Frankenthal Freiwilligentag: Drei Projekte, wenige Teilnehmer

Den größten Zulauf in Frankenthal hatte der Förderverein für jüdisches Gedenken. 21 Helfer reinigten am Samstag Stolpersteine.
Den größten Zulauf in Frankenthal hatte der Förderverein für jüdisches Gedenken. 21 Helfer reinigten am Samstag Stolpersteine.

In der Metropolregion haben am Samstag rund 5000 Freiwillige bei 300 Aktionen mit angepackt. In Frankenthal waren drei Projekte angemeldet. Die Resonanz – insbesondere von Frankenthalern selbst – war laut Veranstaltern eher gering.

Von den 21 Helfern, die am Samstag beim Förderverein für jüdisches Gedenken Stolpersteine polierten, waren laut Vorsitzendem Herbert Baum etwa zwei Drittel aus Städten und Gemeinden in der Region nach Frankenthal gekommen. Die Teilnehmer stammten aus Böhl-Iggelheim, Dannstadt-Schauernheim und Bobenheim-Roxheim, aber auch aus Mannheim, Ludwigshafen und sogar aus Wilhelmsfeld im Odenwald. Begrüßt wurden sie von Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU), der laut Baum betonte, dass Stolpersteine immer wieder das traurige Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung rufen.

Die Messingoberfläche der Stolpersteine wird mit der Zeit dunkler und muss deshalb regelmäßig gereinigt werden.
Die Messingoberfläche der Stolpersteine wird mit der Zeit dunkler und muss deshalb regelmäßig gereinigt werden.

Neben 101 Steinen für jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden in Frankenthal auch zwei Steine zum Gedenken an politisch Verfolgte verlegt. Die Teilnehmer am Freiwilligentag seien in vier Gruppen aufgeteilt im Einsatz gewesen. Mitglieder des Fördervereins hätten an dem Tag auch immer wieder über die Menschen, die geflüchtet sind oder ermordet wurden, und deren Schicksale informiert.

Unter den Helfern von „Wir schaffen was“ beim Stolpersteinereinigen waren auch viele Jugendliche und Kinder.
Unter den Helfern von »Wir schaffen was« beim Stolpersteinereinigen waren auch viele Jugendliche und Kinder.

Der Förderverein für jüdisches Gedenken beteiligt sich seit 2016 an der Aktion mit dem Motto „Wir schaffen was“. Ziel ist es, durch die Reinigung das Nachdunkeln der Messingoberflächen zu verhindern und die eingeprägten Namen lesbar zu erhalten.

Schülerin seit sechs Jahren dabei

Auch außerhalb des Freiwilligentages können laut Baum Organisationen wie Schulen und Vereine sowie Einzelpersonen Stolpersteine reinigen. Der Verein unterstütze diese mit Ratschlägen und Putzmaterial. „Bisher war hier das Karolinen-Gymnasium besonders aktiv“, betont Baum. Unter den Helfern am Samstag sei auch die Schülerin Teresa Umlauf aus Bobenheim-Roxheim gewesen, berichtet Baum. Mit ihrer Mutter und ab und zu mit ihrem Bruder beteilige sie sich seit 2016 an der Reinigung der Stolpersteine. Ein Mädchen aus Gerolsheim habe die Aktion genutzt, um einen Praktikumsschein für die Evangelische Kirche zu machen.

Die Helfer in der Kita Odenwaldstraße: (vorne von links) Kovalenko Dmytro, Christian Schmitt, Patricia Graf und Leiterin Sarah S
Die Helfer in der Kita Odenwaldstraße: (vorne von links) Kovalenko Dmytro, Christian Schmitt, Patricia Graf und Leiterin Sarah Schwarz.

Baum kündigt außerdem eine Initiative für einen neuen Stolperstein in Bobenheim-Roxheim an. Er soll an Veronika Fränkel erinnern, die im Oktober 1940 aus der Heil-und Pflegeanstalt Frankenthal in das Lager in Gurs (Südwest-Frankreich) deportiert wurde und dort gestorben ist.

Kita-Flur dank Anstrich viel heller

Für Begeisterung bei Kindern und Kollegen sorgte die Arbeit von zehn Freiwilligen – fünf Mitarbeiter und fünf externe Helfer –, die am Samstag in der Kindertagesstätte Odenwaldstraße im Vorort Flomersheim einen Teil des Flurs gestrichen haben, berichtet Leiterin Sarah Schwarz. Der letzte Anstrich sei Jahrzehnte zurückgelegen, jetzt wirke der Bereich durch die weiße Latexfarbe und einige Umstellungen viel größer und heller.

Mit eigenen Gemeindemitgliedern stemmen die Freien Christen den Bau eines Spielplatzes. Über die Metropolregion-Aktion hatte sic
Mit eigenen Gemeindemitgliedern stemmen die Freien Christen den Bau eines Spielplatzes. Über die Metropolregion-Aktion hatte sich niemand gemeldet.

Weil der Flur mit insgesamt 180 Quadratmetern sehr groß sei, habe man sich für Samstag nur die Hälfte der Fläche vorgenommen. Für den Rest soll ein neuer Termin gesucht werden. Sie hätte sich eine größere Beteiligung von Eltern gewünscht, sagt Schwarz, die aus ihrer Erfahrung in anderen Kitas ein Fan des Freiwilligentages der Metropolregion ist.

Keine Helfer bei Spielplatz-Bau

Überhaupt keine Resonanz von außen gab es bei einer Aktion der Freien Christengemeinde in Frankenthal, die über „Wir schaffen was“ auf Unterstützung beim Bau eines Spielplatzes hoffte. Allerdings hätten sieben Freiwillige aus der Gemeinde mit Schaufel und Spaten fast die komplette Baugrube für den Spielplatz ausgehoben. „Die Teilnehmer waren so motiviert, dass sie gleich noch mit dem Wegstemmen des Betonwegs begonnen haben. Auch wurde ein Großteil des Erdaushubs gleich auf der hälftigen Rasenfläche verteilt, um diese auszugleichen, was uns natürlich die Kosten für eine fachgerechte Entsorgung erspart hat“, berichtet Koordinator Lenz Schneider. Bis der Spielplatz stehe, seien aber noch einige Arbeitseinsätze erforderlich.

In der Nachbarstadt Ludwigshafen hatten sich am Samstag rund 1700 Freiwillige in 80 Projekten engagiert.

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