Frankenthal „Ich hatte Glück“

In der Mörscher Au blieb am Donnerstagabend kein Platz mehr frei: Nach 23 Jahren als Frankenthaler Stadtfeuerwehrinspekteur wurde Harry Jauch in den Ruhestand verabschiedet. „Ich hatte Glück, doppeltes Glück“, sagte er. „Ich hatte die Unterstützung meiner Vorgesetzten und eine gute treue Mannschaft.“

Bürgermeister Martin Hebich (CDU) würdigte die Arbeit und das große Engagement des scheidenden Feuerwehrchefs aus Mörsch. Der gelernte Maschinenschlosser, der seine Berufsausbildung beim Druckmaschinenhersteller Albert absolviert hatte, sei bereits mit 18 Jahren, am 1. September 1969, in die Feuerwehr eingetreten, sagte Hebich. Der Einsatz dort sei für ihn Lebensinhalt geworden, selbst Urlaubstage habe er in der Feuerwache verbracht. Jauch habe sich zu einem anerkannten, geschätzten Fachmann fortgebildet und damit den Sprung an die Spitze der Wehr geschafft. Beim Neubau der Feuerwache setzte sich Jauch für wesentliche, noch heute wichtige Bestandteile der Ausstattung ein: eine Schlauchpflegeanlage, die Atemschutz- und Kfz-Werkstatt sowie eine Materialpflegewerkstatt. Auf sein Drängen erhielt die Wache auch eine Küche und zwei Lehrsäle. Während seiner Amtszeit beschaffte Jauch insgesamt 24 Fahrzeuge. Er hinterlasse die Feuerwehr in technisch gutem Zustand. „Jauch ist ein echter Mörscher, und selbst als er mal kurzzeitig fremdging und in Bobenheim-Roxheim wohnte, ließ er sich in der Mörscher Straße nieder“, verriet Hebich. Hans-Peter Plattner, Landesfeuerwehrinspekteur aus Mainz, bedankte sich für langjährige, fruchtbare Zusammenarbeit. Plattner und Jauch hatten seit 1978 immer wieder gemeinsam etliche Jahre auf der Feuerwehrschule verbracht. „In jungen Jahren war Jauch ein echter Draufgänger und Haudegen mit dem damals üblichen Schnurrbart“, plauderte Plattner aus dem Nähkästchen. Später habe sich Jauch dann bei einzelnen Einsätzen immer wieder durch seine besonnene Art hervorgehoben. Das brachte dem Frankenthaler Feuerwehrchef 2011 schließlich das Goldene Feuerwehr-Ehrenzeichen für Verdienste von außerordentlicher Bedeutung für das Feuerwehrwesen des Landes Rheinland-Pfalz ein. Einen Überblick über wichtige Einsätze und Stationen von Jauchs Feuerwehrlaufbahn gaben sein Nachfolger Jürgen Speiser und sein Stellvertreter Uwe Henß. Sie zeigten Bilder vom Einsatz beim Erdgasspeicher mit dem amerikanischen Feuerwehrmann Red Adair, vom Großbrand einer Druckerei in Frankenthal und eines Wohnhauses im Bensheimer Ring. Erwähnt wurde auch der Brand des Lux-Kinos. Jauch habe viele weitere Kenntnisse erworben, die ihm im Beruf nutzten: das Fliegen, das Aufbrechen von Türschlössern, das richtige Verhalten im Brandcontainer und die Ausbildung mit Rettungsschere und Spreizer. „Eine seiner Lieblingsübungen ist das Aufnehmen eines Schorle-Glases mit dem übergroßen Greifer“, scherzte Henß. Dass Jauch gesellig und bodenständig sei, mache ihn bei allen beliebt. Ihm sei es stets wichtig gewesen, dass es keinen Unterschied zwischen den freiwilligen und hauptamtlichen Feuerwehrleuten geben dürfe. Denn im Einsatz müssten alle am gleichen Strang ziehen. Diese Einstellung habe er vorgelebt. Sein Spitzname „Bembel“ mache ihn sympathisch, und wenn es nicht mehr weitergehe, habe er eine Devise: „Mir mache än Schnitt un fahre alles uff Null.“ Das wird er auch Ende 2016 machen, wenn Speiser mit seiner Ausbildung für den gehobenen Dienst fertig ist und seine eigene Altersgrenze für den Ruhestand erreicht ist. Dann will Jauch regelmäßig ins Fitnessstudio gehen und sich sportlich dem Laufen widmen. Außerdem will er Reisepläne umsetzen und seinen Enkel unterstützen, der ebenfalls bei der Feuerwehr ist. (ssa)

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