Frankenthal „Hey, was geht ab“

Fans aus drei Generationen schätzen den Mix aus Coversongs und Liedparodien der sieben Musiker.
Fans aus drei Generationen schätzen den Mix aus Coversongs und Liedparodien der sieben Musiker.

Vier Stunden Partystimmung und ein brechend volles Haus: Bei ihrem ersten Auftritt im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4 räumte die Pfälzer Partyband Grand Malör am Samstag so richtig ab.

Statt Vorgruppe gab es Bombast: Der Saal war in mystisches Blaulicht getaucht, mantraartig wiederholte die Moderation die Worte„Wieder mal zu spät und wieder mal zu laut und wieder mal nicht nüchtern“, dazu lief die Musik von Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“. Kaum auf der Bühne, fetzten die Musiker gleich los mit dem Charthit „Shut Up And Dance“. Und auf die Melodie von „Tränen lügen nicht“ lieferte die Band mit „Es war so schää, bei Grand Malör zu soi“ gleich noch eine Selbstbeschreibung nach. Entstanden 1987 aus einer Musik-Initiative der Blaskapelle Assenheim, ist die Band nach 32 Jahren und etlichen Besetzungswechseln mittlerweile nicht mehr wegzudenken aus der hiesigen Musikszene. Grand Malör spielt die Weinfeste rauf und runter und hat als Partyformation längst eine treue Fangemeinde. Und so freute sich Gleis-4-Geschäftsführerin Beate Vogel über ein volles Haus und die riesige Stimmung unter den durchweg tanzfreudigen und textsicheren Konzertbesuchern aus drei Generationen. Ihren Fokus hat die Band auf die 80er-Jahre gelegt. Sie mixt Schlager mit Rock, Neue Deutsche Welle mit Boygroup-Sound, spielt Hits von Bon Jovi und Guns n’ Roses, Spider Murphy Gang und Nena und schreckt auch vor parodistischen Genre-Fusionen, etwa von Andrea Bergs „Du hast mich tausend Mal belogen“ und Howard Carpendales unverwüstlichem Liebeskummer-Überlebenswalzer „Ti Amo“ nicht zurück. „Wir fühlen uns wohl in den 80ern“, gesteht Leadsänger Guy (Steffen Drayß). Das Publikum teilte diese Empfindung offensichtlich, schwebte bereitwillig „Völlig losgelöst“ mit Guy als Major Tom in galaktische Weiten und zelebrierte klassische Rock-Hymnen wie „The Show Must Go On“ von Queen sowie „TNT Dynamite“ von AC/DC begeistert mit. Die aktuelle Besetzung mit Elli (Michael Elsässer) am Keyboard, Josh (Jörg Landeck), Gitarre , und Kai Sauer (Bass) ist bestens eingespielt und wird von Drummer „Schlosser“ (Dirk Himminghöfer) souverän aus dem Hintergrund geführt. Am Mikrofon ergänzen sich die beiden Leadsänger Guy (Steffen Drayß) und „Tattoo-Bernd“ (Bernd Binar) bestens. Zu später Stunde überraschte Gitarrist Fabian Müller – er könnte als Zwilling des Mannheimer Comedian Bülent Ceylan durchgehen – mit starker Rockstimme und meisterte die verwegensten Riffs in Songs wie „The Final Countdown“ von Europe. Party-Musik und Mitsing-Hits: Das ist das Konzept von Grand Malör. Neues deutsches Liedgut wie „Chöre“ vom Pfälzer Chartstürmer Mark Forster aus Winnweiler, „Wenn du mich küsst“ von Kraftclub und das spaßige „Willst du“ von Rapper Alligatoah steht gleichberechtigt neben Mallorca-Hits wie „Die Nacht von Freitag auf Montag“ von Peter Wacke und „Hey, was geht ab“ von den Atzen. Das Grand-Malör-Repertoire ist konsequent am Spaßfaktor ausgerichtet und wird dabei in musikalisch astreiner Qualität serviert von sieben Typen, die sich selbst nicht besonders ernst nehmen. Leider kamen im Programm die eigenen Titel der Band etwas zu kurz. Man wünscht sich künftig mehr Kreativität und mehr Vertrauen in die Fans. Alles in allem war die Frankenthal-Premiere geglückt mit fast vierstündigem Auftritt. Dazwischenfunkte allerdings mehrmals ein kurzer Stromausfall, den die Musiker mit tatkräftiger Unterstützung der Fans, notbeleuchtet aus hundert Handy-Funzeln, ganz locker meisterten.

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