Donnersbergkreis „Wir fahren Luft“

Oft sind die Busse leer: Die Stadtbuslinie „Residenz-Renner“ wird in Kirchheimbolanden nicht wie erhofft angenommen.
Oft sind die Busse leer: Die Stadtbuslinie »Residenz-Renner« wird in Kirchheimbolanden nicht wie erhofft angenommen.

Oft gewünscht, nach Einführung jedoch wenig genutzt: Das ist eine erste, ernüchternde Bilanz der im Januar 2017 eingeführten Stadtbuslinie „Residenz-Renner“. Auf der gemeinsamen Sitzung des Bauausschusses und des Ausschusses für Verkehr und Stadtentwicklung des Stadtrates am Mittwoch wurde nach Ursachen, aber auch nach neuen Ansätzen gesucht.

Gunter Spieß und Gerhard Fries vom Reisedienst Krauss & Wolff Reisen GmbH, dessen Kleinbusse drei Strecken bedienen, hatten Zahlen mitgebracht. Am besten wird demnach noch die Linie 927 genutzt, die am Bahnhof beginnt und endet und Kreisverwaltung, Schlossgarten, Haider Straße, Danziger und Schlesienstraße, Haide und zwei Haltestellen am Kupferberg einbindet, ehe es retour gen Stadt geht. Täglich zehn Verbindungen von Montag bis Freitag zwischen 5.30 und 18.02 Uhr, drei am Samstag. Die zehn Werktagsfahrten nutzen pro Tag 23 bis 27 Fahrgäste, oft seien die Busse aber auch ganz leer, sagte Spieß. Für die Linie 928, die Bischheim, Rittersheim, Gauersheim, Stetten, Ilbesheim und Morschheim an Kirchheimbolanden bindet, sieht das erste Fazit noch trüber aus: „Bei acht Fahrten 13 bis 15 Nutzer täglich ist auch nicht viel“, so Spieß. Zur absoluten Luftnummer scheint sich die Linie 929 entwickelt zu haben, die vom Bahnhof über Hölzchen, DM-Markt und Krankenhaus bis zum Michaelshof und retour führt. Gerade die Anbindung der Fachkliniken Michaelshof sei gewünscht worden, berichtete Spieß, „aber auf dieser Linie fahren wir Luft“. Zwar habe man dem Donnersbergkreis, für den das Unternehmen 2017 den Linienverkehr verantwortlich übernommen hat, zugesagt, die neuen Verbindungen „vier Jahre durchzuziehen“, aber: „Vier Jahre mit Null, das ist zu viel.“ Der Linie 929 droht daher, zumal das daran liegende Krankenhaus auch anderweitig in den Busfahrplan eingebunden ist, das Aus zum nächsten Fahrplanwechsel im Sommer. Aber nicht ersatzlos. Vielmehr kann man sich vorstellen, dass der kleine Residenz-Renner zusätzlich den hinteren, am Wald gelegenen Teil des Kupferbergs ansteuert und so die Frequenz auf der Linie 927 steigert. Die örtlichen Voraussetzungen dafür will der Verkehrsdienstleister erkunden und möglichst zum nächsten Fahrplanwechsel umsetzen. Das Wohlwollen beider Ausschüsse hatte er schon mal in der Sitzung am Mittwoch. Was aber hält die Leute ab, den Kleinbus für Einkäufe, Arzttermine oder einen Cafébesuch zu nutzen? Einen Grund nannte Spieß selbst: der Fahrpreis. Einmal Kupferberg – Innenstadt kostet 2,10 Euro, mit Rückticket 4,20 Euro. Gunter Spieß verwies darauf, dass das Unternehmen auf diesen Preis keinen Einfluss habe, sondern der verpflichtenden Anwendung der Tarife im Verkehrsverbund Rhein-Neckar folge. Sein Kollege Gerhard Fries wies jedoch auf das Beispiel Grünstadt hin, wo die Stadt für so ein Busangebot Geld zuschießt und die Tageskarte für beliebig viele Fahrten daher nur 2,40 Euro kostet – was mit starker Nutzung honoriert wird, wie Stefan Schauß auf Nachfrage hörte. Dagegen sei der Kirchheimbolander Residenz-Renner „im Moment reine Energieverschwendung“, so das Resümee des FWG-Mannes. Was er aber nicht bleiben muss. Gemeinsam wollen Stadt und Verkehrsbetrieb in der Sache nun Kontakt mit dem Verkehrsverbund suchen, der ohnehin einer Zuschuss-Lösung zustimmen müsste, und erst einmal eruieren, wie hoch dieser Stadtzuschuss sein müsste, um auf einen nutzerfreundlichen Preis für die Fahrgäste zu kommen. Aufgeschlossen für ein solches Vorgehen zeigten sich die Ausschussmitglieder. Sie sahen gleichzeitig die Notwendigkeit einer besseren Werbung für die an sich „tolle Sache“ (Michael Juppe, CDU). Spieß regte etwa Flyer für alle Haushalte an.

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