Kirchheimbolanden Was hinter den geheimnisvollen Briefen von Kirchheimbolanden steckt

Vor einige Tagen war ein Brief von „for.colouful.life“ an der Wutz auf dem Römerplatz in Kirchheimbolanden zu finden.
Vor einige Tagen war ein Brief von »for.colouful.life« an der Wutz auf dem Römerplatz in Kirchheimbolanden zu finden.

Vielleicht hat der eine oder andere sie schon einmal gesehen: scheinbar herrenlose, geheimnisvolle Briefe, die an der Wutz auf dem Römerplatz, am Roten Turm oder am Kunstautomat lehnen. Sie enthalten ganz besondere Botschaften und können einfach mitgenommen werden.

Wo die Briefe zu finden sind, wird auf der Instagramseite „for.colourful.life“ (auf Deutsch: „für ein farbenfrohes Leben“) mitgeteilt, oder man findet sie eben rein zufällig beim Spazieren durch die Stadt. Wer hinter „for.colourful.life“ steckt, soll nicht verraten werden. „Es geht einfach nur darum, Menschen eine Freude zu machen“, sagt die Frau, die das Projekt hier in der Region initiiert hat. Sie liebt es, Briefe zu schreiben – per Hand, auf schönem Briefpapier und mit Füller. Seit 2004 hat sie mehrere Brieffreundinnen und das Briefeschreiben ist ein liebgewonnenes Hobby geworden.

Im Sommer 2020 kam es dann zum Briefprojekt, das eine Brieffreundin auf Instagram als „dettandjornfeld“ in Nordrhein-Westfalen begonnen hat. „Als sie mir in einem ihrer Briefe von diesem Projekt erzählte, war ich sofort Feuer und Flamme und sagte ihr, ich möchte auch mitmachen.“ Anfangs gab es um die fünf verschiedene Brieftexte, inzwischen sind es 20. Von Zeit zu Zeit werden neue Texte entwickelt und ausgetauscht.

Briefe werden deutschlandweit verteilt

In den Briefen geht es um Motivation, liebe Worte und Aufmunterung, es gibt auch Texte, die zum Nachdenken anregen oder Fragen zur Selbstfindung enthalten. „Gerade in der heutigen Zeit, wo es so viele Probleme, Sorgen und Ängste bei vielen Menschen gibt, möchten wir mit unseren Briefen ein bisschen Freude und Hoffnung bringen“, sagt die Schreiberin, die aus der Nähe von Mainz stammt. Jeder Brief sei etwas Besonderes und einzigartig und könne von jedem, der ihn findet, mitgenommen werden.

Einen festen Turnus, wann und wo Briefe verteilt werden, gibt es nicht. Immer wenn es sich anbietet, steckt sie ein paar Briefe ein, etwa beim Einkaufen, auf dem Weg zu Arztterminen oder im Urlaub und verteilt sie an Plätzen, die ihr ins Auge fallen. So sind die Briefe deutschlandweit zu finden. Nach Kibo kam sie durchs Geocachen mit ihrem Mann. „Wir waren sicher nicht das letzte Mal in dieser Gegend. Einige Geocaches im Donnersbergkreis haben wir noch offen, die wir irgendwann noch machen wollen.“

„Menschen Lächeln aufs Gesicht zaubern“

Seit 2020 ist einiges passiert: Es sind nicht mehr nur bunte Umschläge, in denen die Briefe verteilt werden, sie werden zusätzlich mit Motivationssprüchen beklebt. Außerdem werden kleine Spruchkarten beigelegt – Aufmunterungen oder Mutmacher, die in den Geldbeutel passen. Seit einiger Zeit sind auch Schmunzelsteine mit einem kleinen Gedicht dabei. „Es soll den Menschen einfach ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.“

Um die Briefaktion „for.colourful.life“ etwas bekannter zu machen, wird die gleichnamige Instagramseite genutzt. Aber passt Briefeschreiben und Soziale Medien überhaupt zusammen? Zunächst ist es ihr wichtig, dass mit den Briefen jeder erreicht werden kann. „Das ist viel schöner und persönlicher, wenn man einen ,richtigen’ Brief in den Händen hält.“ Instagram kommt vor allem ins Spiel, „damit die Menschen die Möglichkeit haben, mir eine kurze Nachricht zukommen zu lassen“.

Positiv und optimistisch

Die Hauptbotschaft in den Briefen ist, dass jeder Mensch, egal ob er jung oder alt, groß oder klein, dick oder dünn ist, egal welche Nationalität oder Religion er hat, es dennoch wert ist, akzeptiert und geliebt zu werden. „Ausgrenzung wird uns nicht weiterhelfen. Es ist wichtig, dass die Menschen zusammenhalten. Nur so können wir ein friedliches Miteinander haben.“

Die Frau hinter „for.colourful.life“ erzählt, dass sie es selbst in ihrem Leben nicht einfach hatte: „Ich musste lernen, mich selbst so zu akzeptieren und zu lieben, wie ich bin mit meinen Fehlern und meinen Ängsten.“ Einer der Briefe enthält deswegen ihre persönliche Lebensgeschichte, „um anderen Menschen Mut zu machen, dass auch sie es schaffen können, das Leben positiv anzupacken und optimistisch zu sein“.

Das Richtige tun

Am meisten freuen sich die Briefeschreiber, wenn sie Rückmeldungen von dankbaren Briefefindern bekommen. „Das ist für uns ein großes Kompliment und wir haben auf jeden Fall das Gefühl, das Richtige zu tun.“ Eine Person habe zum Beispiel einen ihrer Briefe in einem Ärztehaus gefunden, kurz bevor sie zu einer OP musste. Der Brief habe ihr viel Mut gemacht und auch etwas die Angst genommen. „Wenn ich auch nur ab und zu ein paar Menschen mit meinen Briefen erreichen und ihnen Mut oder Hoffnung geben kann, dann bestärkt mich das, genau so weiterzumachen.“

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