Frankenthal Damit das Licht nicht ausgeht

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Mit der Energieberatung hat die auch für Frankenthal und Umland zuständige Verbraucherzentrale Ludwigshafen ihr Beratungsprogramm um einen weiteren kostenlosen Baustein erweitert. An vier Tagen in der Woche kümmert sich die Juristin Anke Buchwald um Bürger mit niedrigem Einkommen, die Probleme mit den gestiegenen Energiekosten haben. Gemeinsam mit den Betroffenen sucht sie nach individuellen Auswegen aus der Energie-Schulden-Falle.

In einem Pilotprojekt startete die Verbraucherzentrale in Mainz eine Studie und untersuchte zwei Jahre lang 184 Einzelfälle. Projektleiterin Antje Kahlheber hat viel Erfahrung mit Menschen, die wegen zu hoher Energiekosten in Zahlungsrückstände bis hin zur Sperrung der Stromversorgung geraten sind. In 83 Prozent der Fälle konnte die Energieberatung helfen: Versorgungssperren wurden aufgehoben und die Hilfesuchenden bekamen Lösungskonzepte zur Entschuldung. Ein halbes Jahr nach Abschluss der Beratung waren die Betroffenen nicht mehr in Zahlungsschwierigkeiten. Hierfür vermittelte Antje Kahlheber zwischen Energieversorgern und Jobcenter. Wenn nötig, bezog sie auch Vermieter mit ein, um ihre Klienten zu unterstützen. „Für den Vermieter ist eine elektrische Warmwasserbereitung oft eine kostensparende Lösung. Der Mieter hat dann aber sehr hohe Energiekosten. Während eine Kilowattstunde Gas etwa sechs Cent kostet, kostet die gleiche Menge Energie mit Strom etwa das Fünffache“, sagt Kahlheber. Da reiche die Pauschale für Strom, die das Jobcenter Arbeitslosen zahlt, oft nicht aus. „Die Wenigsten wissen, dass man für elektrische Warmwasserbereitung einen zusätzlichen Zuschuss beantragen kann“, zeigt Antje Kahlheber eine Lösung auf. Da die meisten ihrer Kunden nicht in der Lage sind, einen solchen Antrag zu stellen, hilft sie dabei und hakt nach, wenn die Bearbeitungsfrist sich in die Länge zieht. Die Beraterin hilft auch, herauszufinden, welche Stromfresser im Haushalt hohe Energiekosten verursachen. „Oft ist das ein Wäschetrockner, der einfach durch eine konventionelle Wäscheleine zu ersetzen ist, wenn Familien mit geringem Einkommen ihre Stromkosten senken wollen“, erklärt sie. Kahlheber unterstützt auch bei der Auswahl eines günstigen Energieversorgers. In einigen Fällen ist gar nicht der Verbrauch schuld an zu hohen Energiekosten. Manchmal sind Stromkreise nicht richtig voneinander getrennt, bei der Ablesung werden Zähler vertauscht oder es liegt Stromdiebstahl vor, so die Beraterin. Für herkömmliche Schuldnerberatungsstellen ist gerade das Thema Energie oft unübersichtlich. „Wir arbeiten deshalb mit zahlreichen Kooperationspartnern zusammen“, berichtet Antje Kahlheber. In Ludwigshafen sind dies die Schuldnerberatungsstellen, Wohlfahrtsverbände, der Deutsche Mieterbund und unterschiedliche Behörden. Das gemeinsame Ziel: „Menschen in schwierigen Lebenssituationen sollen bei der Energieversorgung nicht auf der Strecke bleiben“, sagt Antje Kahlheber. Das Mainzer Pilotprojekt war so erfolgreich, dass das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung die Energieberatung landesweit fördert. In Ludwigshafen ist seit August Anke Buchwald mit dieser Aufgabe betraut. Bis zum Jahresende hofft die blonde Mittdreißigerin, je nach Aufwand, noch bei 50 bis 100 Einzelfällen beratend zur Seite stehen zu können. Ihr Büro in der Wredestraße liegt gleich gegenüber der Ludwigskirche. Viermal in der Woche pendelt die Juristin energiesparend per Zug aus Neustadt in die Büroräume der Verbraucherzentrale Ludwigshafen. „Ich hoffe, dass die Menschen zu mir Vertrauen fassen und ich möglichst vielen helfen kann“, wünscht sich die gebürtige Bielefelderin. Da die Finanzierung der kostenlosen Energieberatung in Ludwigshafen nur bis zum Jahresende gesichert ist und die Einzelberatung mehrere Monate dauern kann, sollten hilfesuchende Bürger möglichst umgehend einen Termin vereinbaren. Kontakt Verbraucherzentrale, Beratungsstelle Ludwigshafen, Wredestraße 33. Terminvereinbarung für die Energieberatung unter Telefon 0800 6075700 (kostenlos) oder per E-Mail unter energie@vz-rlp.de. Beratungszeit: Montag bis Donnerstag, 10 bis 16 Uhr.

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