Frankenthal Hochemotionaler Ohrenschmaus

Das Konzert zum neuen Jahr mit dem Kammerorchester Schlösschen Limburgerhof ist für Lambsheim zu einer schönen Tradition geworden. Am Sonntag gastierte das Streichorchester mit Musik des 19. und 20. Jahrhunderts in der protestantischen Kirche. Als Solistin begeisterte die Geigerin Clara Werra mit einer eindrucksvollen Darbietung der Meditation aus „Thäis“ von Jules Massenet.

Lange Jahre stand Diethard Laxa am Pult bei dem Limburgerhofer Streichorchester. Nach seinem plötzlichen Tod übernahm seine Tochter Felicitas Laxa 2015 das Laienensemble aus der Vorderpfalz, das heute als Orchester der Volkshochschule des Rhein-Pfalz-Kreises firmiert. Die in Mannheim geborene und in der Metropolregion fest verwurzelte Künstlerin ist seit 2007 Mitglied der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen und dem dort angesiedelten „Schellack-Orchester“. Sie ist Konzertmeisterin des Barockorchesters „Tempesta di Musica“ und hat sich als Solistin ein breites Repertoire auf der Barockgeige erarbeitet. Langsam aber sicher hat die neue Dirigentin das Repertoire der Limburgerhofer, die in erster Linie barocke, klassische und romantische Standards pflegen, in neuere Klangwelten geleitet. In diesem Jahr präsentierte sie das Orchester zum vierten Mal in der Lambsheimer Kirche. Mit einer Programmfolge mit Musik aus dem 19. und 20. Jahrhundert bot sie neue musikalische Perspektiven – für Musiker und Publikum gleichermaßen. Für das Konzert zum neuen Jahr wählte sie mit Harald Genzmers „Sinfonietta“ für Streichorchester aus dem Jahre 1953 und Benjamin Brittens „Simple Symphonie“ von 1934 zwei für das Genre recht modere Werke, die sie an den Anfang wie den Schluss des Konzerts stellte. Noch ganz im tonalen Bereich zeigen diese Kompositionen eine für ihre Zeit neue Möglichkeit der Tonsprache auf. Die Musiker des Orchesters setzten dies mit viel Elan und Spielfreude um: bei Genzmer den forschen Drang zu neuen Ufern, bei Britten die mit viel folkloristischem Kolorit gespickte unkonventionelle Lautmalerei. Auch die Präsentation junger Solisten gehört zur guten Tradition der „Schlösschen“-Konzerte. Als solche begeisterte auch die junge Geigerin Clara Werra. Sie spielt seit der fünfte Klasse in der Erste Geige des Schulorchesters des Edith-Stein-Gymnasiums (ESG) Speyer und ist dort seit 2015 Konzertmeisterin. In diesem Jahr wird sie ihr Abitur machen und dann Musik studieren. Ihre Begabung ist vielfältig: Sie ist Konzertmeisterin beim Jugendsinfonieorchester Mannheim, Stimmführerin der Zweite Geigen im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz und seit 2018 Mitglied der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie. Zudem hat sie in der Solo- und Kammermusikwertung von „Jugend musiziert“ gewonnen. Als Sängerin gehörte sie zum Sopran der Speyerer Domsingschule und des Domchores. Seit 2017 ist sie Mitglied des A-Capella-Ensembles am ESG. Ihre Interpretation von Jules Massenets Meditation aus „Thäis“ war ein bewegender Höhepunkt des Abends. Die oft in Easy-Listening-Manier bearbeitete Weise war in der dargebotenen Fassung für Streicher und Solovioline ein romantisch-bewegter, hochemotionaler Ohrenschmaus. Werra bestach durch hingebungsvolle Gestaltungskraft und brillante Tongebung. Groß war die Bandbreite ihrer Ausdrucksmittel. So verlor sie sich nicht in Sentimentalitäten, sondern wagte auch einen durchaus zupackenden und energischen Strich. Das Publikum war begeistert und spendete frenetischen Applaus. Max Regers „Lyrisches Andante“ nach Genzmers „Sinfonietta“ und darauf folgend die „St. Paul’s Suite“ von Gustav Holst sorgten für belebende Kontraste und spornten die Musiker zum Höhenflug an. Während sie Regers Werk als inniges Tongemälde inszenierten, durfte bei Holst auch ohne Pauken und Trompeten mit allem Temperament und Draufgängertum musiziert werden. Man darf schon jetzt auf das nächste Konzert zum neuen Jahr gespannt sein und rätseln, mit welchen Werken Felicitas Laxa und das Kammerorchester Schlösschen Limburgerhof dann überraschen werden.

x