Frankenthal Ende gut, (fast) alles gut

An den vier Ulmen plätschert wieder das Wasser: der Rotkäppchenbrunnen im Lauterecker Viertel.
An den vier Ulmen plätschert wieder das Wasser: der Rotkäppchenbrunnen im Lauterecker Viertel.

Am Ende waren sie aus den „Festreden“ doch noch herauszuhören, die Dissonanzen. Als kurz vor 17 Uhr am Freitag das Wasser in die Schale des Rotkäppchenbrunnens plätscherte, hatten die Anwohner der Straße An den vier Ulmen im Lauterecker Viertel jedoch ihren Frieden mit der neu gestalteten Anlage gemacht. Bei einer Blitzumfrage gab es keine Misstöne mehr. Im Gegenteil: Rund um den Brunnen wurden alte Geschichten ausgetauscht, aus der Zeit, als das Wasser für den Brunnen noch täglich im Keller eines benachbarten Gebäudes auf- und wieder abgedreht wurde. Schön. Ein Platz zum Plaudern, ein Treffpunkt im Viertel – der Weg dorthin war ein steiniger. Im Haushalt 2012 wollte die Verwaltung Geld für die Sanierung von Grünfläche und Brunnen, geschaffen von dem Kaiserslauterer Bildhauer Rudolf Henn und Anfang der 1920er-Jahre von der Baugesellschaft aufgestellt, einstellen. Der Finanzausschuss verweigerte sich. Das Projekt wurde aus dem Haushalt gestrichen, um dann als Bürgerprojekt im Dezember 2011 wieder aufzuerstehen. Symbolisch schloss sich am Freitag der Kreis. Beim Narrenauftakt 2012 übergab Ex-Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) nicht nur die Stadtschlüssel an die Fasnachter, er gab auch den Startschuss für das Bürgerprojekt. Jetzt übergab Carl Hezel (FWG), mitten im Projekt zum Motor der Bürgergruppe geworden, weil Manfred Götz aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch werfen musste, Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) den Schlüssel für die Schaltkästen der Brunnenanlage. Wieder wiederum war stiller Beobachter. Im Nachhinein gesehen war das Bürgerprojekt offenbar nicht deutlich genug umrissen. Es wurde nicht in allen Phasen von allen dynamisch unterstützt und vorangetrieben, und nicht zuletzt deshalb war es in seiner Gesamtheit eine Nummer zu groß. Noch heute steht die Urversion des Projektbeginns auf der städtischen Homepage. Eine aktive Informationspolitik, bei einem Bürgerprojekt unerlässlich, gab es nicht. Hut ab, dass alles doch noch zu einem (guten) Ende kam. Es ist der Beharrlichkeit der Bürgergruppe zu verdanken, den Sponsoren, unter ihnen viele Firmen, die trotz vieler zeitlicher Verzögerungen ihre Zusagen einhielten, und am Ende auch dem Griff in die Schatulle der Carl-Reichard-Stiftung, dass nun der Platz neu erstrahlt. Denn zwischenzeitlich drohte das Geld zu versiegen, die Baustelle zu versanden. Es gab Dissonanzen, was Bürgerprojekt und was aus städtischen Mitteln zu finanzieren sei. Die Bürgergruppe pochte darauf, nur die Zusage für den Brunnen gegeben zu haben. Die Verwaltung verwies auf den Beschluss, der die Grünfläche mit einschloss. Mit rund 41.000 Euro – 22.500 Euro für die Grünfläche, 18.500 Euro für den Brunnen –, so Hebich am Freitag, blieb das Projekt unter den veranschlagten 50.000 Euro. „Die komplette Brunnensanierung hat die Stadt fast nichts gekostet“, so Hezel stolz. Der Sachverstand in der Bürgergruppe habe Geld gespart, erkannte Hebich an. Die Pumpe sei in der Planung zu leistungsstark, die Rohre seien zu groß dimensioniert gewesen. Die Verwaltung habe für jede Änderung eine schriftliche Begründung von der Bürgergruppe gefordert, monierte Hezel. Doch er gab zu: „Wir hatten zu Beginn nicht gedacht, dass die Brunnentechnik so kompliziert ist.“ Dass nicht alles optimal gelaufen sei, räumte Hebich in seiner Rede ein. So wurde ein Teil der Grünfläche erneuert und von den Stadtwerken wieder aufgerissen. Vielleicht würde Rotkäppchen ja noch im Metallbaubetrieb von Thomas Wolf in Oppau stehen, hätte der nicht vor wenigen Wochen einfach gesagt, dass er die von der Steinmetz-Meisterschule aufgefrischte Brunnenfigur jetzt zurückbringe. Ein letzter Misston: Nicht einmal auf eine gemeinsame Einladung zur Übergabe des neu gestalteten Platzes konnten sich Verwaltung und Bürgergruppe einigen. Am Freitag stand Rotkäppchen wieder im Regen, dieses Mal war es jedoch echter. Die Figur nahm den Trubel rund um den Brunnen gelassen hin. Es gab ein Schlückchen Sekt, ausgeschenkt von Gisela Witte, die sich in der Verwaltung laut Hezel redlich um den Fortgang des Projekts gekümmert hatte. Von welcher Marke? Na klar, Rotkäppchen.

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