Frankenthal Arbeitskreis Asyl in Frankenthal zieht Fazit

NACHGEHAKT: Bei der Vermittlung von Wohnungen und Arbeit an Flüchtlinge gebe es in Frankenthal ermutigende Erfolge. Das haben Mitglieder des Arbeitskreises Asyl im Gespräch mit der RHEINPFALZ hervorgehoben. Weitere Helfer seien willkommen.

Für manche Flüchtlingsfamilien ist sie mittlerweile „die Oma“: Ute Hatzfeld, die zu den Aktiven im Arbeitskreis Asyl gehört. In den Quartieren Am Nußbaum in Mörsch, in der Heßheimer Straße und in der Hammstraße hat sie Kontakte geknüpft, begleitet Familien dort im Alltag, hilft ihnen, sich mit Behörden, Schulen, Ärzten oder Jobcenter auseinanderzusetzen. Als die Isenachsporthalle 2015 in Flomersheim zum Flüchtlings-Notquartier wurde, gehörte Frédérique Buisson-Koch zu den Freiwilligen, die sich dort zu engagieren begannen – und auch dabei blieben, als die Neuankömmlinge in Hallen auf dem Festplatz Benderstraße umziehen mussten. Im Schnitt etwa 25 Jahre alt seien die alleinstehenden Männer dort, sagt die Eppsteinerin. Manche wirkten „sehr zielstrebig“, andere hätten enorme Probleme, sich zurechtzufinden: „Die sind immer noch nicht angekommen, obwohl sie schon 15 Monate da sind.“ Über den Verein Selam-Eritrea-Hilfe bekam der Eppsteiner Hans Dropmann erste Einblicke in Flüchtlingsschicksale. Einige Männer im Heim Albertstraße „betreue ich immer noch“, sagt er. Der wöchentliche Treff zum Fußballspiel, jetzt bei der DJK Eppstein, sei für Flüchtlinge eine wichtige Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen. Positiv hervorzuheben sind aus Sicht Dropmanns, Mitglied der CDU-Stadtratsfraktion, auch die Beiträge der christlichen Kirchen und islamischen Gemeinden. Ein „großes Dankeschön“ müsse an die Frankenthaler Bevölkerung gehen, die mit Sachspenden großzügig geholfen habe. Ganz entscheidend sei die Arbeit von Koordinatorin Marit Unger-Fellmann: „Die macht hier einen Riesen-Job. Und das ist nicht immer einfach, weil auch die Helfer nicht immer einfach sind.“ Zu denken, dass die Aufgaben mit der rückläufigen Zahl von Neuankömmlingen nun weniger würden, wäre ein Fehlschluss, halten die Aktiven des Arbeitskreises Asyl fest. Wenn Flüchtlinge rechtlich anerkannt seien – und das erreichten zurzeit vor allem Syrer –, „dann geht die Arbeit erst richtig los“, sagt Ute Hatzfeld. „Wir können uns nicht leisten, diese Menschen allein zu lassen“, sagt Bernhard Dopmann. „Wir müssen ihnen helfen, es geht um Hilfe zur Selbsthilfe.“ Gerade die Jüngeren „wollen arbeiten“, betont Dropmann; daher sei es wichtig, Praktikumsplätze vermitteln zu können. Dieser praktische Einstieg sei erfolgversprechend, stimmt ihm Frédérique Buisson-Koch zu. Ihre eigene Erfahrung bestätige das: Jüngst sei es gelungen, in Verbindung mit einem Sprachkurs vier von sechs Praktikanten die Chance auf eine Ausbildung zu eröffnen. Wohnen ist ein weiteres großes Thema, um das sich Mitarbeiter des Arbeitskreises kümmern. Alleine wären viele anerkannte Flüchtlinge mit der Aufgabe überfordert, sich eine Wohnung zu suchen und den Umzug zu organisieren, schätzen sie. Schon die Erstellung der Kostenvoranschläge, die das Jobcenter fordere, sei kompliziert, sagt Hatzfeld. Im angespannten Wohnungsmarkt etwas Geeignetes zu finden, sei nicht einfach. Dennoch: „Dieses Jahr habe ich schon zehn Wohnungen gesucht und gefunden.“ Die Arbeit der Stadtverwaltung bewertet Hatzfeld zum Teil kritisch: Vom Sozialamt komme nur unzureichende Unterstützung. Für Frédérique Buisson-Koch sind insbesondere die unverändert schwierigen Wohnverhältnisse in den Unterkünften auf dem Festplatz ein Ärgernis: Für die Bewohner dort gebe es keine Möglichkeit, sich in eine ruhigere Zone zurückzuziehen, um zu lesen, zu lernen oder sich entspannen zu können. Der Versuch, in Halle 4 mit gespendeten Einrichtungsstücken eine solche Zone einzurichten, sei gescheitert: „Es hieß, wegen des Brandschutzes geht das so nicht. Wir mussten dann alles zum Sperrmüll geben.“ Andererseits aber zeigten sich die Menschen, denen geholfen werde, sehr dankbar – und das motiviere einen dann selbst wieder, sagen die Helfer des Arbeitskreises. „Da heißt es dann zum Beispiel: Bleib da zum Tee“, sagt Hans Dropmann. „Das ist ein schöner Lohn für uns.“ Besonders erfreulich sei, dass „auch Flüchtlinge sich mittlerweile als Teil des Arbeitskreises sehen und einige auch aktiv mitarbeiten“, sagt Koordinatorin Marit Unger-Fellmann. Diese Personen seien dann auch „wichtige Multiplikatoren“. An Sprachproblemen scheitere man nicht mehr: Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge hätten mittlerweile zumindest Grundkenntnisse in Deutsch erworben, sagt Frédérique Buisson-Koch. Und wenn es doch noch hake, gebe es auch improvisierte Lösungen wie die, dass per Handy ein Sprachkundiger mit einbezogen werde, der dann beim Übersetzen helfe, berichtet Marit Unger-Fellmann. Über weitere Unterstützer würde sich der Arbeitskreis freuen. Sprachvermittlung im umfassenden Sinn ist ein Feld, auf dem noch mehr getan werden könnte, sagen die Aktiven – und sei es nur das Üben von Alltagsgesprächen. Willkommen wären Bürger, die gelegentlich Fahr- und Transportdienste übernehmen könnten. Stets gefragt seien Praktikums- und Ausbildungsangebote. KONTAKT Wer sich für Flüchtlinge engagieren möchte, kann sich wenden an die Stadtverwaltung, Telefon 06233 89-464, E-Mail integration@frankenthal.de, oder an das Haus der Diakonie, Beratungsstelle für Flüchtlinge, Karolinenstraße 29, Frankenthal, Telefon 06233 30546-40, E-Mail marit.unger-fellmann@diakonie-pfalz.de. Offene Sprechstunde ist hier mittwochs und freitags, 9 bis 12 Uhr.

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