Donnersbergkreis Unter den Orgeln im Kreis die Jüngste

Wie die barocke evangelische Kirche Morschheim (mit der Jahresangabe 1626 in einem eingemauerten Stein im Chorraum) ist auch die Orgel ein Kleinod handwerklicher Kunst. Wie in der Peterskirche fügt sich die jüngere Orgel durch den historischen Prospekt (Gehäuse) trotz modernstem Innenleben stilistisch harmonisch in das Erscheinungsbild und präsentiert sich dem Betrachter unbedingt als Einheit.

Schon die Steinmeyer-Orgel von 1920 wurde in den barocken Prospekt damals eingebaut, um dessen optische Wirkung zu nutzen. Allerdings nur zu dekorativen Zwecken. Die vorhandenen Pfeifen wurden in dieser Zeit der über Jahrzehnte spielbereiten Steinmeyer-Orgel nicht genutzt. Schließlich war diese nach vielen Jahrzehnten der Nutzung nicht mehr funktionsfähig. Anstatt größerer Reparatur- und Modernisierungsmaßnahmen entschieden sich die Verantwortlichen für einen Neubau. Und der spiegelt die sich immer wieder wandelnden musikästhetischen Auffassungen wider: Die Orgeldisposition und -konzeption des Esthaler Orgel-, Klavier- und Cembalobauers Gerhard Kuhn (aus Altersgründen wurde der Betrieb 2012 abgemeldet) ging wieder von einer teilweisen Einbeziehung historischer Pfeifen aus. Das stellte sich beim Orgelrundgang mit eingehörten Klangproben als sinnvoll heraus. Mit der mechanischen Traktur – davor bei der Steinmeyer-Orgel eine pneumatische – konnte die Orgel flächenmäßig zurückgebaut werden, was der Begehung und Nutzung der Empore zugute kam. Auf den zwei Manualen ist ein etwas verringerter Tonumfang zu überbrücken – etwa durch Oktavieren –, und auffällig ist auch als Erschwernis für den Spieler, dass das Pedal nicht direkt unter dem Manual angebracht ist, was zu ungewohnten Verschiebungen führt. Auch ist der Spieltisch recht eng an die Brüstung der Empore gesetzt, was gewöhnungsbedürftig, aber zu bewältigen ist. In den zehn Registern zeigt sich ein frühbarockes, lichtes Klangbild, wobei eine Mixtur die Klangfülle erweitert. Besonderheiten sind ein offenes Streicherregister (Salicional) und ein Posaunenregister, das zwar vorgesehen ist, aber bislang nicht eingebaut wurde. Von zehn Registern sind immerhin drei Flötenregister mit einem auffallend lichten, pastosen und weichen Klang prägend. Überhaupt ist der hervorragende Klangeindruck von bestechender Klarheit ohne Härten und Schärfen geprägt. Dazu für den Spieler eine Erleichterung durch beste Ansprache, sodass schnellste Passagen akkurat wiedergegeben werden können. Die Prinzipale sind wichtige Orgelregister, die den Kernbestand einer Orgel bilden. Sie bestehen wie hier aus zylindrisch offenen Labialpfeifen mittlerer Mensur. In Morschheim klingt das Prinzipalregister sehr zurückhaltend, erinnert Bezirkskantor Martin Reitzig an frühbarocke Dezenz des Orgelklangs. Nach Reitzigs Kenntnisstand ist diese Orgel die neueste Anschaffung im Donnersbergkreis und in seinem Dekanat. Mit damals 155.000 Mark war ihre Anschaffung ein finanzieller Kraftakt, der sich gelohnt hat. Reitzig spielte damals bei der festlichen Einweihung.

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