Frankenthal Baden im Rhein: Idyll mit Tücken

Abkühlung für Zwei- und Vierbeiner: Andrea Buttmann aus Ludwigshafen kommt gerne mit ihrem Hund an den Kiesstrand unter der Theo
Abkühlung für Zwei- und Vierbeiner: Andrea Buttmann aus Ludwigshafen kommt gerne mit ihrem Hund an den Kiesstrand unter der Theodor-Heus-Brücke. Dass 100 Meter vor und nach der Brücke Schwimmen aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist, scheint einige nicht abzuhalten.

Abkühlung im Fluss nicht grundsätzlich verboten – Wasserschutzpolizei warnt aber vor Strömungen und dem Schiffsverkehr

Als Alternative zum Schwimmbad oder als Abkühlung für Vierbeiner: Die flachen Kiesstrände unter der Theodor-Heuss-Brücke sind im Hochsommer ein Geheimtipp für Badende und Sonnenhungrige. Verboten ist das Schwimmen im Rhein nicht. Die Wasserschutzpolizei warnt aber davor, die Gefahren zu unterschätzen. Oben wälzt sich der Verkehr auf der Autobahn 6 über die Brücke, die von vielen Frankenthalern Rheinbrücke genannt wird. Blendet man den Verkehrslärm aus, ist es unter den steinernen Bögen idyllisch. Die Kieselsteine sind klein, stellenweise hat sie der Fluss zu Sand zermahlen. Schätzungsweise 50 Gäste haben es sich an diesem Nachmittag am Rheinstrand gemütlich gemacht. „Es ist hier wunderbar. Wenn ein Schiff kommt und Wellen macht, ist es fast wie am Meer“, sagt ein 33-jähriger Oppauer, den das Verkehrsrauschen weniger stört als der Müll, den manche Badegäste hinterlassen. „So viel Schmutz, das muss doch nicht sein“, sagt er und weist auf Reste von Holzkohle und Glasscherben hin.

"Für die Hunde ist es genial"

Ein Lampertheimer findet, dass diese Badestelle viel besser als die überfüllten Schwimmbäder sei. In Sichtweise planscht ein achtjähriger Junge. „Das ist mein Sohn“, erklärt der Mann. „Wenn er im Rhein badet, lasse ich ihn nicht aus den Augen.“ Neben einem Pärchen aus der Pfingstweide logiert eine Familie aus der Ludwigshafener Innenstadt mit drei Generationen und drei Hunden. „Direkt in Ludwigshafen dürfen wir nicht in den Rhein. Und für unsere Hunde ist es genial, dass sie hier frei herumlaufen dürfen“, meint die Oma. Sie wirft mit ihrer dreijährigen Enkelin Stöckchen in den Fluss, die von den Vierbeinern begeistert apportiert werden. Rheinbaden an der Theodor-Heuss-Brücke steht zwar nicht auf der Verbotsliste der Wasserschutzpolizei, Brücken sind aber beim Fluss-Schwimmen zu meiden. Wo man Rheinbaden darf, ist detailliert geregelt in der Verordnung über das Baden in den Bundeswasserstraßen Rhein, Neckar, Main, Lahn, Mosel und Saar im Bereich der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mainz. So ist bei der Reede Ludwigshafen das Baden und Schwimmen verboten. Einzig im Bereich der Parkinsel von Rheinkilometer 422,31 bis 423,34 ist es gestattet.

Verwirbelungen an Brückenpfeilern

Der Rheinkilometer 432,6 – also die Stelle, an der die Theodor-Heuss-Brücke in der Nähe der BASF-Kläranlage den Rhein überspannt, wird in der Verbotsliste nicht genannt. Doch Klaus Schniering, Pressesprecher der Wasserschutzpolizei Rheinland-Pfalz, verweist auf Paragraf 8.10 der Binnenschifffahrtsstraßenverordnung des Bundes, der Bade- und Schwimmverbote regelt. Hier steht unter anderem: 100 Meter vor und nach Brücken darf man nicht ins Wasser. „An Brückenpfeilern können Verwirbelungen auftreten, da hat man als Schwimmer Schwierigkeiten, davon wegzukommen“, erklärt Schniering. Die Liste der Verhaltensmaßregeln für Baden in Flüssen sei nicht umsonst lang. „Es ist sehr gefährlich.“ Zum einen wird das Strömungsverhalten des Wassers durch stationäre Hindernisse wie Brücken und Schleusen verändert. Zum anderen ist der Schiffsverkehr für Schwimmer tückisch. „Moderne Schiffe haben 1000 PS und mehr. Schwimmt man neben einem großen Schiff, kann die Seitenströmung einen unter das Schiff ziehen – da ist die Überlebenschance gleich Null“, warnt der Experte. Zudem sei der Anhalteweg auf dem Wasser viel länger als auf der Straße. „Und der tote Winkel von Containerschiffen vor dem Bug beträgt 350 Meter.“ Auch die durch Binnenschiffe verursachten Wellen am Ufer seien nicht zu unterschätzen. Sie könnten Kleinkinder mitreißen.

Großeinsatz ausgelöst

Das Baden im Rhein hat nach Einschätzung Schnierings nicht zugenommen. „Wir führen dazu keine Statistik. Doch in der heißen Jahreszeit ist es Tatsache, dass mehr Leute Erholung am Wasser suchen.“ Daher hat die Wasserschutzpolizei Ludwigshafen, die normalerweise für die Kontrolle der Berufs- und Sportschifffahrer zwischen Worms und Ludwigshafen zuständig ist, derzeit die Rheinschwimmer verstärkt im Blick. So entdeckten die Beamten kürzlich an der Rheingalerie in Ludwigshafen zwei Männer, die im Rhein unterwegs waren. Die Folge: ein Großeinsatz von Feuerwehr, Feuerlöschboot und Rettungshubschrauber.

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