ein Bild vom illuminierten Kunsthaus bei einer Kunst- und E
Anstoßen auf das Jubiläum können Besucher kommendes Wochenende. Hier ein Bild vom illuminierten Kunsthaus bei einer Kunst- und Einkaufsnacht.

Gemessen am Wirbel im Vorfeld der Eröffnung des Frankenthaler Kunsthauses vor zehn Jahren ist es inzwischen ruhig geworden um das Ausstellungsgebäude im Süden der Stadt am Rande der Bahnlinie. Das geplante Jubiläumsprogramm spiegelt das Profil des Hauses: Kunst aus der Region und mit überregionaler Strahlkraft, Schmuck und Kulinarisches, Kinderprogramm und Chorgesang. „Multifunktional“ soll das Kunsthaus sein, das war der Auftrag zum Start 2007. Er scheint umgesetzt. Das Projekt Kunsthaus stand Anfang des Jahrtausends zunächst unter keinem guten Stern. Mehrere Objekte, unter anderem auf dem Alten Schlachthof an der Mörscher Straße, waren begutachtet und verworfen worden. Der ehemalige Zuckerfabrik-Kindergarten, der zuletzt als Obdachlosenheim genutzt worden war, kam 2003 ins Gespräch. Um Umbau und Unterhalt zu finanzieren, wurde im Jahr darauf die Frankenthaler Kulturstiftung als Träger des Kunsthauses gegründet. Sie übernahm 840.000 Euro, mit 763.000 Euro bezuschusste das Land die Baukosten. Strittig war neben dem Standort auch, wie das Philipp-Karcher-Haus genutzt werden soll. Der Frankenthaler Bronzebildhauer Erich Sauer hegte die Hoffnung auf ein eigenes Museum in seiner Heimatstadt. Ein alleiniges Nutzungsrecht wollte ihm die Verwaltung unter der Leitung des damaligen Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) jedoch nicht einräumen. Es kam zum Bruch. Auch mit dem Umbau selbst hatte die Stadtspitze zunächst kein Glück. Eine Frankenthaler Architektengruppe um Lara Hoffmann, deren Entwurf von Rat und Verwaltung favorisiert worden war, trennte sich im Streit. Anfang 2006 bekam der Frankenthaler Architekt Joachim Bogusch den Zuschlag. Unter seiner Federführung entstanden im Erdgeschoss drei einzeln nutzbare Räume mit insgesamt 250 Quadratmetern Ausstellungsfläche und unter dem Dach drei Ateliers, die seit der Eröffnung Die Treidler und Uschi Freymeyer nutzen. Wieders Anspruch an das Kunsthaus war, internationalen, nationalen und regionalen Künstlern eine attraktive Plattform zu geben. Städtische Ausstellungen waren bis 2007 im Treppenhaus der Verwaltung eröffnet worden. Bei der Programmplanung wird die Stadtverwaltung seit 2008 von einem künstlerischen Beirat unterstützt, in dem unter anderem Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler, des Berufsverbands Bildender Künstler, der Pfalzgalerie Kaiserslautern und der Kunsthalle Mannheim sitzen. Alle zwei bis drei Jahre entscheiden sie über das städtische Angebot im Kunsthaus. Seit 2007 gab es 105 Ausstellungen in der Hans-Kopp-Straße, etwa 30.500 Besucher zählte die Verwaltung. Mit über 1000 Gästen erfuhr gleich die Eröffnungsschau von Erwin Wortelkamp starkes Interesse. Vier Ausstellungen pro Jahr steuert der Kunstverein Die Treidler bei. Das Kunsthaus sei „kein Herzenswunsch“ des Vereins gewesen sagt Vorsitzende Alis Hoppenrath. Die Räume im ehemaligen Haus der Jugend, wo der Verein davor saß, habe man „nach Lust und Laune bespielen können“. Weil das Gebäude alt war, sei dort vieles möglich gewesen. Im Kunsthaus dürfe man nicht einmal einen Nagel einschlagen. „Bei bestimmten, experimentellen Künstlern, müssen wir jetzt passen“, sagt Hoppenrath. Die Räume im Kunsthaus seien dafür aber „sehr schön“. Die hohen Räume böten sich gut für große Formate an. Man habe durch den Umzug die Ausstellungsfläche verdoppelt, was dazu geführt habe, dass der Verein inzwischen meist Gemeinschaftsausstellungen von mehreren Künstlern organisiert, die sich meist vorher nicht kennen. „Das ist ein größerer Aufwand für uns.“ Von den derzeit 75 Mitgliedern seien etwa zehn regelmäßig engagiert. Eine hauptamtliche Leitung für das Haus hatte Wieder schon 2007 „wünschenswert“ genannt. Auch Hoppenrath sagt: „Wenn es eine Linie haben soll, ist eine fachlich qualifizierte Leitung unabdingbar.“ Dieses Thema könne man neu diskutieren, wenn sich die Finanzlage entspannt, sagt Kulturamtsleiterin Monica Umstadt, die Geschäftsführerin der Kulturstiftung ist. Von den beiden Darlehen für die Baukosten seien derzeit noch 65.000 Euro offen, die bis spätestens 2021 abbezahlt sein sollen. Die Stiftung verfüge über einen Vermögensstock von knapp 400.000 Euro und verzeichnete 2016 einen Überschuss von rund 6500 Euro. Allerdings seien für die Instandhaltung des Gebäudes Rücklagen zu bilden. Deshalb warnt Umstadt vor einer voreiligen Verplanung der Mittel. Und ziemlich sicher dürfte das Etablieren eines Kunsthaus-Kurators wieder für mächtig Wirbel sorgen.

Feuertänzer traten zur Eröffnung 2007 auf.
Feuertänzer traten zur Eröffnung 2007 auf.
Erwin Wortelkamp (rechts) – hier mit Architekt Joachim Bogusch auf der Baustelle – war der Erste, der im Kunsthaus ausstellte.
Erwin Wortelkamp (rechts) – hier mit Architekt Joachim Bogusch auf der Baustelle – war der Erste, der im Kunsthaus ausstellte.
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